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nmz-archiv
nmz 2006/03 | Seite 7
55. Jahrgang | März
Magazin
Wege im Pluralismus der Gegenwartsmusik
60. Frühjahrstagung des Instituts für Neue Musik und
Musikerziehung in Darmstadt
Unter dem Stichwort „Orientierungen. Wege im Pluralismus
der Gegenwartsmusik“ sucht die diesjährige Frühjahrstagung
des Darmstädter Instituts für Neue Musik und Musikerziehung
(INMM) in der Darmstädter Akademie für Tonkunst nach einer
umfassenden Standortbestimmung der Gegenwartsmusik und zugleich
nach Möglichkeiten ihrer schlüssigen Vermittlung. Es sollen
Perspektiven und Erfahrungsmöglichkeiten diskutiert werden,
die dazu angetan sein könnten, aus einem von Beliebigkeit geprägten
Pluralismus herauszuführen, denkbare Wege im Dickicht der durch
Jürgen Habermas zum Schlagwort gewordenen „Neuen Unübersichtlichkeit“
unserer Gegenwartskultur.
Die Tagung, die im Kern aus sechs untereinander vernetzten Themenblöcken
sowie eng darauf bezogenen Konzerten besteht, beginnt mit generellen
ästhetisch-philosophischen Überlegungen. In einem der
Schwerpunkte geht es dann um die für die Musik der Gegenwart
überaus wichtige Frage nach interkulturellen Perspektiven,
in einem zweiten um die Vielfalt mikrotonaler Ansätze. Fortgesetzt
werden die Themenakzente mit der Frage nach originellen oder bewusst
distanzierten Formen des Umgangs mit der Tradition – bis hin
zu Phänomenen der Klangkunst – sowie mit Erörterungen
von Grenzüberschreitungen zu Pop- oder Rock- und Improvisationsmusik.
Einer der sechs Themenblöcke gilt der Musik von Hans Zender,
der als Komponist „pluralistischer“ Werke sowohl interkulturelle
als auch mikrotonale Perspektiven auslotet und noch dazu als Persönlichkeit
gelten kann, die an vielen wichtigen Diskussionen zur Gegenwartsmusik
substantiell beteiligt ist.
Neben verschiedenen namhaften Komponisten und Philosophen werden
Musikwissenschaftler und Musikpädagogen aus Deutschland, Österreich,
der Schweiz und Frankreich zu den Referenten zählen. Die Komponisten
werden zugleich auch in den Konzerten mit neueren Werken vorgestellt.
Wichtig ist bei dieser Veranstaltung ohnehin in besonderem Maße
die Vernetzung zwischen theoretischen und praktischen Akzenten,
gerade das macht seit vielen Jahren den besonderen Reiz der Tagung
aus. Neben den Vorträgen, Diskussionen und Konzerten gibt es
zudem einige Workshops und Erprobungen von Praxismodellen. Die Workshops,
deren Ergebnisse punktuell am Schluss der Tagung präsentiert
werden, umfassen diesmal unter anderem die Projekte „Vocal
Adventures“ und „Trommeln für Anfänger“
sowie die Auseinandersetzung mit außereuropäischen und
mit mikrotonal gestimmten Instrumenten, außerdem in einer
„Kinder-Uni“ Veranstaltungen zum Tagungsthema speziell
für Kinder und Jugendliche. Der Tagung vorangestellt ist, wie
schon in den Jahren zuvor, eine „Stadtmusik“. Dabei
wird das Tagungsthema in Kooperationen im Darmstädter Umfeld
durch verschiedene Aktivitäten – von der Klanginstallation
bis hin zur musiktheatralischen Aufführung – konkretisiert
und der Darmstädter Öffentlichkeit die Möglichkeit
geboten, sich mit der Relevanz zeitgenössischer Musik und ihrer
Vermittlung vertraut zu machen. Die Veranstaltung insgesamt möchte
ästhetische Akzentsetzungen präsentieren, die Wesentliches
über unsere Gegenwart aussagen – und damit Orientierungen
erleichtern. Infos zum Programm unter www.neue-musik.org oder unter
Tel. 06151/466 67.