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nmz-archiv
nmz 2005/04 | Seite 29
54. Jahrgang | April
Deutscher
Tonkünstler Verband
Junge Komponisten und Musiker fördern
Musikwerkstatt Siegburg der Engelbert-Humperdinck-Gesellschaft
Die Engelbert-Humperdinck-Gesellschaft in Siegburg hat ein Projekt
initiiert, wie es für heutige finanzielle Verhältnisse
der Kommunen fast undenkbar ist. Es wurde mit Hilfe öffentlicher
Mittel und Zuschüsse ein historisches Gebäude im Herzen
der Stadt, das alte Zeughaus, zu einem Musikzentrum ausgebaut, und
dies mit großzügigster Ausstattung und modernsten technischen
Einrichtungen.
Im Rahmen einer Präsidiumssitzung des DTKV als Vorbereitung
zur Delegiertenversammlung am 5. März in Siegburg, konnten
sich die Präsidiumsmitglieder bei einer Führung durch
das Haus von der hohen Qualität der Musikwerkstatt ein Bild
machen. Der Geschäftsführer Jost Nickel und der Leiter
der Musikwerkstatt Dr. Christian Ubber präsentierten die Räumlichkeiten:
In den oberen Stockwerken befinden sich mehrere Appartements für
Stipendiaten, große Bibliothekdräume, im unteren Geschoß
ein Studio-Konzertsaal sowie Arbeits- und Sitzungsräume.
Seit Juli 1999 wurde zur Stärkung der Kulturregion Bonn/Rhein-Sieg
mit Mitteln des Bonn-Berlin-Ausgleichs das Konzept zur Musikwerkstatt
in Siegburg präzisiert: Komponisten, vor allem auch junge Musiker,
sollen die Möglichkeit erhalten, nach ihrer Ausbildung für
einige Zeit, unterstützt durch ein Stipendium, an ihrer künstlerischen
Weiterentwicklung arbeiten zu können, indem sie einen größeren
Kompositionsauftrag erhalten. Vorbild für diese Maßnahme
ist die Biografie Engelbert Humperdincks, der nach seiner Studienzeit
mithilfe dreier Stipendien mehrere Jahre sorgenfrei weiterstudieren
konnte, unter anderem bei Richard Wagner. In der Musikwerkstatt
werden dann die neu entstandenen Werke uraufgeführt und eingespielt.
Damit wird eine regionale und überregionale Öffentlichkeitswirkung
angestrebt. Da die Förderung junger Komponisten eines der Hauptanliegen
der Musikwerkstatt ist, soll Siegburg durch die Musikwerkstatt auf
lange Sicht zu einem „Uraufführungszentrum“ für
Neue Musik mit nationaler und internationaler Bedeutung avancieren.
Dieser Vorsatz ist durch die hervorragenden Voraussetzungen durchaus
realisierbar.
Der Deutsche Tonkünstlerverband will den Schwerpunkt Neue
Musik unterstützen, indem er mit der Musikwerkstatt über
einen zweiten Standort des Manuskripte-Archives verhandelt.
Hiermit würde der Archiv-Bestand nicht nur den in der Musikwerkstatt
arbeitenden Musikern und Komponisten für ihre Arbeiten zur
Verfügung gestellt, sondern auch eine weitere Verbreitung des
Notenmaterials gesichert.
Das Projekt in Siegburg ist beispielhaft, beinhaltet es doch auch
die Veröffentlichungen weiterer Werke von Engelbert Humperdinck
mit Erst- und Neuausgaben nicht gedruckter oder nicht mehr erhältlicher
Werke des Komponisten. Die Initiatoren wollen zusätzlich Sorge
für die Drucklegung der in Siegburg entstandenen neuen Werke
tragen und sich auch um Erstausgaben wertvoller Alter Musik kümmern.
Der erste Schritt in diese Richtung wurde durch die Herausgabe von
bisher nicht edierten 12 Sonaten von J.J. Quantz in Kooperation
mit dem Tonger-Verlag gemacht.