nmz 2006/07 | Seite 31
55. Jahrgang | Jul./Aug.
Verband Bayerischer
Sing- und Musikschulen
Die besten Ausbilder für die jüngsten Schüler
Staatliche Anerkennung als Leiter für Klassenmusizieren
mit Blasorchesterinstrumenten
„Im Musikunterricht müsste erst einmal ganz viel musiziert
werden, dann könnten Freude und Interesse an der Musik wachsen.“
Solch einen Stoßseufzer dürfte man wohl schon öfter
von einem Schulmusiklehrer gehört haben. Beim Musizieren aber
ist es mit ein bisschen Praxis nicht getan. Tragfähige Freude
entsteht meist erst, wenn ein bestimmtes Können erreicht ist
und ausgebaut wird. Dies erklärt, weshalb sich seit einigen
Jahren die Idee der Bläserklassen stark verbreitet hat.
Das Schulsystem steuert auf die offene Ganztagsschule hin, Bläserklassen
sind hier die große Chance zur Nachwuchssicherung“,
erklärt Andreas Horber, Geschäftsführer des Bayerischen
Blasmusikverbandes (BBMV). Mittlerweile ist der Begriff „Bläserklasse“
in aller Munde. Das Klassenmusizieren ist auf zwei Jahre angelegt,
zumeist für die Altersstufen der 5. und 6. Klassen. Es sieht
vor, von Anfang an gemeinsam im Ensemble und in Registergruppen
ein Instrument systematisch zu erlernen.
Das Klassenmusizieren bietet sich sowohl für die Nachmittagsbetreuung
an allgemein bildenden Schulen sowie zur Nachwuchsrekrutierung in
Musikvereinen an. Die Leitung einer Bläserklasse liegt dabei
meist in Händen von Schulmusikern, Musikschullehrkräften
oder Dirigenten bzw. Ausbildern von Laienmusikvereinen. Für
die Bläserklassenleitung gibt es derzeit noch keine einheitlichen
Qualitätskriterien, so dass jeder eine Bläserklasse initiieren
und leiten darf – unabhängig davon, ob er qualifiziert
ist.
Staatliche Anerkennung
Weil aber Kinder dringend eine sorgfältige Basisausbildung
brauchen, damit sie auch nach Ende der Bläserklassenzeit das
Instrument weiterlernen, die steigenden Herausforderungen am solistischen
Instrumentalspiel annehmen und ihre musikalischen Fähigkeiten
ausbauen können, entwickelten die bayerischen Musikschulen
gemeinsam mit Kultusministerium und Bayerischem Blasmusikverband
den berufsbegleitenden Lehrgang „Leiter für Klassenmusizieren
mit Blasorches-terinstrumenten“. Der Lehrgang mündet
in die staatliche Anerkennung für Bläserklassenleiter.
„Wenn es um die Qualitätssicherung der musikalischen
Ausbildung unserer Kinder geht, müssen wir alle an einem Strang
ziehen“, so Josef Dichtl, Geschäftsführer des Verbandes
Bayerischer Sing- und Musikschulen (VBSM). Es brauche für die
Qualifizierung der Bläserklassenleiter feste Qualitätskriterien,
die verbandsübergreifend anerkannt sind. Damit könne eine
gleichbleibende Unterrichtsqualität gesichert werden, so Dichtl.
Die Leiter der allgemein bildenden Schulen, die Vorstände der
Musikvereine oder die Musikschulleitungen profitierten ebenfalls
von allgemein anerkannten Qualitätsstandards, da sie von vornherein
Klarheit über die Ausbildung des Bläserklassenleiters
bekämen.
Der zweijährige berufsbegleitende Lehrgang dient zur Erweiterung
von Fähigkeiten, die durch ein Musikstudium oder die Ablegung
einer staatlichen Anerkennungsprüfung erworben wurden. Der
Lehrgang umfasst zwei aufeinander aufbauende Kurse. Er endet mit
der staatlich anerkannten Prüfung über die Befähigung
als Leiter für Klassenmusizieren mit Blasinstrumenten.
Die Lehrgangsinhalte sind praxisnah und auf die besonderen Anforderungen
an einen Bläserklassenleiter ausgelegt. Dessen Aufgaben gehen
weit über das eigentliche musik- und instrumentalpädagogische
Handwerk hinaus, reichen in die Bereiche Organisations- und Finanzmanagement
hinein und umfassen die Einbindung von Lehrplaninhalten der allgemein
bildenden Schulen in die Klassenmusizierausbildung.
Zulassungsvoraussetzungen
„Die jüngsten Schüler brauchen die bes-ten Ausbilder“
– dieses Motto haben sich die beteiligten Musikverbände
und das Kultusministerium bei der Erarbeitung der Qualifizierungsmaßnahme
auf ihre Fahnen geschrieben. Grund genug, auch die Qualitätskriterien
für die Zulassung zu einem Lehrgang sicherzustellen. So können
ausschließlich Lehrerinnen und Lehrer den Lehrgang antreten,
die entweder über die uneingeschränkte Lehrbefähigung
für ein Blasorchesterinstrument laut Sing- und Musikschulverordnung
verfügen, staatlich anerkannte Dirigenten von Blasorchestern
im Laienmusizieren sind oder das Staatsexamen für das Lehramt
an allgemein bildenden Schulen mindestens im „nicht vertieften“
Fach Musik mit einem Blasinstrument als Hauptfach haben.
„Die Einstiegsvoraussetzungen sind hoch“, räumt
Klaus Hammer, VBSM-Fachsprecher für bläserische Ausbildung,
ein. Dennoch seien diese Zulassungsbeschränkungen im Interesse
der Kinder wie auch der Lehrkräfte. Denn freilich ist die Leitung
einer Musizierklasse eine anspruchsvolle Aufgabe. Sie kann nur von
einem Fachpersonal erfüllt werden, das von vornherein fundiertes
Fachwissen mitbringt. Der Einstiegskurs beginnt mit der Grundschulung
vom 6. bis 8. Oktober in der Musikakademie Marktoberdorf. Nach der
ersten Praxisphase findet ein Vertiefungstag am 13. Januar 2007
in der Städtischen Musikschule Weilheim statt. Die Zwischenprüfung
wird nach der zweiten Praxisphase in der Sing- und Musikschule Garching
abgehalten. Der Hauptkurs beginnt im Sommer 2007, es folgen drei
weitere Phasen bis zur Abschlussprüfung im Sommer 2008. Nähere
Informationen erhalten Interessenten in der VBSM-Geschäftsstelle,
Tel. 0881/20 58.