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nmz-archiv
nmz 2005/02 | Seite 41
54. Jahrgang | Februar
Noten
Für die ersten Schritte mit dem Geigenkasten
Materialien für den Violin- und Bratschenunterricht
Beate Lauer: Geigen mit Kastor und Pollux, Zimmermann 2002
Ist bestimmt für Kinder ab fünf Jahren im Einzel-
und Gruppenunterricht. Die konzeptionelle Gewichtung der beiden
Unterrichtsarten wird im Vorwort des Heftes nicht thematisiert.
Zweifellos entsprechen aber Inhalt und Erscheinungsbild der Schule
den Anforderungen des Gruppenunterrichtes mit kleinen Anfängern
in besonderer Weise. Die phantasievolle Gestaltung des Heftes
spricht Kinder im Vor- und Grundschulalter sicher unmittelbar
an. Der mehrfarbige Einband, vor allem aber die bilderreiche Sprache,
die Figuren Kastor und Pollux als ständige Begleiter und
die gelungenen Illustrationen von Christel Marquardt lassen Übungen
und Erklärungen zum Erlebnis werden, das nachhaltig motivierend
wirkt. Dass die gewählte Schriftart allerdings für Schuleinsteiger
neben dem (für Erwachsene) reizvollen äußeren
Erscheinungsbild gelegentlich Verwirrung stiftet, ist ein Erfahrungswert,
der vielleicht bei einer weiteren Auflage Berücksichtigung
finden könnte. Fachlich und didaktisch folgt diese Arbeit
gesicherten Wegen. Behandlung von Körperhaltung, Geigenhaltung,
des Aufbaus der linken Hand und des Bogengriffs findet man ähnlich
bei vielen aktuellen Schulen. Auf zwei auffällige Elemente
sei hier hingewiesen: die Stellung des linken Daumens ist nach
mittlerweile gesicherter Kenntnis abhängig von der individuellen
anatomischen Ausprägung der jeweiligen Hand. Eine Festlegung
durch eine Schule („gegenüber dem ersten Finger“)
empfiehlt sich daher eher nicht. Das vorgegebene Übungs-
und Spielmaterial zur Einführung des ersten bis vierten Fingers
bedarf sicher in der Praxis häufig der Ergänzung aus
anderen Schulen oder durch Eigennotierung der jeweiligen Lehrkräfte.
Schülerinnen und Schüler mit gutem Übepensum und
schneller Auffassungsgabe kommen mit dem vorhandenen Material
aus. Generell zeichnet sich „Geigen mit Kastor und Pollux“
aber durch großen Einfallsreichtum bei der Entdeckung des
Instruments und seiner Spielweise aus. Alle für den Anfangsunterricht
wichtigen spieltechnischen Bausteine werden in Bilder oder kleine
Spiele und Lieder verpackt. Der Bogenflieger, die Erdumkreisung,
der Specht im Wald, oder klingende Schaukelstühle ersetzen
trockene Begriffe und Spielanweisungen. Gleiches gilt für
die Einführung grundlegender musiktheoretischer Elemente
wie Takt = Notenhaus, Notenwert = Notenkind oder Mutter = Vaternote.
Eine willkommene Bereicherung für den Unterricht.
Maria Marek Moscher: Frei und mit Freude spielen. Violinschule
und Violaschule in drei Bänden, Eigen-Verlag
Der Titel der Schule ist gleichzeitig Programm. Ziel der Autorin
ist es, von Beginn an größten Wert auf möglichst
entspannte Haltung von Instrument und Bogen zu legen und durch
akribisch genaue Einführung und gründliche Verankerung
aller Bewegungsabläufe möglichst allen Fehlentwicklungen
vorzubeugen. Ihr großes Vorbild David Oistrach stand Pate
bei der äußerst soliden Grundlagenarbeit, die bei konsequenter
Anwendung sicherlich einen erfolgversprechenden Weg zum Geigenspiel
darstellt. Neben der sehr gründlichen Behandlung aller spieltechnischer
Details ist besonders auffällig die Einführung der linken
Hand über die vierte Lage, der im zweiten Heft zunächst
die erste und die siebte folgen. In Band drei werden dann die
dritte und die zweite Lage eingeführt. Erst spät, ebenfalls
im dritten Heft, wechselt die linke Hand von der ersten in die
zweite Griffart. Hintergrund ist das Ziel, die Quartstellung der
linken Hand so sicher wie möglich zu fundieren, bevor durch
zu früh behandelte Halbtonverschiebungen die Intonationssicherheit
gefährdet wird.
Dem Titel entsprechend wird mit dieser Schule angestrebt, durch
freies und technisch zuverlässiges und sicheres Spiel für
die Schülerinnen und Schüler die Erfolgserlebnisse und
damit die Freude an den eigenen instrumentalen und musikalischen
Fähigkeiten quasi unausweichlich herbeizuführen. Ein
Weg, der auf lange und erfolgreiche Tradition gegründet ist,
der aber aufgrund seines stringenten Anspruches sicher ein relativ
begrenztes Klientel finden wird. Parallel zu der Geigenschule
hat Maria Marek Moscher die mehr oder wenig identische Violaschule
vorgelegt, die darauf abzielt, den Nachwuchs der Bratscher ohne
den Umweg über die Geige direkt ans Instrument zu führen
und nach den gleichen technischen und musikalischen Grundsätzen
auszubilden.