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nmz-archiv
nmz 2006/07 | Seite 41
55. Jahrgang | Jul./Aug.
Rezensionen
Kurz vorgestellt
CDs
Harp-Recital: Kompositionen von Caplet, Tailleferre, C.P.E. Bach,
Holliger und Britten.
Sarah O’Brian, Harfe
audite 92.561
Sarah O’Brian ist eine der herausragenden Harfinistinnen.
Sie spielt mit äußerster, spitzer Schärfe ebenso
wie mit fein nuancierten Staffelungen des Klanges. Mit Musik,
die von dem Bach-Sohn Carl Philipp Emanuel bis zu Heinz Holliger
reicht, blättert sie ein weites und stets aufregendes Spektrum
des Harfenklanges auf. Mit Lust hört man zu.
John Foulds: Dynamic Triptych; April – England; Music-Picture
Group u.a.
City of Birmingham Symphony Orchestra, Sakari Oramo.
Warner 2564 62999-2
Das ist schon eine verrückte Musik, die der Engländer
John Foulds (1880–1939) schreibt. Sie ist tonal, aber die
vertrauten Klänge werden wie durch eine Presse gezwängt,
durch Glissandi verschliffen und durch fremdartige Skalenbindungen
getrübt. Und alles leuchtet, manchmal fast, im positiven
Sinne, wie übermotiviert
Isang Yun: Symphony V; Muak. Dietrich Fischer Dieskau, Bariton;
Berliner Philharmoniker, Hans Zender. Internationale Isang Yun Gesellschaft
IJG 005.
Die fünfte Sinfonie ist Isang Yuns großes Bekenntniswerk
und mit ihrer Hinwendung auf Gedichte von Nelly Sachs von bezwingender
moralischer Kraft. Hier wird der Uraufführungsmitschnitt
aus dem Jahr 1987 in der Berliner Philharmonie dokumentiert und
Hans Zender beweist, wie souverän er mit ausdrucksgeladenem
Ton umzugehen weiß – vor allem, wenn er so strukturell
genau gehört ist.
Tigran Mansurian: Ars Poetica. Armenian Chamber Choir, Robert
Mlkeyan.
ECM 1895 (476 3070)
Dunkel getönte A-Cappella-Chöre mit einfacher, aber
intensiver melodischer Führung auf Texte des armenischen
Dichters Yeghishe Tcharents, der 1937 Opfer des Stalinismus wurde.
Mansurian reduziert auf modale Führungen, die immer wieder
rhythmisch und harmonisch verdichtet werden. Chormusik, die trotz
der folkloristischen Färbung auch bei uns Eingang in das
Repertoire manch besserer (nicht unbedingt hochprofessioneller)
Gesangs-ensembles finden sollte.
Hans Werner Henze: Das Wundertheater (Oper nach Cervantes).
Diverse Solisten, Osnabrücker Symphonieorchester, Hermann Bäumer.
ARS 38454
Ein Patchwork-Stück des jungen Hans Werner Henze aus dem
Jahr 1949. Scharf im Ton, launig, wendig, einfallsreich und spritzig
in allen kritischen Spitzen. Mit Elan musiziert. Alles in einer
halben Stunde. Als Füller ein Gespräch mit Henze mit
durchaus bemerkenswerten Aussagen des Komponisten.