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nmz-archiv
nmz 2006/07 | Seite 43
55. Jahrgang | Jul./Aug.
Noten
Konzertvorspiel mit absoluter Musik
Ruth Laredos Vermächtnis: Urtext-Version von Sergej Rachmaninovs
Prélude cis-Moll
Sergej Rachmaninov: Prélude cis-moll, op. 3, Nr. 2 für
Klavier zu zwei Händen. Herausgegeben von Ruth Laredo. C.F.
Peters Verlag, EP 8872.
Das Prélude cis-moll entstand im Jahre 1892, kurz nachdem
Sergej Rachmaninov (1873–1943) seine Examensarbeit am Moskauer
Konservatorium in den Fächern Klavier und Komposition absolviert
hatte und wurde im gleichen Jahr mit drei weiteren Stücken
veröffentlicht. Obwohl das Prélude bei seiner Uraufführung
keinen bleibenden Eindruck hinterließ, wurde es in der folgenden
Zeit schnell bekannt und letztendlich zu einem Markenzeichen des
Komponisten. Die einsetzende Mythologisierung des Werkes, das auf
Konzertprogrammen unter den Namen „Jüngstes Gericht“
und „Brand von Moskau“ erschien, lehnte Rachmaninov
ab, er betonte, dass es sich um absolute Musik ohne programmatischen
Sinngehalt handele. Vielmehr sei die Intention gewesen, ein Stück
zu komponieren, welches die Aufmerksamkeit des Hörers zu fesseln
vermochte und so bei Konzerten als Einführung für andere
Kompositionen dienen konnte. Über den Beginn des Préludes
cis-moll sagte Rachmaninov: „Diese drei Noten, unisono im
Diskant und Bass verkündet, sollten feierlich und unheilvoll
dröhnen. Nach dieser Eröffnung verläuft die dreitönige
Melodie durch den ersten Abschnitt von zwölf Takten; einen
Gegenpart dazu bildet eine akkordische Melodie in beiden Notenschlüsseln.
Hier haben wir zwei unterschiedliche melodische Bewegungen, die
gegeneinander arbeiten; sie bewirken, dass der Hörer gebannt
bleibt.“ In der Edition Peters ist eine erstmalige Urtext-Version
des Préludes erschienen, herausgegeben von der im Vorjahr
verstorbenen Pianistin Ruth Laredo, die nicht nur eine Sammlung
von Briefen, Konzertprogrammen und Photos des Komponisten besaß,
sondern auch eine bekannte Interpretin der Werke Rachmaninovs war.
Die vorliegende Ausgabe stützt sich auf das Autograph der Fassung
des Préludes für zwei Klaviere. Durch einen Vergleich
mit früheren Drucken und Rachmaninovs eigener Einspielung des
Werkes wurden nicht autorisierte Zusätze in den Vortragsbezeichnungen
erkannt und entfernt. Empfehlenswert für fortgeschrittene Klavierspieler.