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nmz-archiv
nmz 2005/04 | Seite 48
54. Jahrgang | April
Musik-Termine
Früchte der Krise?
Vielerorts wird über schwindendes Publikumsinteresse und
stilistische Verhärtungen der Neuen Musik geklagt. Einen Ausweg
aus dem Dilemma sucht man in Sparten übergreifenden Programmen,
multimedialen Inszenierungen und Ausflügen in die Popkultur,
um – teils mit großem Erfolg – auch andere Hörerschichten
außerhalb der engen Avantgardezirkel anzusprechen. Angesichts
dieser Entwicklung scheint es auch für Komponisten, die sich
diesem Trend bisher verschlossen haben, schwerer zu werden, Musik
um ihrer selbst willen zu erfinden und aufgeführt zu bekommen.
Die klare Dominanz von Stücken mit außermusikalischen,
literarischen, szenischen Grundlagen und kirchlich-liturgischen
Funktionen legt dies jedenfalls nahe. Neben York Höllers „Feuerwerk“,
dessen Strauß an Klangfarben das Ensemble musikFabrik am 9.
April im Forum der Chemie- und Farbenstadt Leverkusen abbrennt,
bringt der April vor allem zahlreiche Chorwerke. Abgesehen von Detlev
Müller-Siemens’ „Die Aussicht“ nach dem gleichnamigen
Gedicht von Friedrich Hölderlin, das am 15. April im ZKO-Haus
Zürich zur Uraufführung kommt, sind zwischen Ostern und
Pfingsten in erster Linie geistlich-liturgische Werke zu erleben:
Michael Denhoffs „Magnificat“ op. 98 und die Meditation
„…Ouvert..“ erklingen erstmals am 3. April beim
Bistumsfest im Dom zu Münster, Hans Zenders „Kantate“
am 13. April in der Lutherkirche in Stuttgart-Bad Cannstatt und
Dimitri Terzakis’ „Visionen“ auf Texte der Apokalypse
sind mit dem Thomanerchor am 29. April im Eröffnungskonzert
des Bachfestes in der Leipziger Thomaskirche zu schauen und hören.
Nicht fehlt auch wieder eine ganze Serie neuer Opern: Am 8. April
bringt die Hamburger opera stabile das Kammermusiktheaterwerk „Butterfly
Blues“ von Jörn Arnecke. Am 9. April ist in der Halle
Kalk Köln die dänische Performancegruppe „Hotel
Pro Forma“ mit dem szenischen Projekt „Ich bin nur scheintot“
auf Notizen von Hans Christian Andersen und Musik von Manos Tsangaris
zu erleben. Und am 10. April bringt die Kölner Oper eine neue
Märchenoper, die aus über 30 Einsendungen im Rahmen eines
internationalen Kompositionswettbewerbs auf das vorgegebene Libretto
von Doris Dörrie und Elke Heidenreich entstand und ausgewählt
wurde. Den Abschluss macht am 30. April Hans-Joachim Hespos’
große Choroper „iOPAL“ an der Staatsoper Hannover
in der Regie von Anna Viebrock.
Rainer Nonnenmann
Weitere Uraufführungen:
3.4.: Beat Furrer, recitativo für Stimme und Ensemble, musikFabrik
im WDR Köln
13.4.: Ensemble Strom, Frankfurter Gesellschaft für Neue
Musik, Deutsche Bank Forum Frankfurt
14.4.: Peter Androsch, Paso doble für Bläserquintett,
ORF-Landesstudio Linz
15.4.: Michael Hirsch, Aus Konvolut Vol. 3 für Darsteller
und Ensemble, Muffathalle München
22.–24.4.: Wittener Tage für neue Kammermusik mit 12
Uraufführungen
28.4.: Yasuko Yamaguchi und Noriko Kawakami, neue Ensemblewerke,
Japanisches Kulturinstitut Köln
29.4.: Georg Katzer, Drei Klangreden für Streichorchester,
Philharmonie Essen
30.4.: Hanspeter Kyburz, Projektion für Kammerensemble und
Orchester, Cité des Arts Paris