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nmz-archiv
nmz 2006/07 | Seite 11
55. Jahrgang | Jul./Aug.
Forum
Keine Angst vor Neuer Musik
Zu: „Boom mit Folgen“ in nmz-Beilage „grenzenlos“,
nmz 04/2006
Sehr geehrter Herr Schulz,
je öfter ich Ihren obigen Artikel lese, desto unverständlicher
wird mir, warum Sie so auf den ,,klassisch ausgebildeten Orchestermusiker“
schimpfen.
Einerseits erzählen Sie, dass wir circa 250 bis 300 Ensembles
für zeitgenössische Musik in Deutschland haben, was meiner
Meinung nach eigentlich genügt, um die zeitgenössische
Musik darzustellen. Diese jungen Menschen haben sich entweder schon
während ihres ,,klassischen“ Studiums für moderne
Musik interessiert oder sich auch nach dem Studium noch spezialisiert.
Sie sind ganz sicherlich gute Musiker, vielleicht nicht jeder geeignet
als ,,klassischer Orchestermusiker“ oder vielleicht auch ohne
Lust dazu (nicht jeder ausgebildete Musiker hat Lust, in einem Orchester
zu spielen).
Andererseits sagen Sie, dass es doch einige Orchestermusiker gibt,
die bei den modernen Ensembles mitspielen, das heißt also,
dass ein Orchestermusiker sich doch die Befähigung zur modernen
Musik aneignen kann. Das zeigen auch immer wieder die Aufführungen
der Staatsopern mit zeitgenössischen Werken, wie zum Beispiel
in Stuttgart. In meinem Orchester-Berufsleben haben wir auch sehr
viel moderne Musik gespielt und mussten uns mit den neuen Techniken
auseinander setzen.
Jedenfalls denke ich, dass Sie sich diese Bemerkungen in dem Artikel,
nämlich dass die Orchestermusiker oft keine Befähigung
für und auch keine Lust auf zeitgenössische Musik haben,
hätten sparen können. Als frühere Orchestermusikerin
empfinde ich Ihren Artikel als Affront gegen unsere wirklich guten
Orchestermusiker. Ich habe mich sehr geärgert und ich finde
Ihren Artikel eine ziemliche Frechheit.