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nmz-archiv
nmz 2006/03 | Seite 47
55. Jahrgang | März
Noten
Noch mehr starke Stücke und Minisuiten
Neues Notenmaterial für große und kleinere Klavierspieler
Manfred Schmitz: Mini-Tango, Deutscher Verlag
für Musik DVfM 32148
Die zahlreichen Veröffentlichungen Manfred Schmitz‘,
die nahezu den gesamten Rock-, Pop-, Jazz-Bereich umfassen, zeugen
von Qualität und Sachverstand. Diesem Anspruch werden die
vierunddreißig Tangos für zwei und vier Hände
durchaus auch gerecht. Hat einen das Tangofieber erst mal fest
im Griff, gesundet man nur langsam.
Klavierlehrer sollten sich nicht scheuen, diesen Sachverhalt auch
im Unterricht zu testen. Der Tango mit seinen Raffinessen, unverzichtbar
präziser Artikulation, Synkopierung, Phrasierung und Betonung,
eingebunden in eine meist tieffühlende Melodie ist geradezu
prädestiniert für die Aneignung mehrerer spieltechnischer
Fertigkeiten. Besonders in den Stücken zu vier Händen,
wo zum Beispiel die Melodie unisono in mehreren Oktavbereichen
durch Überkreuzspielen der Hände erklingt und dem Tango
die typisch melancholische Stimmung verleiht, muss der Schüler
in jeder Hinsicht „sattelfest“ sein.
Die Mühe des korrekten Übens lohnt sich allemal, denn
trotz ihrer vielfältigen Verwandlungen in diesem Band gibt
es bestimmte Gestaltungsmuster, die immer wiederkehren. Von Zweizeilern
für Anfänger (auch zu vier Händen und immer für
Partner mit gleichem Entwicklungsstand) bis hin zu anspruchsvolleren
Solostücken (mit Austausch der Melodie von der Außen-
zur Innenhand) gibt es Tangos pur, und das über mehrere Unterrichtsjahre
hinweg.
Matthias Schwabe: Noch mehr starke Stücke,
Bärenreiter BA 8143
„Starke Stücke“ (BA 8142) und jetzt noch mehr
davon... Warum trifft diese Sammlung genau ins Schwarze? Sicherlich
erst einmal wegen der ansprechenden Umschlaggestaltung, die die
Neugier auf den Inhalt weckt. Sehr bald wird der Schüler
merken, dass man Klavierspielen nicht im Vorbeifahren auf dem
Skateboard lernt, sondern schon geübt werden muss.
Dies tut er dann aber gern, denn es gibt viel zu entdecken: Mozart
schmiert ein Butterbrot, Bach präludiert, Griegs Kobolde
wirbeln, Tschaikowskis Lerche singt, Beethoven bagatellisiert,
Joplin ragtimet, Martinus Colombine tanzt und Chatschaturjan lässt
Etüde spielen – alles mit einem zwinkernden Auge von
Satie gesehen...
Da wird auch keine Rücksicht auf Genregrenzen genommen, denn
Ger-shwin, Chick Corea, Paul Desmond oder Joe McCoy sind auch
mit von der Partie. Und wer fehlt noch? Scarlatti, Händel,
Schubert, Chopin, Schumann, Bartók und Schönberg und
der Herausgeber Matthias Schwabe. Ein Reigen zwar bekannter, aber
einfallsreich gebündelter Stücke für fortgeschrittene
Schüler.
Tiere in ihren Lebensräumen zu Luft, Erde oder Wasser stehen
im Mittelpunkt, befinden sich im Dialog mit dem Klavierspieler,
dessen schöpferische Fähigkeiten entwickelt und das
Interesse am Improvisieren geweckt werden sollen. Die Anatomie
der verschiedenen Tiere (Pony, Specht, Kuckuck, Häschen,
Schwan, Fisch, Esel) lässt sich sehr gut in Musik verpacken,
sämtliche Tonräume kommen zum Tragen, es ergeben sich
zahlreiche spieltechnische Möglichkeiten, ergänzt mit
einem improvisatorischen Moment. Dabei kann der Schüler die
Leertakte im Stück nach einem Ratschlag der Autorin füllen.
Kinder haben einen innigen Bezug zur Tierwelt, die Umsetzung aufs
Klavier dürfte da nicht schwer fallen. Die Auswahl der Tiere
hätte vielleicht noch etwas spannender oder kontrastreicher
ausfallen können, wenn man die überaus zahlreichen in
der Klavierliteratur schon vorhandenen Tierstücke in Betracht
zieht. Nicht für Anfänger, aber übersichtlich und
relativ leicht spielbarer Klaviersatz.
Peter Heilbut: Just play it!, Bärenreiter
BA 8757
Bevor die fünf Mini-Suiten geübt werden, sollte nicht
versäumt werden, das Vorwort des Autors genau zu lesen. Es
enthält präzise Anmerkungen zu den einzelnen Sätzen
und Hinweise zur spieltechnischen Umsetzung. Das Lesen weckt auch
die Neugier auf das, was dann kommt: kleine, kurzweilige Miniaturen,
die es an Experimenten unterschiedlichster Art nicht fehlen lassen.
Man kann in das Instrument hineinhören, seine Klänge
mal bewusst wahrnehmen und muss auch mal mit graphischer Notation
zurecht kommen. Die Suiten fügen sich zusammen aus einer
Mischung von bereits im Bärenreiter-Verlag veröffentlichten
Stücken Peter Heilbuts.
Jürgen Golle: Zwanzig Spielstücke für Klavier,
P.J. Tonger Musikverlag Köln, 3217-1 P.J.T.
Der 1942 in Zwickau geborene Jürgen Golle studierte Komposition
an der Musikhochschule Leipzig. Im besonderen Maße tritt
er als Verfasser zahlreicher Stücke für die Verwendung
im Musikschulbereich hervor. Die vorliegenden Spielstücke
sind das Ergebnis einer über zwei Jahrzehnte andauernden
Arbeit.
Dabei hatte Golle eher die Interpreten im Auge, die Klavierspielen
aus Liebhaberei betreiben und ein Repertoire für sich oder
einen intimen Zuhörerkreis erarbeiten möchten, also
„zum besonderen Zeitvertreib“. Der Schwierigkeitsgrad
bewegt sich dann auch in einem Rahmen, der von der Zielgruppe
bewältigt werden kann. Die Stücke selbst zeugen von
handwerklichem Geschick, melodischem Einfallsreichtum, Spritzigkeit,
sie enthalten lyrische Elemente und beziehen zeitgenössische
(nicht avantgardistische) Kompositionstechniken mit ein. Golle
arbeitet kontrapunktisch, polyphon, improvisatorisch, es gibt
virtuose und elegische Momente.
Eine solide Grundausbildung am Klavier sollte man schon genossen
haben, wenn man diese Miniaturen üben möchte.
Mein erstes Klavierkonzert: Ludwig van Beethoven, Sonatine
F-Dur, Verlag Neue Musik, NM 759
Der Verlag Neue Musik bietet in einer Bearbeitung von Walter
Thomas Heyn Orchesterarrangements leichter Klavierstücke
an (noch erschienen: Serenade und Rondo „alla turca“,
Sonate A-Dur, KV 331). Er verfolgt damit die Absicht, Klavierschülern
die Möglichkeit zu eröffnen, einmal mit einem Orchester
zu musizieren. An weiterführenden Schulen oder eben auch
Musikschulen gibt es meist ein Orchester. Für Klavierschüler,
die nur aus einem dünn gesäten Konzertrepertoire mit
zumeist nicht adäquaten Orchesterstimmen auwählen können,
gestaltet sich die Idee einer praxisnahen Bearbeitung zu einer
akzeptablen Alternative.
Da es sich um Stücke handelt, die ansonsten solistisch gespielt
werden, bleibt der Umfang überschaubar (auch für den
Hörer). Dabei orientiert sich die Solostimme am Original
und auch der Orchesterpart lässt sich von einem noch unerfahrenen
Orchester gut bewältigen. Für Demonstrationszwecke liegt
eine CD bei. Im Lieferumfang enthalten sind Partitur und Solostimme,
Aufführungsmaterial ist leihweise über den Verlag zu
beziehen.