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nmz-archiv
nmz 2006/03 | Seite 30
55. Jahrgang | März
DTKV Bayern
Ein Jubilar in Nordbayern
Hans Schmidt-Mannheim feiert seinen 75. Geburtstag
Kaum zu glauben, dass dieser jugendfrische, graumelierte Herr
aus Bayreuth schon seinen 75. Geburtstag feiern kann – wer
Hans Schmidt-Mannheim kennt, wird bestätigen, dass dieser Kirchenmusikus
seit Jahren sein Aussehen kaum verändert hat und mit seinem
freundlich-erfrischenden Lächeln immer wieder und immer noch
seine Gesprächspartner sogleich für sich einnehmen kann.
Wer wie ich den Vorzug hat, den Jubilar, der am 30. Januar seinen
Ehrentag hat, schon über Jahrzehnte zu seinen Freunden zählen
zu dürfen, der wird bestätigen, dass dieses überzeugende
Lächeln aus seiner inneren Heiterkeit kommt, die es ihm immer
ermöglichte, auch den ernsten und schwierigen Seiten des Lebens
eine positive und freundliche Seite abzugewinnen.
Hans Schmidt ist Mannheimer (daher die von der GEMA gewünschte
Namensergänzung), sein Geburtsjahr 1931 bewahrte ihn vor aktivem
Kriegsdienst und ermöglichte ihm 1949 ein „Friedens-Abitur“.
Noch im selben Jahr begann er sein Studium der Kirchenmusik, das
er mit der B-Prüfung 1952 und der A-Prüfung 1962 abschloss.
H.M. Poppen und Wolfgang Fortner waren seine wichtigsten Lehrer
und schon ab 1950 widmete sich Schmidt der kirchlichen Praxis als
Kantor und Organist, fest angestellt an der Konkordienkirche in
Mannheim seit 1952. In dieser Zeit studierte er gleichzeitig Musikwissenschaft
in Heidelberg und Mainz und legte den Grundstein zu seiner umfassenden
musikalischen Bildung, die er seit dem 1. Januar 1968 der kirchenmusikalischen
Ausbildung in Bayern zugute kommen ließ: Er wurde als Lehrer
für diverse einschlägige Fächer nach Bayreuth an
die evangelische Kirchenmusikschule berufen, die bald den Status
einer Fachakademie erhielt und seit kurzem zur Hochschule für
evangelische Kirchenmusik avancierte.
Von 1976 bis 1994 leitete Kirchenmusikdirektor Hans Schmidt dieses
renommierte Haus, stets mit leisen Tönen, immer geschickt,
dabei wirkungsvoll und erfolgreich. Sein Stil und seine Persönlichkeit
prägten dieses Institut, das sich im Konzert der deutschen
Ausbildungsstätten für Kirchenmusik einen guten Platz
sichern konnte. Schmidts künstlerisch-pädagogisches Wirken
strahlte aus, schon bald war er als Orgelsachverständiger gesucht,
ebenso als Mitarbeiter bei Fachzeitschriften und Publikationsreihen
und Autor für den Bayerischen Rundfunk. Chor- und Orgelmusik
hat er als Bearbeiter und Herausgeber ediert.
Da konnte es natürlich nicht ausbleiben, dass auch die örtlichen
Tonkünstler und Musiklehrer ihn für ihren Verband zu gewinnen
suchten: Von 1973 an erfüllte er volle dreißig Jahre
lang die Aufgaben des 1. Vorsitzenden des Tonkünstlerverbands
Bayreuth. Zu Beginn musste der Verband aus seinem leisen Schlummer
wieder erweckt werden, dann hat Hans Schmidt für Lebendigkeit
mit seinen Aktivitäten gesorgt: Konzerte mit zeitgenössischer
Musik, „Jugend musiziert“, Schülerkonzerte gehörten
zum festen Programm. Und noch eine wichtige Bayreuther Institution
verdankt ihm ihr Leben: Den ausgezeichneten Bayreuther Madrigalchor
leitete er von 1970 bis 2003 und erwarb ihm einen weitreichenden
Ruf, vor allem natürlich auf dem Gebiet der geistlichen Musik.
Die Musik ad majorem dei gloriam steht bei Hans Schmidt im Zentrum
aller seiner musikalischen Äußerungen, allerdings nie
spektakulär und fordernd, sondern auch hier eher selbstverständlich
und unaufdringlich. Dies zeigt sich ebenfalls in seinen Kompositionen,
die Vokales und Instrumentales umfassen; so hat er für „seinen“
Chor geschrieben, aber auch für Orgel, Streicher und Bläser
und für Kinderchor.
Für unseren Landesverband war er über ein Vierteljahrhundert
ein hochgeschätztes Mitglied im Vorstand und hat seit den Zeiten
Fritz Büchtgers (dort lernten wir uns kennen, daran kann ich
mich noch gut erinnern) die Arbeit mit Rat und Tat kontinuierlich
und konstruktiv begleitet. Sein ausgleichendes, ruhiges Wesen und
sein sachlich orientierter Stil waren stets, gerade auch in den
Zeiten gelegentlicher Spannungen im Landesverband, ein Gewinn. Interessanterweise
konnte Hans Schmidt seinen Horizont durch Arbeitsaufenthalte im
fernen Ausland beträchtlich erweitern: Seit 1980 war er wiederholt
in Südafrika und hat dort als Chorleiter und Organist große
Sympathien erlebt und auch noch nach 1998 Erfolge künstlerisch
und beim Orgelbau erzielt. Sogar bis nach Indien reichte sein Wirkungskreis
– 1994 war er Gastprofessor für Chorleitung und Musiktheorie
in Aizawl (Mizoram). Im gleichen Jahr ehrte die Stadt Bayreuth ihn
mit der Verleihung der „Bayreuth-Medaille“ in Silber,
1995 kam das Bundesverdienstkreuz am Bande dazu.
Hans Schmidts künstlerisches und pädagogisches Wirken
stellt sich als umfassend und nachhaltig dar, unzähligen Schülern
war er ein prägender Lehrer, für uns im Landesverband
ein Kollege, dessen Rat man gern gesucht hat, und für Bayreuth
bedeutet er eine Musikerpersönlichkeit, die zu den führenden
der Stadt gehört. Für mich als Freund wurde die bisherige
Zeit des Zusammenseins und der gemeinsam verbrachten Stunden und
Tage zur Quelle der positiven Erinnerungen an ein harmonisches und
ungetrübtes Erleben. So bleibt dem Freund und auch dem Chronisten
nur der Dank für das Vergangene und der ganz herzliche Wunsch
(natürlich mit dem ganzen Landesverband) für viele ungetrübte,
erlebnisreiche, gesunde und harmonische Jahre!