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nmz-archiv
nmz 2006/07 | Seite 10
55. Jahrgang | Jul./Aug.
Cluster
Öffentlich-einsam
Auf zwei öffentlichen Podien bat die Initiative „Das
ganze Werk“ zum Disput über die Lage der so genannten
Kulturradios: in Hamburg „ndr kultur“ und in Berlin
„rbb kulturradio“. Doch wer nicht kam, waren Vertreter
der entsprechenden öffentlich-rechtlichen Institutionen. Die
Begründungen der Absagen waren fadenscheinig. Man geht dem
Dialog mit jenen aus dem Weg, denen die Qualität des Hörfunks
am Herzen liegt; mehr offenbar als den Verantwortlichen selbst.
Zu einem Tagesbegleitprogramm scheinen sie fähig, aber nicht
zur Begleitung derer, die ihnen den Auftrag erteilen, den Hörern.
Diese Diskurs-Einschaltverweigerung der Programmverantwortlichen
geht aber durch die Instanzen der Selbstkontrolle hindurch. Auch
die Rundfunkratsvorsitzende des rbb, Frau Ulrike Liedtke, sieht
sich in einem Antwortbrief auf Anfragen der rbb-Hörer mehr
als Pufferzone der rbb-Intendantin, denn als wenigstens neutrale
Vermittlerin oder gar Protagonistin der Klientel, die sie in anderen
Ämtern vertritt. Für diese Aufgabe wäre sie geradezu
prädestiniert. Sie ist Präsidiumsmitglied des Deutschen
Musikrates, Leiterin der Musikakademie Rheinsberg, Vorsitzende des
Beirats der Edition Musik in Deutschland 1950 bis 2000, Vizepräsidentin
des Landesmusikrates Brandenburg. Als Leiterin des Programmausschusses
des rbb und als Rundfunkratsvorsitzende des rbb hätte sie Werkzeuge
in der Hand, um etwas zu bewegen. Denn zu „den wichtigsten
Aufgaben des Rundfunkrates gehört es, die Intendantin/den Intendanten
des Senders zu wählen und in allgemeinen Programmangelegenheiten
zu beraten sowie die Einhaltung der Programmgrundsätze zu überwachen.“
So steht es geschrieben, warum aber wird nicht so getan, Frau Liedtke?
Auf der Liste der Unterstützer der Initiative „Neue
Musik in den rbb“ haben zur Zeit 47 Institutionen und 191
Einzelpersonen, darunter auch das Konzerthaus Berlin, das Staatstheater
Cottbus, die Sektion Musik der Akademie der Künste, die Komponisten
Schnebel, Katzer, Goldmann, Eggert und und und unterschrieben. Alles
nur Funk-Querulanten oder nicht doch eher ihre Auftraggeber, Frau
Liedtke?