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nmz-archiv
nmz 2006/07 | Seite 43
55. Jahrgang | Jul./Aug.
Rezensionen
Kurz vorgestellt
DVDs
Verdi: La Traviata. Deutsche Grammophon 00440 073 4196 (2 DVD)
Das Opernereignis des letzten Jahres entpuppt sich auf DVD als
eine in sehr distinguiertem Ambiente angesiedelte Präsentation
einer zur Diva stilisierten Sängerin. Anna Netrebko ist ausreichend
dekorativ, um diesen Anspruch optisch einzulösen. Ihr Gesang
steigert sich nach atmungsbedingten Problemen im ersten Akt zu einer
tadellosen Leistung und findet im Finale auch vokal ihre Möglichkeiten
für ein eindrucksvolles Rollenporträt. Stimmlich eine
Spur besser noch Rolando Villazóns Alfredo. Willy Deckers
Inszenierung setzt intelligente Akzente, ohne das Salzburger Publikum
wirklich zu fordern, Carlo Rizzis Dirigat schwächelt gewaltig.
Brahms: Complete Symphonies. Hänssler 93.903
Der „Stuttgart Sound“, den Roger Norrington mit dem
SWR Orchester geprägt hat, findet in Brahms eine gewaltige
Herausforderung. Der Verzicht auf Dauervibrato, der trockene, pathosfreie
Zugriff führt zu einem erfrischend entschlackten Klangbild,
das in jedem Fall eine lohnende Erfahrung ist, zumal das Orchester
mit spürbarem Enthusiasmus an der Entstaubung teilnimmt. Wo
Melodiebögen, die ja stets mit motivischen Prozessen aufgeladen
sind, allzu lapidar daherkommen, besteht freilich die Gefahr der
Oberflächlichkeit, entsteht mit einem Mehr an Transparenz nicht
automatisch ein Mehr an formalem Zusammenhalt.
Der Flamenco Clan. Lichtblick Film
Eher atmosphärisch, denn mit handfesten Informationen nähert
sich dieser Film der Musikerfamilie Carmona und der Band „Ketama“.
Dennoch faszinierend, wie sich der Flamenco als Klangsprache über
die Generationen hinweg weiterentwickelt, welche Konstanten bleiben
und wie das Erbe auf diese Weise lebendig bleibt. (Ab 1. August
im Handel)