nmz 2006/09 | Seite 24
55. Jahrgang | September
Musikbildung
Ort für Kunst, Kultur und ihre Vermittler
Die Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel
Schon für Gotthold Ephraim Lessing lag das alte Wolfenbüttel
mitunter ein wenig abgelegen – trotz aller Schätze, die
es zu bieten hat. Für diejenigen aber, die sich heute in die
historische Fachwerkidylle im Vorland des Harzes für den begrenzten
Zeitraum eines Seminars zur Bildungsarbeit zurückziehen, kehrt
sich der vermeintliche Nachteil in puren Gewinn. Die reiche und
kulturträchtige Tradition der Residenzstadt und das Flüsschen
Oker, das sie durchsäumt, stiften eine ebenso anregende wie
unaufdringliche Atmosphäre. Hier fallen der Ausstieg aus dem
Berufsalltag und die Konzentration auf den Gegenstand leicht.
Begegnungsstätte
mit eindrucksvoller Fassade: Die Bundesakademie.
Für aktuelle Inhalte und wohlfeil ausgestattete Lebens- und
Arbeitsbedingungen in der Auszeit sorgt die Bundesakademie für
kulturelle Bildung Wolfenbüttel gleich in drei Häusern:
im Schloss Wolfenbüttel, in ihrem Gästehaus, einer nahen
ehemaligen Wassermühle – in einem ebenso funktionalen
wie stilvollen Kontext – sowie im einstigen Wohnhaus des Mühlendirektors.
In diesen Häusern stehen ein umfangreiches Programm von Seminar-
und Atelierräumen sowie Tagungssaal, Fotolabor, Multimediastudio
und Galerie, alle aktuellen Medien und ein umfangreiches Instrumentarium
zur Verfügung.
Die Akademie versteht sich als Ort für Kunst, Kultur und
ihre Vermittler. Sie ist Partner im Netzwerk Kultur und spürt
Impulse aus der aktuellen ästhetischen Praxis und kulturellen
Diskussion auf und gibt sie weiter. Dafür steht das Akademieprogramm
in bildender Kunst, Literatur, Musik, Theater, Museum und kulturpolitischem
Diskurs, mit dem sich neue Erkenntnis- und Handlungsperspektiven
aktiv erschließen lassen. Damit unterstützt sie die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer bei ihren beruflichen und ehrenamtlichen Aufgaben.
Fortbildungskurse und -seminare zielen auf die Entfaltung künstlerischer
Befähigungen und pädagogischen Geschicks. Sie fördern
die Begabung, sich auf dem Markt zu bewegen, und die Fähigkeiten,
in und für Kultureinrichtungen und Kulturverwaltung professionell
zu arbeiten.
Tagungen und Symposien dienen als Forum für Experten, Verantwortliche,
Betroffene und Interessierte des Kulturbereichs. Sie bündeln
und fokussieren kulturpolitische und kulturfachliche Diskurse. In
Publikationen werden Ergebnisse der Arbeit veröffentlicht.
In der Beratung von Einzelpersonen und Institutionen bringt die
Akademie ihre Feldkompetenzen in Künsten und Kulturbetrieb
ein.
Programmbereich Musik
Im musikspezifischen Weiterbildungs-angebot sind zwei deutliche
Schwerpunkte in den Bereichen Chorpraxis und Konzertpädagogik
gesetzt. Im ersteren stehen chorleiterische Kompetenzen im Zentrum
– von der chorischen Stimmbildung über Singanimation
und gestische Singleitung, der Arbeit am einstimmigen Lied und einfacher
Mehrstimmigkeit in Vor- und Grundschule, die Einbeziehung von Rhythmus,
Bewegung, Tanz und Choreographie bis hin zu mehrphasigen berufsbegleitenden
Lehrgängen mit Zertifizierung für Chorleitung, Kinderchorleitung,
Jazz- und Popchorleitung oder solchen für Kirchenmusiker, die
für die Weitergabe ihrer Erfahrungen im Singen mit Kindern
an Dritte geschult werden.
Die Angebote des zweiten, wesentlich jüngeren, jedoch ständig
wachsenden Feldes zielen auf eine lebendige Musikvermittlung im
und um den Konzertbetrieb – von der Dramaturgie und Programmgestaltung
für Konzertveranstaltungen insbesondere für Kinder über
deren Einführung, Moderation und Präsentation, die Hinführungen
in Lehrerworkshops und Schulbesuchen, die Arbeit an Bühnenpräsenz
und Interaktion bis hin zur Einbeziehung anderer Kunstformen. Nicht
allein für den zuletzt genannten Aspekt stiftet die Akademie
selber über die vier weiteren Programmbereiche fruchtbare Vernetzungen.
Professionalisierung
Ziel aller Seminare ist die künstlerische wie musikvermittelnde
Professionalisierung. Die Arbeit ist bestimmt von der Faszination
des Handwerks und der Erregung durch die Kunst, und das stets in
der Anstrengung, eine Haltung zu finden.
Die Dozentinnen und Dozenten der Seminare mit ihrer künstlerischen
und methodischen Kompetenz repräsentieren zeitgenössische
Formen der Chormusik wie der Musikpräsentation, die sich ihrer
eigenen Ausdrucksmittel bewusst sind und aktuelle Wahrnehmungsweisen
anderer neuer Medien nicht aus dem Blick verlieren. Die Teilnehmenden
der Veranstaltungen überprüfen und schärfen so die
eigene künstlerische und methodische Position.
Aktuelle Kursangebote
„Chorleitung der Stufe B – Neubeginn des berufsbegleitenden
Lehrgangs“, „12 Lieder für alle – Methodentraining
mit dem Liederkalender für Grundschullehrkräfte“,
„Jazz- und Popchorleitung“, „Interaktion im Konzertsaal
– Kommunikationsformen für die Musikvermittlung“,
„Jazz im Klassenzimmer – Workshoptagung zu Vermittlungsstrategien
für die Schule“, „Stimmbildung im Chor“,
„Rhythm to dance“ mit Royston Maldoom, „Salsa
Band“ sowie „Orchestermusiker als Botschafter im Klassenzimmer
– Training- für Berufsmusiker im „Außendienst“.