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nmz-archiv
nmz 2005/04 | Seite 44
54. Jahrgang | April
Rezensionen
Kurz vorgestellt
DVDs
Berlioz: Les Troyens, Opus Arte OA 0900 D (2 DVDs 312 min.)
Der etwas glatt polierten Inszenierung zum Trotz ist diese Châtelet-Produktion
der „Trojaner“ einer der herausragenden Erträge
des Berlioz-Jahres 2003. Neben der hochklassigen Sängerbesetzung
ist es vor allem John Eliot Gardiners kompromisslose Umsetzung
der räumlich-orchestralen Visionen, die einem schier den
Atem raubt. Ein Stück musikdramatische Utopie wird hier eingelöst.
Schade nur, dass die zugegebene Dokumentation vergleichsweise
dürftig ausfällt.
Mats Ek: Appartement, TDK DV-BLAP (65 min.)
Was für ein Tanzabend! Der niederländische Choreograph
Mats Ek lässt die in ihrer selbstverständlichen Agilität
überwältigende Compagnie der Pariser Opéra National
von urbanen Räumlichkeiten Besitz ergreifen. Dem Alltäglichen
enthobene Einrichtungsgegenstände bilden den Ausgangspunkt
für eine unendlich vielfältige und dabei stets tiefe
Tanzsprache, die auch für Elemente aus dem modernen Streetdance
offen ist. Von den minimalistisch zugespitzten, dabei aber nie
leerlaufenden Sounds, die Christian Olsson für das elektronisch
verfremdete Fleshquartet ausgetüftelt hat, geht ein mal lyrisch
verhangener, mal ausgelassen rhythmischer Sog aus, der untrennbar
mit dem Tanz verschmilzt. Hohes Suchtpotenzial.
Henze: L’Upupa und der Triumph der Sohnesliebe, EuroArts
(143 min)
Erfreulich, dass eine erst 2003 (in Salzburg) uraufgeführte
Oper so schnell den Weg ins DVD-Repertoire findet. Ob es nun unbedingt
Henzes doch ein wenig arg altersmildes „deutsches Lustspiel“
sein musste, dem diese Ehre wiederfuhr, mag dahingestellt bleiben.
Über jeden Zweifel erhaben ist indes die kompositorische
Meisterschaft dieses Grandseigneurs der Gattung und die musikalische
Realisierung unter der Stabführung von Markus Stenz.
Juan Martin Koch
SehBücher bei Arthaus
Arthaus Musik, führender Hersteller klassischer Opern-,
Ballett- und Konzert-DVDs, ist ein Meister im Wiederverwerten,
doch wenn es so geschickt gemacht ist wie im vorliegenden Fall,
kann man kaum etwas dagegen vorbringen. Geeignet eher für
Operneinsteiger gibt es nämlich seit Anfang des Jahres die
Serie „SehBuch“: wichtige Aufführungen wie „Don
Giovanni“ (Zürich 2001) mit Cecilia Bartoli, „Carmen“
(Royal Opera House London 1991) mit Maria Ewing oder die „Aida“-Inszenierung
aus der Mailänder Scala von 1986 mit Pavarotti und Maria
Chiara unter dem Dirigat von Lorin Maazel wurden in einen schmucken
DVD-Cover-großen Hardcover-Umschlag verpackt und mit einem
Textteil bereichert. Im Falle von „Aida“ beschreibt
Lutz Walther zum Beispiel kurz Leben und Werk von Guiseppe Verdi,
wirft einen Blick auf Handlung und Hauptfiguren, gibt Informationen
zum historischen und mythischen Hintergrund, und natürlich
wird die beiliegende Aufführung und deren Darsteller vorgestellt.
Eine Chronologie, ein Verzeichnis aller Verdi-Opern und eine kommentierte
Liste der verwendeten Literatur vervollständigen das 130
Seiten starke Büchlein, das wie gesagt eine gute Einführung
für alle Nicht-Experten bietet. Ein nicht ganz billiges Mitbringsel
(Preis 31,90 Euro) ist so ein hübsch aufgemachtes Digi-Pack
natürlich auch jederzeit. (Bisher sind erschienen: Fidelio,
Tannhäuser, La Bohème, Der Barbier von Sevilla, Orpheus
und Eurydike.) ug
Live-Aufnahmen des Jazz Festivals Montreux veröffentlicht
Eagle Vision schon seit 2004. Jetzt ist ein neuer Schwung mit
sehenswerten Veröffentlichungen erschienen: von Ray Charles
(1997), Shane MacGowan & The Popes (1995), Charles Mingus
(1975), Curtis Mayfield (1987), Emerson, Lake & Palmer (1997),
Earth, Wind & Fire (1997) über Rocker Gary Moore &
The Midnight Blues Band bis hin zum Gitarren-Virtuosen Al di Meola
(1986/1993) reicht die bunte Palette, die sowohl für Jazz-
als auch für Pop-/Rock-Fans einiges zu bieten hat. Die Laufzeit
variiert von 60 bis circa 130 Minuten, Extra Features enthält
zum Beispiel die Ray Charles-Ausgabe, die Booklets sind kurz,
aber gut gestaltet und informativ. ug