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nmz-archiv
nmz 2006/04 | Seite 9
55. Jahrgang | April
Magazin
Hoch im Kurs: die Bachpflege in Aschaffenburg
81. Bachfest der Neuen Bachgesellschaft vom 28. Juli bis 6. August
2006
Seinen Fuß hat Johann Sebastian Bach nie auf Aschaffenburger
Territorium gesetzt, und doch steht die Bachpflege hier hoch im
Kurs. Der Ehrgeiz einiger weniger Musikenthusiasten, den weltweit
bedeutendsten Bach-Interpreten sowie unterschiedlichen Aufführungspraktiken
einmal im Jahr am Untermain ein Podium zu verschaffen und dazu die
intime Atmosphäre architektonisch und historisch bedeutsamer
Konzertorte zu nutzen, gab den entscheidenden Ausschlag: vor mehr
als 20 Jahren zur Gründung einer innovativ und kreativ agierenden
Bachgesellschaft und nun 2006 zur Ausrichtung des 81. Bachfestes
der Neuen Bachgesellschaft vom 28. Juli bis 6. August in und um
Aschaffenburg.
Die bayerische Staatsregierung, sonst eher äußerst zurückhaltend
in der Förderung von Kulturprojekten, sicherte auch gleich
entsprechende finanzielle Mittel zu. „Der Freistaat unterstützt
2006 zwei Schwerpunktveranstaltungen: das Augsburger Mozartfest
und das Bachfest in Aschaffenburg“, bekräftigte Staatsminister
Thomas Goppel während der Präsentation des Programms.
Und: „Ich habe selten einen solchen Kulturreferenten erlebt,
der mit so viel Akribie und Detailliebe ans Werk gegangen ist.“
Gemeint ist damit Burkard Fleckenstein, Kulturamtsleiter der Stadt
und Gründungsmitglied der Bachgesellschaft Aschaffenburg. Das
Programm, das er vorstellte, erklärte Goppels Begeisterung.
Der eher lapidar anmutende Untertitel zum 81. Bachfest „Bach,
Mozart und Komponisten im Umfeld der kurmainzischen Residenz Aschaffenburg“
birgt in der Umsetzung spannungsreiche Facetten und Kontraste für
ein nach allen Seiten hin offenes Publikum.
21 Konzerte und 18 kirchenmusikalische Projekte ermöglichen
ein Wechselspiel zwischen Profis und bestens gepflegter Laienkultur.
In den Programmen werden Werke der 2006 international gefeierten
Musik-Jubilare Mozart und Joseph Martin Kraus ebenso zu hören
sein wie Kompositionen der in der Region bedeutsamen Größen
Sterkel, Graupner und Telemann. Mit dem Multimedia-Musiktheater
„MozART 250“ als Kooperationsprojekt von Jeunesses Musicales
und dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe erhält
die jüngste Komponistengeneration ein eigenes Podium. Pädagogisch
ausgerichtete Führungen und ein Radioworkshop des bayerischen
Rundfunks zielen auf interessierte Kinder und Jugendliche. Einen
tieferen Einstieg in die Spätwerke Bachs und Mozarts sowie
zu den Zeitgenossen Kraus und Mozart sollen musikwissenschaftliche
Symposien ermöglichen. Meisterkurse mit Robert Levin, Steven
Isserlis und Edgar Krapp bieten aufstrebenden Pianisten, Cellisten
und Organisten die Gelegenheit, ihre Fähigkeiten und Erkenntnisse
professionell auszubauen. Exkursionen und weitere touristische Angebote
komplettieren, was alleine durch die Wahl der Konzertorte bereits
angelegt ist: Eine Symbiose aus kunsthistorischer Architektonik
und exquisiter Musikkultur zwischen Tradition und Moderne, und dies
in überwiegend intimer Atmosphäre.
Die Aschaffenburger Bachgesellschaft führt seit 1987 jährlich
Bachtage mit wechselnden thematischen Schwerpunkten an historischen
Stätten in und um Aschaffenburg durch. Ein besonderes Anliegen
der Bachgesellschaft ist die Förderung des musikalischen Nachwuchses.