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nmz-archiv
nmz 2006/07 | Seite 35
55. Jahrgang | Jul./Aug.
Landesmusikräte
Mit eigenem Werk zum Bundeswettbewerb
Das Viersener Percussion-Ensemble brilliert mit Thomas Witzmann
bei „Jugend musiziert“
Der diesjährige Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“
ist bereits der zweite Bundeswettbewerb, den das Viersener Percussion-Ensemble
erfolgreich absolvierte, jeweils mit einem ersten Preis. Gunnar
Sornek, Fabian Amrath, Dennis Maaßen, Benedikt Mengen und
Alexander Ehlers bilden seit acht Jahren ein eingespieltes Ensemble.
Seit ihrem neunten Lebensjahr musizieren die fünf Schüler
der Kreismusikschule Viersen gemeinsam, geleitet von ihrem Lehrer
Ralf Holtschneider. So ist es kein Wunder, dass alle bereits mehrfach
bei „Jugend musiziert“ in der Einzel- wie auch in der
Ensemblewertung auf Bundesebene erfolgreich waren. Im Rahmen des
Landespreisträgerkonzerts „Jugend musiziert“ in
der Düsseldorfer Tonhalle erhielt das Ensemble zudem den Förderpreis
der nordrhein-westfälischen Sparkassen – wie auch der
Hornist Carsten Carey Duffin aus Lage.
Es gibt nicht viele Ensembles, die über einen so langen Zeitraum
zusammenspielen, viele entstehen nur für bestimmte Projekte.
„Doch diese Musiker schauen sich an und verstehen sich blind,“
so Holtschneider. „Jeder weiß, was der andere von ihm
will. Für einen Ensembleleiter ist das etwas ganz Besonderes“.
Alexander Ehlers, 15 Jahre alt, und Dennis Maaßen, 16, ergänzen:
„Ensemblespiel macht wesentlich mehr Spaß als Einzelspiel.
Es ist toll, zusammen zu spielen und auch miteinander reden zu können.“
Bereits Monate vor dem Bundeswettbewerb begann das Ensemble, an
drei bis vier Tagen in der Woche intensiv an seinem Programm zu
arbeiten. Der Kölner Komponist Thomas Witzmann schrieb dem
Ensemble eigens zum Wettbewerb die Komposition „Reiberei“,
die ungewöhnliche spieltechnische und schauspielerische Anforderungen
stellt. „Die Arbeit an diesem Stück begann damit, dass
wir Instrumente nach Anweisungen des Komponisten bauen mussten,“
erinnert sich Ralf Holtschneider. Die Spielanweisungen fordern das
Zupfen von Trommeln, die mit Nylonfäden präpariert wurden,
ebenso wie den Einsatz verschiedener Streicherbögen. „Reiberei“
beginnt scheinbar traditionell mit verschiedenen Trommeln, fordert
aber bald ungewöhnliche Aktionen mit den Sticks.
Aufwändige „Reiberei“
Für ein Percussion-Ensemble bedeutet ein Wettbewerb eine
logistische Herausforderung. Viele, nicht sonderlich handliche Instrumente
müssen organisiert und transportiert, teilweise auch vor Ort
geliehen werden: „Wir brauchten fünf Marimbaphone und
konnten diese doch problemlos untereinander ausleihen,“ rühmt
Holtschneider das Miteinander in Freiburg. „Wir halfen einander
ohne Konkurrenzgefühl. Ein Miteinander und ein guter Austausch
untereinander sind Charakteristika der Schlagzeuger.“
Am Pfingstfreitag reisten die jungen Männer an, um ihr Instrumentarium
aufzubauen, denn am Pfingstsamstag stand die Wertung an. Fabian
Amrath sieht die Aufbausituation als wesentlich an: „Am Freitag
war uns für 18.00 Uhr eine Stunde Aufbauzeit gegeben worden,
was jedoch mit der bei Schlagzeugern bekannten Materialschlacht
recht knapp war, worauf wir unsere Instrumente schon vorher aufbauen
konnten. Dadurch hatten wir den Vorteil, die ganze Stunde zur Anpassung
unseres Aufbaus an die Bühne und zum Einstellen auf die Akustik
des Raumes nutzen zu können. Der recht dunkle Saal im ‚E-Werk‘
der Stadt Freiburg hat eine große Bühne und einen großzügigen
Zuschauerraum. Die Akustik war zwar durch riesige Vorhänge
verbessert worden, aber nicht perfekt für unsere Stücke.
Vier Ensembles sollten gleichzeitig auf der Bühne stehen, und
jedes musste die Instrumente vor der Wertung parat haben. Unser
Quintett war recht umfangreich an Instrumenten ausgestattet, so
dass wir nahezu die ganze Bühne brauchten. Die Folge war, dass
am Samstagmorgen unser Aufbau wieder verschoben werden musste, da
die Einspielzeiten der anderen Gruppen noch vor unserem Wertungsspiel
lagen. Glücklicherweise konnten wir jedoch unseren kompliziertesten
Aufbau, den des Setup-Stückes ‚Tarré von Ronald
Ford stehen lassen.“
Zu ihrem tadellosen Spiel bilanziert Gunnar Sornek: „Insgesamt
waren wir sehr zufrieden mit unserer Leistung, und unser Lehrer
hat uns sogar gelobt. Die restliche Zeit haben wir entweder im E-Werk
mit dem Anhören von Wertungen oder in der Jugendherberge verbracht
und konnten so auch viele andere Musiker kennen lernen.“ Benedikt,
15, und Alexander, 16, bekennen offen: „Wir haben zwar einen
ersten Preis erhalten, aber über einen Punkt mehr hätten
wir uns noch mehr gefreut.“
Die jungen Schlagzeuger bestreiten viele Auftritte bei Konzerten
und Festivals im In- und Ausland und sind so zu Botschaftern der
Region Niederrhein und des Landes Nordrhein-Westfalen geworden.
Die Kreismusikschule Viersen entwickelte sich damit zu einer Talentschmiede
für Perkussionisten, und es ist ein Glück, dass der Bundeswettbewerb
„Jugend musiziert“ dies weithin ausweist.