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nmz-archiv
nmz 2006/03 | Seite 35
55. Jahrgang | März
Landesmusikräte
Wenn der Gong im Wasserbottich versinkt
Pilotprojekt „LandesJugendEnsemble für Neue Musik
NRW“ erfolgreich gestartet
Als ein weiteres Jugendensemble des Landesmusikrats NRW hatte das
LandesJugendEnsemble für Neue Musik Anfang dieses Jahres Premiere.
In der ersten Januarwoche trafen sich 17 junge Musiker/-innen in
Altenberg bei Köln, um ein Programm mit Neuer Musik zu erarbeiten.
Das Pilotprojekt stand unter der musikalischen Gesamtleitung von
Prof. David Smeyers und Beate Zelinsky. Es gab zwei Konzerte, am
7. Januar in der Folkwang Musikschule in Essen und am 8. Januar
in der Kölner Musikhochschule. Das Programm enthielt Werke
für unterschiedliche Besetzungen: „Petroushskates“
von Joan Tower, „Swinging Music“ von Kazimierz Serocki
und „Fragile“ von Arne Mellnäs wurden von Kammerensembles
erarbeitet, die Werke „Si bleu, si calme“ von Misato
Mochizuki und „Vier Tänze in einem Satz“ von Poul
Ruders vom ganzen Ensemble mit Dirigenten gespielt. Diese Mischung
erwies sich als gute Wahl, da Kammermusik und Orchesterspiel sich
optimal ergänzen und die Teilnehmer auf diese Weise in beidem
gefördert wurden.
Und das hat auch noch Spaß gemacht! Die Proben fanden in
einem akustisch gut zumutbaren Raum statt und es gab genügend
kleine Überäume. Einer enthielt auch noch einen Kamin,
der zur Freude aller fast jeden Abend in Betrieb genommen wurde.
Bei der recht überschaubaren Gruppe fiel es entsprechend leicht,
neue Kontakte zu knüpfen, und alle haben sich sehr gut verstanden.
Die Arbeit mit David Smeyers und Beate Zelinsky sowie mit Lila Brown
und Christian Roderburg als Gastdozenten für Percussion und
Streicher fand in anregender, konzentrierter Atmosphäre statt.
Die Stücke wurden zuerst mit Registerproben in Angriff genommen,
was sicherlich die anstrengendste Zeit war, weil es in erster Linie
darum ging, die eigene Stimme zu beherrschen. Die Dozenten boten
sogar Einzelproben an, die manche dankend annahmen. Jeder hatte
die Möglichkeit, sich professionelle Hilfe geben zu lassen.
Und nach den Proben gingen die recht lebendigen Gespräche mit
den Dozenten los.
Die Tutti-Proben unter der Leitung von David Smeyers waren schon
etwas lockerer, weil viel gelacht wurde, unter anderem über
die Kunststücke, die manche auf ihren Instrumenten zu vollbringen
hatten. Das begann bei den beiden Schlagzeugern, die in einem Käfig
aus Schlagwerk das Geschehen von ganz hinten betrachteten und mit
etlichen Effekten zu beeindrucken wussten, wie zum Beispiel mit
einem Gong, den sie anschlugen und danach langsam in einen Wasserbottich
tauchten.
Bei „Swinging Music“ von Kazimierz Serocki behandelt
der Pianist sein Instrument wie ein Schlagzeuger, trommelt darauf
herum und hat es mit Knetmasse so präpariert, dass bestimmte
Tonreihen nicht mehr so richtig klingen. Im selben Stück scheinen
die anderen (Klarinette/Posaune/Kontrabass) ebenfalls ihre Instrumente
mit Schlagzeugen zu verwechseln. Es wird im Swing geklopft, was
das Zeug hält. Der Klarinettist spielt teilweise nur auf seinem
Mundstück und der Posaunist erzeugt Klänge auf Teilen
eines Dämpfers. Schließlich werden dem Quartett Zischgeräusche
abverlangt und man fragt sich: Was hat das noch mit eigentlichem
Instrumentalspiel zu tun? In „Fragile“ von Arne Mellnäs
wurde auch eine Choreografie einstudiert. In den beiden Werken für
großes Ensemble gab es durchaus so manchen Moment der Skepsis,
als sich die Musiker im Kampf mit 11/8-Takten und Vierteltönen
befanden, aber auch so manchen Moment, in dem sie sich an den Stücken
erfreuen und diese Freude auch auf die Zuhörer übertragen
konnten.
Daniel Steppeler, Posaunist des Ensembles
Das Pilotprojekt „LandesJugendEnsemble für Neue Musik“
wurde vom Ministerpräsidenten des Landes NRW unterstützt.
Die nächste Arbeitsphase findet im Herbst statt. Interessenten
– insbesondere für die Instrumente Klarinette und Kontrabass
– können sich noch bis zum 15.4. beim Landesmusikrat
bewerben.
Schulprojekte der Konzerthäuser und Bühnen in Nordrhein-Westfalen
erwünscht
Auf Anfragen des Verbands der Schulmusiker (VDS) und des Landesmusikrats
NRW teilte das Ministerium für Schule und Weiterbildung NRW
mit, dass Schulprojekte von Konzerthäusern und Bühnen
während der Unterrichtszeit durchgeführt werden dürfen
und dass diese besondere Form des außerschulischen Unterrichts
wichtig ist. Die Ministerin klärte damit Missverständnisse
auf, die im Zuge der Diskussion um Wege zur Vermeidung von Unterrichtsausfall
entstanden waren. Besuche von theater-, museums-, konzert- und
anderen pädagogischen Programmen sowie Probenbesuche durch
Schulklassen waren in der Folge erheblich zurückgegangen.