nmz 2006/07 | Seite 2
55. Jahrgang | Jul./Aug.
Personalia
Personalia
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet.
Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten
im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen
verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur
Darstellung gebracht werden.
Ein Kirchenmusiker als Verleger
Carus-Verlag-Gründer Günter Graulich wird achtzig
KMD Günter Graulich hat 1972 den Carus-Verlag in Stuttgart
gegründet und zusammen mit seiner Frau Waltraud zu einem weltweit
führenden Verlag im Bereich geistlicher Chormusik aufgebaut.
Günter Graulich kam hierbei seine Erfahrung als Kirchenmusiker
in Stuttgart und als Gründer des Stuttgarter Motettenchors
zugute, den er 50 Jahre lang als künstlerischer Leiter betreute
und mit dem er zahlreiche LPs beziehungsweise CDs produzierte.
Bis zum heutigen Tag sind bei Carus circa 20.000 Notenausgaben erschienen.
Carus steht weltweit als Synonym für wissenschaftlich erstklassige
Notenausgaben, so die vom Carus-Verlag herausgegebene Stuttgarter
Schütz-Ausgabe, die Stuttgarter Bach-Ausgabe, die Stuttgarter
Mozart-Ausgabe und die Stuttgarter Mendelssohn-Ausgabe. Bei zahlreichen
Notenausgaben war Günter Graulich als Herausgeber tätig,
so unter anderem bei der Edition von Werken von Schütz, Bach,
Mendelssohn, Schumann, Brahms und Rheinberger. Dabei verdanken viele
Werke ihre Wiederentdeckung seiner Initiative (unter anderem Werke
von Mendelssohn und Josef Gabriel Rheinberger).
Darüber hinaus engagiert sich Günter Graulich mit seinem
Verlag stark für die Edition von vergessener Musik, unter anderem
mit der Gesamtausgabe der Werke Josef Gabriel Rheinbergers, der
Denkmäler-Reihe zur Musik der Mannheimer Hofkapelle (Holzbauer,
Richter, Stamitz) und der Auswahlausgabe von Werken der Dresdner
Komponisten Johann Adolf Hasse und Gottfried August Homilius.
Neben der Edition von Noten hat sich Günter Graulich mit seinem
Verlag als international renommiertes Label auf dem CD-Markt etabliert.
Carus arbeitet hier mit bedeutenden Interpreten wie Frieder Bernius,
dem Freiburger Barockorchester, Hans-Christoph Rademann, dem Dresdner
Kreuzchor, Ludwig Güttler und anderen zusammen. Seit dem Start
des Labels hat sich die Musik aus Dresden als besonders gewichtiger
Schwerpunkt entwickelt, wobei viele CD-Aufnahmen auf Erstausgaben
von Carus basieren. Regelmäßig werden die Noteneditionen
und CD-Produktionen aus dem Hause Carus mit nationalen und internationalen
Preisen ausgezeichnet.
Günter Graulich ist eine in der Musikwelt bekannte Verlegerpersönlichkeit.
Noch im Alter von 80 Jahren ist er als unermüdlicher Entdecker
von ungehörter oder vergessener Musik aktiv und leitet das
Lektorat des international erfolgreichen Stuttgarter Musikverlags.
Das operative Geschäft des Verlages wird mittlerweile von seinem
Sohn Johannes weitergeführt.
Kritikerpreis 2006
Der Verband deutscher Kritiker hat im April dieses Jahres im Deutschen
Theater in Berlin den Förderverein musica reanimata mit dem
Kritikerpreis 2006 ausgezeichnet. Der Verein wurde im September
1990 in Berlin von einigen Musikwissenschaftlern, ausübenden
Musikern und Musikkritikern mit dem Ziel gegründet, die von
den Nationalsozialisten aus rassischen oder ideologischen Gründen
verfolgten Komponisten zu unterstützen. Während der 15-jährigen
Vereinsgeschichte wurden 67 Gesprächskonzerte veranstaltet,
es gelang musica reanimata, die Werke einiger Komponisten, deren
Namen bis vor wenigen Jahren nur Spezialisten bekannt waren, in
das Repertoire von Musikern zu integrieren.
Die wissenschaftliche Seite der Arbeit von musica reanimata findet
ihren Niederschlag in der Herausgabe der Buchreihe „Verdrängte
Musik“, bis 1998 im Hamburger von Bockel Verlag und seither
beim Pfau-Verlag Saarbrücken. Preisträger für Tanz
ist VA Wölfl, Jürgen Grosch wurde in der Fachgruppe Theater
ausgezeichnet, neben ihm der Ehrenpreisträger Werner Düggelin.
Weitere Informationen: www.kritikerverband.de.
Zum Tod von Dieter Acker
Der Komponist und Hochschullehrer Dieter Acker ist am 27.5.2006
nach langer, schwerer Krankheit in München gestorben. 1940
in Hermannstadt (Siebenbürgen/Rumänien) geboren, studierte
Dieter Acker an der Klausenburger Musikhochschule, an der er später
als Dozent für Komposition und musiktheoretische Fächer
wirkte.
1969 siedelte er in die BRD über, wo er zunächst von 1969
bis 1972 am Robert-Schumann-Konservatorium in Düsseldorf und
dann ab 1972 an der Münchner Musikhochschule – seit 1976
mit einer Professur für Komposition und Theorie – lehrte.
Dieter Acker wurde mehrfach mit internationalen und deutschen Kompositionspreisen
ausgezeichnet. Sein Werkverzeichnis vermerkt annähernd 200
Kompositionen (Symphonien, Instrumentalkonzerte, Kammermusik in
verschiedensten Besetzungen, Solokompositionen, Klavier- und Orgelwerke,
solistische Vokalmusik und Chorwerke sowie einen Einakter). Zahlreiche
Rundfunkaufnahmen und -sendungen, CDs und Druckausgaben dokumentieren
sein breites Schaffen.
Peter Leonard geht
Rostocks Generalmusikdirektor Peter Leonard verlässt die Bühne
der Hansestadt. Der Amerikaner werde seinen im Sommer 2007 auslaufenden
Vertrag nicht mehr verlängern, teilte das Volkstheater Rostock
am Freitag mit. Damit verliert das Haus noch ein „Zugpferd“:
Auch Schauspieldirektorin Johanna Schall wird nur noch eine Saison
in Rostock bleiben.Leonard dirigiert seit 2004 die Norddeutsche
Philharmonie und ist GMD am Volkstheater. In dieser Zeit hat er
sich durch außergewöhnliche Konzertprojekte wie mit den
„Prinzen“ und der NDR Bigband einen Namen gemacht. Ein
Schwerpunkt wurde die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Leonard
dirigerte Schulaufführungen für 10.000 Teenager.
Torsten Mosgraber geht
Der künstlerische Geschäftsführer Torsten Mosgraber
verlässt die Projektgesellschaft des Deutschen Musikrates zum
31. Dezember 2006. Er sieht sich aufgrund der Struktur und Ausstattung
in seinen Möglichkeiten beschränkt, die Musikprojekte
des Musikrates entscheidend weiterzuentwickeln. Der 1965 in Berlin
geborene Musikwissenschaftler Torsten Mosgraber hat seine Tätigkeit
beim Deutschen Musikrat am 1. Januar 2005 aufgenommen. Zuvor war
er Intendant der Dresdner Musikfestspiele und Administrateur artistique
am Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel.
Delnon verabschiedet
Der Intendant des Mainzer Staatstheaters, Georges Delnon, wechselt
zum Ende der Spielzeit nach Basel, wo er die Leitung des dortigen
Theaters vom bisherigen Intendanten Michael Schindhelm übernimmt.
Ab 1. Juli 2008 tritt er dann die Nachfolge von Klaus-Peter Kehr
als Leiter des Musiktheaters der Schwetzinger Festspiele an. Der
gebürtige Schweizer Delnon war 1996 als Intendant des Stadttheaters
Koblenz nach Rheinland-Pfalz gekommen.
Hilton Ruiz
Der Jazzpianist und Komponist Hilton Ruiz ist im Alter von 54 Jahren
in New Orleans gestorben. Ruiz, der mit Jazz-Größen wie
Dizzy Gillespie, Charles Mingus oder Tito Puente zusammenarbeitete,
erlag laut seinem Agenten Joel Chriss den schweren Verletzungen,
die er sich bei einem Sturz Mitte Mai zugezogen hatte.
Weiter am Startknopf bleiben
Hannelore Thiemer verlässt den Deutschen Musikrat
Zur Abschiedsfeier der Projektleiterin für zeitgenössische
Musik, Hannelore Thiemer, nach 30-jähriger Tätigkeit für
den Deutschen Musikrat waren viele jetzige und ehemalige Kolleginnen
und Kollegen der Einladung der Projektgesellschaft in die Weberstraße
gefolgt.
In seiner Ansprache betonte Norbert Pietrangeli, Kaufmännischer
Geschäftsführer des Deutschen Musikrates, dass diese Verabschiedung
gleichzeitig auch ein Anfang sei, denn man habe sich vorgenommen,
auch zukünftig noch so einiges gemeinsam zu bewirken. „Der
Tatort dafür ist schon ausgemacht, er heißt ‚Europäische
Integration’.“
Hannelore Thiemer wird in Zukunft für die deutsch-polnische
Musikbörse tätig sein (siehe unser Bericht auf Seite 4).
Von ihren Mitarbeitern erhielt sie daher in einem repräsentativen
Kästchen mit deutscher und polnischer Fahne den symbolischen
Startknopf überreicht, mit dem Kulturstaatsminister Neumann
kürzlich die Deutsch-Polnische Musikbörse eröffnet
hatte.