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nmz-archiv
nmz 2006/04 | Seite 9
55. Jahrgang | April
Magazin
Kommentar
Spar-Preise
Welchen Wert hat ehrenamtliches Engagement in der Musik in der
Einschätzung unserer Obrigkeit? 30.000 Euro warf das Land Niedersachsen
aus, um Botschafter und Macher seines Musiklandes zu würdigen,
zu belohnen, um deren Leistung, die im künstlerischen Bereich
ohnedies nur subjektiv messbar ist, hervorzuheben und in der Öffentlichkeit
anzuerkennen.
Hauptpreisträger und deshalb mit gut einem Drittel oder sechs
Sechzehntel der Preissumme bedacht ist der seit sieben Spielzeiten
als Chefdirigent der Hannoverschen Radiophilharmonie tätige
Japanaer Eiji Oue, zugleich Dirigierprofessor an der Musikhochschule.
In gleicher Höhe, aber gedrittelt, also im Wert von je zwei
Sechzehntel, fließen Förderpreise dem Nachwuchs zu, dem
Almadin-Quartett, aus dem Niedersächsischen Jugendsinfonieorchester
hervorgegangen, dem 30-jährigen Gitarristen und Studiomusiker
Jens Eckhoff aus Hannover und dem in Russland gebürtigen, seit
fünf Jahren in Hannover studierenden erfolgreichen 18-jährigen
Meisterpianisten Igor Levit.
Halb so viel wert wie der Hauptpreis ist dem Stifter die musikalische
Kreativität des Westfalen Mousse T, Pseudonym für Mustafa
Gündogdu, „Echo“-erfolgreicher Producer und Studiomusiker
in Hannover. Er freut sich an drei Sechzehntel des Preissegens.
Am preiswertesten kommt das Ehrenamt davon. Gerade ein Sechzehntel
des Praetorius-Preises ist dem Musikpädagogen Eberhard Schmidt
zugedacht, der vielen Hundert-, ja Tausendschaften junger Menschen
die „Begeisterung für die Musik zu vermitteln und ihnen
Wege zu eröffnen verstand, diese Begeisterung in eigenes Musizieren
umzusetzen“. Aber der Geldschein ist nicht einmal wirklich
sein. „Taler, Taler, du musst wandern“ ist die Erwartungshaltung
des Stifters, nämlich in die Sparschatulle – als Spenden-Baustein
für die seit Jahrzehnten visuelle Landesmusikakademie. „...
was ich ohnedies gemacht hätte, aber lieber aus freien Stücken
und nicht auf ministerielle Weisung“, so Eberhard Schmidts
Kommentar. Denn für eine solche Heimstatt musizierender Jugend
Niedersachsens hat er schließlich seit Jahrzehnten gekämpft.
Bislang noch ohne Bau-Erfolg.