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nmz-archiv
nmz 2005/04 | Seite 46
54. Jahrgang | April
Noten
In kleinen Schritten Grundlagen erarbeiten
Zu einer Violaschule von Hella Hartung-Ehlert
Hella Hartung-Ehlert: „Gemeinsam von Anfang an“.
Violaschule Bd. 1 und 2. Bärenreiter, Kassel 2001
Diese Schule ist Bestandteil des 1996 begonnenen Gruppenunterrichtskonzeptes,
das den Unterricht des kompletten Streichquartetts umfasst. Es wurde
bereits vor einiger Zeit in der nmz vorgestellt. Ähnlich wie
die angelsächsischen Schulwerke von Paul Rolland, Sheila Nelson
und Anderson/ Frost, die hierzulande viele positive Akzente gesetzt
haben, zielt dieser Ansatz auf gemeinschaftliches Lernen in Gruppen
oder Klassen.
In kleinen Lernschritten werden die Grundlagen des Spiels auf Streichinstrumenten
methodisch konsequent aufeinander aufbauend eingeführt und
anschließend in Streicherensembles praktisch angewandt. Im
Untertitel heißt es bei Hartung–Ehlert natürlich
auch „Violaschule für den Gruppen- oder Einzelunterricht“.
Auch für den Einzelunterricht ist sie gut geeignet. Aber ihre
volle Wirkung entfaltet sie erst im oben genannten Kontext.
Der vorliegende Band knüpft an den ersten Band der gleichnamigen
Violinschule an. Aufbauend auf dem damit erarbeiteten spieltechnischen
und musikalischen Material erfolgt zunächst die Einführung
des Altschlüssels. Der anschließende Stoff ist bis auf
wenige Ausnahmen – begründet durch den Tonumfang der
Bratsche – identisch mit Band 2 der Geigenschule. Entscheidender
Vorteil dieser Tatsache: Die beiden Instrumente können parallel
in Gruppen unterrichtet werden. Man erreicht dadurch, dass wie selbstverständlich
alle oder zumindest viele Schülerinnen und Schüler die
Hemmschwelle gegenüber der Bratsche leichter überwinden
und mittelfristig dadurch die bekannten Besetzungsprobleme insbesondere
in Schüler- und Laienorchestern entschärft werden. Wichtige
Voraussetzung: Es müssen genügend Bratschen in kleiner
Mensur zur Verfügung stehen.
Positiv anzumerken ist außerdem, dass schon von Anfang an
selbstverständlich für die jungen Bratscher das Lesen
in beiden Schlüsseln geübt wird.
Die Verwendung vieler deutschsprachiger Lieder, die heute weder
in Familie noch in Kindergärten oder Grundschulen allgemeingültiger
Bestandteil der Musizierpraxis sind, ist aus musikalischer Sicht
sicher sehr zu begrüßen. In der Unterrichtspraxis erfordert
dieser Umstand aber einen relativ hohen Anteil an Zeit für
das Singen, um diese Lieder in der musikalischen Vorstellungswelt
der Schülerinnen und Schüler fest zu verankern, bevor
sie auf das Instrument übertragen werden.