[an error occurred while processing this directive]
nmz-archiv
nmz 2006/04 | Seite 32
55. Jahrgang | April
Jugend musiziert
Classic meets Rock in Helsinki
Festwoche 10 Jahre “Jugend musiziert“ der Auslandsschulen
Nord- und Osteuropa
Während in Helsinki bei minus 15 Grad Außentemperatur
nur wenig Leben auf den Straßen zu sehen war, ging es an der
Deutschen Schule Helsinki heiß her. Rund 100 Schüler
deutscher Auslandsschulen aus Budapest, Oslo, London, Temeswar,
Dublin, Moskau, Warschau, Stockholm, Prag und Helsinki standen Schlange
im Anmeldebüro und warteten ungeduldig auf schicke Teilnehmerausweise,
die aussahen wie Backstagepässe und giftgrüne T-Shirts.
Kurze Zeit später präsentierte die Deutsche Schule Helsinki
eine Eröffnungsmatinee im schwedischen Theater. Auf der Bühne
spielten, tanzten und sangen 240 Schüler; ein STOMP-Orchester
mit Plastikeimern, Mülltonnen und Basketbällen verwandelte
sich in rasanter Geschwindigkeit in Mozartmusik. Es wurde finnisch
„gejoikt“ und bayrisch geblasen. Ehemalige Bundespreisträger
wurden gefeiert wie Popstars. Kurz darauf begann das zweite Konzert
in der deutschen Botschaft mit Preisträgern des Vorjahres.
Am nächsten Tag stellten sich die Teilnehmer der Klassikwertung
- (Blas- und Zupfinstrumente) - einer Jury aus acht Ländern,
die vom Projektleiter Hans Peter Pairott geleitet wurde. Hier wurde
besonders in den Wertungen Querflöte und Gitarre Solo auf hohem
Niveau musiziert, während die Leistungen in den Duowertungen
weniger den Erwartungen der Jury entsprachen. In den anschließenden
Beratungsgesprächen trat zu Tage, dass die Teilnehmer unter
völlig unterschiedlichen Bedingungen auf den Wettbewerb vorbereitet
werden. Während die Deutsche Schule Helsinki über optimale
große Übungsräume mit Flügeln verfügt
und von den hiesigen Musikschulen großzügig unterstützt
wird, gibt es auch Schulen, die nicht einmal ein ordentliches Klavier
besitzen geschweige denn einen ausgebildeten Musiklehrer.
Wertung Musical
Weiter ging es am nächsten Tag mit der Wertung Musical. Nachdem
ein als Transvestit verkleideter Teilnehmer aus Budapest die Bühne
betrat, blieb selbst dem souveränen Juryvorsitzenden die Luft
weg. Und das war nur der Anfang: Am anderen Tag folgte die Wertung
Popmusik mit Solowertungen für elektronisch verstärkte
Instrumente sowie Popgesang. Studenten des Pop-Jazz-Konservatoriums
Helsinki saßen mit Euphorie hinter den Mischpulten für
Licht und Sound und ermöglichten den Teilnehmern mit Bandbegleitung
optimale Live-Auftritte, die vom Publikum im überfüllten
Saal beklatscht und gefeiert wurden.
Einen besonderen Höhepunkt der Wettbewerbswoche bildete das
„Europäische Konzert“.
Neben dem bekannten Domknabenchor von Helsinki Cantores Minores
war auch das Bundespreisträger-Trio Tempestoso (Maximilian
Krome/Klarinette, Victoria Pauline Duffin/Horn, Yuko Kamo/Fagott)
eingeladen worden. Auf Empfehlung der EMCY (European Music Competition
for Youth) war das Trio Energico (Eldbjørg Hemsing/Violine,
André Hæhre/Klavier, Tine Thing Helseth/Trompete) aus
Norwegen angereist. Über 800 begeistere Zuschauer, unter denen
sich 38 Diplomaten verschiedener Botschaften befanden, erlebten
in der tempelförmigen Felsenkirche ein Konzert der Spitzenklasse.
Ein so volles Haus zu einem Konzert am Sonntagabend ist auch in
Finnland eine Seltenheit.
Finale in der Großraumdisco
Während die letzten Teilnehmer am Folgetag noch beim Beratungsgespräch
Freud und Leid teilten, probten die anderen mit Schülern der
französischen, englischen, russischen und internationalen Schule
bereits im Streichorchester für einen Auftritt in der Großraumdisco
„Highlight-Cafe“ mit der bekannten finnischen HipHop
Gruppe „Rockin da North“. Sogar Fans aus Lappland waren
zu diesem Event angereist. Zunächst aber erhielten die Teilnehmer
Ihre Urkunden und Preise vom deutschen Botschaftsvertreter. Dem
Organisationsleiter Robert Bär wurde gebührend gedankt,
der diesen Dank an sein Organisationsteam weitergab. Die Liste der
fleißigen Mitarbeiter nahm kein Ende, denn schließlich
finanzierten über 30 deutsche und finnische Firmen den Wettbewerb
und die Eltern der Deutschen Schule präsentierten sich als
hervorragende Gastgeber.
Die Abschlussparty bildete den Ausklang einer rasanten Festwoche.
Telefonnummern wurden ausgetauscht, Kinder aus vielen Nationen umarmten
sich und versprachen einander im nächsten Jahr wieder zu kommen.
Wohin? Das blieb noch offen…