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nmz-archiv
nmz 2006/03 | Seite 6
55. Jahrgang | März
Magazin
Internationale Musikwelt zu Gast in Hollywood
Beim ersten internationalen Musikforum treffen sich über
150 Vertreter aus 70 Ländern
In direkter Nachbarschaft zum „Walk of Fame“ am Hollywood
Boulevard, auf dem schon musikalische Größen des internationalen
Showbiz wie Elvis Presley, the Beatles, Marilyn Monroe und Leonard
Bernstein ihre Spuren hinterlassen haben, trafen sich Vertreter
des internationalen Musiklebens, um über „Musik und Gesellschaft
im 21. Jahrhundert“ zu diskutieren.
Die
Mariachi Divas beim Abschlussabend im Nate Holden Performing
Arts Center in Los Angeles. Foto: Sonja Greiner
Für das internationale Musikforum schlossen sich das Kulturamt
der Stadt Los Angeles unter der Leitung von Margie Reese und der
Internationale Musikrat zusammen, um ein hochkarätiges Programm
von Expertenrunden und Abendveranstaltungen zu präsentieren.
Während der vier Tage des Forums wurden jeweils thematische
Schwerpunkte gesetzt: „Die Rolle der Musik in unserer schnelllebigen
Zeit“, „Musik und Technologie“, die „Zukunft
der Musik“ und „HipHop und Urban Music“. Viele
der europäischen Referenten waren Preisträger der diesjährigen
Jahresversammlung des Europäischen Musikrats in Budapest.
Für die meisten Teilnehmer des Forums stand der Austausch
mit Vertretern der anderen Länder im Mittelpunkt. Aus allen
Teilen der Welt reisten sie nach Los Angeles, um neue Eindrücke
zu gewinnen, neue Ideen zu sammeln und um von den unterschiedlichen
Herangehensweisen an die Arbeit mit Musik zu profitieren.
In einer Diskussionsrunde wurden beispielsweise die Aufgaben von
Nicht-Regierungs-Organisationen in Bezug auf den Erhalt der musikalischen
Vielfalt erörtert: So wurden in Europa viele der Musikorganisationen
im Kontext der Nachkriegsjahre aufgebaut, die sich oft einem pädagogischen
Auftrag verbunden fühlen. In anderen Regionen der Welt, so
zum Beispiel auf den Philippinen, ist neben der Förderung klassischer
Musik auch die Bewahrung der musikalischen Traditionen ein wichtiges
Ziel. Ein Beispiel aus Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate)
zeigt, wie sich in schnell wachsenden arabischen Städten innerhalb
kurzer Zeit Konzerthäuser, Musikfestivals und Musikwettbewerbe
entwickeln, die auf die Bedürfnisse einer internationalen Einwohnerschaft
eingehen.
Neben Vorträgen und Diskussionsrunden wurden die Teilnehmer
in praktischen Workshops zur aktiven Teilnahme angeregt. Bei „Improvisation
im Jazz“ stellten sich Musikstudenten aus Los Angeles den
Fragen der Zuhörer, und im Workshop „Youth Speak: Youth
Empowerment“ wurde den Teilnehmern in einem generationsübergreifenden
Spiel gezeigt, dass sich Jugendliche und Erwachsene in der Aufgabenverteilung
gegenseitig sinnvoll ergänzen und bereichern können. In
den Mittagspausen wurde eine amerikanische Besonderheit vorgestellt:
In den so genannten „Luncheons“ wurden die Teilnehmer
auch während des Essens mit Vorträgen und Diskussionsrunden
versorgt. Besonders eindrucksvoll gestaltete die US-amerikanische
HipHop-Aktivitstin Toni Blackman diese Situation. Mit ihrem Einleitungsrap
klagt sie die Dominanz der machistischen Vorstellungswelten des
Mainstream-HipHop an und gibt einen Blick auf das Wesen des HipHop
als urbanes Lebensgefühl frei. Für Blackman ist klar:
HipHop ist nicht der Goldketten-behängte Mercedesfahrer, der
von knapp bekleideten Mädchen umtanzt wird, sondern ein vor
allem afro-amerikanisches Lebensgefühl, zu dem Musik und Wort
glei-chermaßen gehören. Ebenfalls zum Thema HipHop stellte
in einer der Konferenzrunden Stig Asp von „Jeunesses Musicales
International“ das Projekt „Music Crossroads Southern
Africa“ vor. Er veranschaulichte, wie es mit Hilfe von Musik
möglich ist, in den Ländern des südlichen Afrikas
Kinder und Jugendliche über die Gefahren von HIV/AIDS aufzuklären.
Dabei ist auch das musikalische
Ergebnis außerordentlich beeindruckend, was zeigt, dass ein
pädagogischer Impetus durchaus in einem hervorragenden künstlerischen
Ausdruck resultieren kann.