nmz 2006/04 | Seite 31
55. Jahrgang | April
Verband Bayerischer
Sing- und Musikschulen
Bürgerschaftliches Engagement für die Musik
Verleihung des „Maria Paijmans Musikkulturpreises“
an der Musikschule Bad Wörishofen
Mit einer Stiftungssumme von 15.000 Euro hat das Münchener
Ehepaar Maria und Hans Kania den „Maria-Paijmans-Wettbewerb“
an der Städtischen Sing- und Musikschule Bad Wörishofen
für die nächsten fünf Jahre ins Leben gerufen. In
diesem Jahr fand der Wettbewerb erstmals für das Fach Klarinette
statt.
Es war im Rahmen des „Festivals der Nationen“ im Jahr
2004 in Bad Wörishofen als sich Professor Justus Frantz mit
ungewohnt kritischen Worten zur derzeitigen Entwicklung der Kulturförderung
und der schwierigen wirtschaftlichen Situation vieler renommierter
kultureller Institutionen in Deutschland an sein Publikum wandte.
Für die Familie Kania wurde der Aufruf von Justus Frantz zum
Anlass, den „Maria-Paijmans-Wettbewerb“ ins Leben zu
rufen. „Wir wollten etwas tun, etwas gesellschaftlich zum
Positiven verändern“, erklären Maria und Hans Kania
übereinstimmend. Und fahren fort: „Schliesslich hängt
die Zukunft dieses Landes in hohem Maß davon ab, welche Chancen
junge Talente bei uns bekommen. Die Tatsache, dass insbesondere
die Kultur es heute sehr schwer hat, war ein weiterer Beweggrund,
uns gerade in diesem Bereich zu engagieren. Dabei stand für
uns gleich fest, dass wir etwas für die jungen Leute tun wollen.“
Musikschulleiter Gerhard Wolf arbeitete ein Konzept für den
Wettbewerb aus. Das Ehepaar Kania war sofort begeistert. Die Benennung
nach dem Mädchennamen von Maria Kania, die aus der niederländischen
Fabrikantenfamilie Paijmans stammt und sich seit Jahren für
Straßenkinder in Südafrika engagiert, kristallisierte
sich schnell heraus. Bewusst entschied man sich dafür, bei
dem regional ausgerichteten Wettbewerb neue Wege einzuschlagen.
„Wir wollten nicht einfach noch einen weiteren Wettbewerb
ins Leben rufen, sondern etwas an-ders machen“, erläutert
Hans Kania. So war klar, dass es keine Altersgruppeneinteilung geben
wird. Vielmehr soll jeder Teilnehmer nach der individuellen Entwicklung
beurteilt werden. Weiter entschied man sich für eine dreigeteilte
Bewertung nach Persönlichkeit, Musikalität und fachlichen
Aspekten. Alle drei Bereiche erhielten das gleiche Gewicht für
die Gesamtwertung. Ein Übergewicht rein technischer Aspekte
sollte damit vermieden werden. Anders als bei anderen Wettbewerben
saßen in der Jury neben fachlich qualifizierten Personen auch
Vertreter der lokalen Me-dien. Auch wurde kein Pflichtstück
vorgeschrieben, jeder Teilnehmer konnte sich selbst ein schnelles
und ein langsames Werk aussuchen und vortragen.
27 Musikschülerinnen und Musikschüler im Alter von 7
bis 18 Jahren hatten sich bei der ersten Austragung beteiligt. Die
Entscheidungen fielen der Jury lediglich bei der Vergabe des Fördererpreises
schwer und so entschloss sich das Ehepaar Kania spontan, diesen
nicht wie vorgesehen zu teilen, sondern doppelt zu vergeben. Theresa
Kohler, die erst seit fünf Monaten an der Städtischen
Sing- und Musikschule Bad Wörishofen Klarinette spielt, freute
sich ebenso über den Preis wie der Musikschul-Schüler
Roland Weber aus Türkheim, der schon eine vierjährige
Unterrichtszeit vorweisen kann. Theresa Kohler überzeugte als
jüngste Wettbewerbsteilnehmerin durch ihre große Spielfreude
und ihren couragierten und selbstbewussten Auftritt. Die Entscheidung,
für den diesjährigen Wettbewerb das Fach Klarinette zu
wählen, sollte den Bezug zum Mozartjahr 2006 herstellen. „Außerdem
wollten wir in diesem Jahr ein Instrument fördern, das in möglichst
vielen musikalischen Bereichen zum Einsatz kommt“, verrät
Hans Kania. Im nächsten Jahr wird ein anderes Instrument im
Mittelpunkt stehen.