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nmz-archiv
nmz 2006/04 | Seite 34
55. Jahrgang | April
Musik-Termine
Opern von der Stange
Es ist erstaunlich, wie viele Auftragswerke und Premieren die
Stadt- und Staatstheater hierzulande trotz klammer Haushalte dennoch
Spielzeit für Spielzeit zustande bringen. Indes sagt die schiere
Menge an Neuproduktionen wenig über die Qualität der Aufführungen
und die Substanz, Originalität, Eigenständigkeit und Tragfähigkeit
der neuen Werke. Hinter manchem Namen und Titel der anhaltenden
Opern-Hausse verbergen sich altbekannte Themen und pseudomoderne
Leichtgewichte, von denen sich mutlose Intendanten ein mit ihrem
Haus, Personal, technischen Apparat und Publikum einigermaßen
verträgliches Musiktheater versprechen, das handzahme Kompromisskandidaten
liefern und das prompt durchfällt. Aber nächstens kann
alles anders werden: Benjamin Schweitzer greift mit seinem Einakter
„Dafne“ nach Martin Opitz in Text und Sujet auf den
barocken Beginn der Gattung zurück, indem er am erbaulichen
Götter- und Hirtenspiel unterschwellige Bedrohungen durch den
Dreißigjährigen Krieg freilegt. Die „Musicalische
Comoedie“ ist ein Auftragswerk des Konzerthauses Berlin und
wird am 3. April erstmals konzertant in der Elisabeth-Kirche in
Berlin Mitte aufgeführt. Am 7. April folgt die Uraufführung
von Jan Müller-Wielands „Der Held der westlichen Welt“
an der Oper Köln in der Inszenierung von Karoline Gruber. Die
dreiaktige „komische Oper“ folgt Motiven von John Millington
Synges gleichnamigem irischem Schauspiel in der Übersetzung
von Annemarie und Heinrich Böll.
Am 15. April bringt das Staatstheater Nürnberg Luca Lombardis
„Prospero“ auf ein Libretto von Frederik C. Delius und
Lombardi nach William Shakespeare zur Uraufführung. Die Regie
führt Andrea Raabe. Enjott Schneiders bereits drittes Bühnenwerk
für das Theater Görlitz entstand auf ein Libretto von
Bernd Matzkowski, Schneider und Michael Walter. Der komödiantisch-romantische
Zweiakter „Fürst Pückler – Ich bin ein Kind
der Phantasie“ ist in der Regie von Aron Stiehl erstmals am
29. April zu erleben und zeichnet ein Porträt der ewigen Suche
des Hermann Fürst von Pückler-Muskau nach „,der
Frau‘ und ,der Natur‘“. Wenn dabei ein neues Musiktheaterkonzept
gefunden wird…
Rainer Nonnenmann
Weitere Uraufführungen:
4.4.: Jay Schwartz, Music for six voices, Neue Vokalsolisten
Stuttgart, Theaterhaus Stuttgart
7.4.: Toshio Hosokawa, Klavierkonzert, Laeiszhalle Hamburg
8.4.: Hans Ulrich Lehmann, Besuch bei Zerberus nach Texten von
Anne Weber für Bariton, Cello und kleines Orchester, Tonhalle
Zürich
8.4.: Rudolf Kelterborn, Klavierquartett, Basel
19.–23.4.: Weimarer Frühjahrstage mit Uraufführungen
von über zwanzig Komponistinnen und Komponisten
22.4.: Dieter Ammann, Martin Jaggi, Jürg Wyttenbach, neue
Werke zum 100. Geburtstag von Paul Sacher, Gare du Nord Basel
29.4.: Francesco Filidei und Claire-Mélanie Sinnhuber,
Ensemble „Elastic3“ mit neuen Werken für Gitarre,
Gambe, Blockflöte und Elektronik, Konzerthaus Wien
30.4.: Johannes Harneit, Konzert für Cello und Orchester,
Stuttgarter Philharmoniker, Liederhalle Stuttgart
30.4.: Martin Christoph Redel, Blue Mood for BigBand, Hochschule
für Musik Detmold