nmz 2006/09 | Seite 2
55. Jahrgang | September
Personalia
Personalia
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet.
Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten
im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen
verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur
Darstellung gebracht werden.
Künste und Menschen verbinden
Zum Tod von Juliane Ribke
„In Verbindung sein – Fokus und Vernetzung Elementarer
Musikpädagogik“: Der Vortrag, den Juliane Ribke zur Eröffnung
des zweiten Symposiums des Arbeitskreises Elementare Musikpädagogik
im Oktober 2003 hielt, fasste noch einmal die Kernpunkte dessen
zusammen, was dieses Fach sein kann: die Disziplin, die am umfassendsten
in der Lage ist, Mensch und Musik, Musik und andere Künste,
Menschen untereinander und den Menschen mit sich selbst in Verbindung
zu bringen. Vorausgesetzt man versteht sie im Sinne des Untertitels,
den sie ihrem Standardwerk gegeben hat, das als theoretische Grundlegung
der EMP gilt: „Persönlichkeitsbildung als musikerzieherisches
Konzept“. In der Überzeugung, dass auch eine die Menschen
– zumal die ganz jungen – so direkt ansprechende Form
der Musikpädagogik ihr praktisches Tun immer auch reflektieren,
an neuesten Erkenntnissen der Entwicklungspsychologie und anderer
Wissenschaften ausrichten muss, leistete Juliane Ribke Grundlagenforschung,
ohne freilich den Kontakt zur Basis, zur Ausübung des Faches
etwa an Musikschulen aus den Augen zu verlieren. An der Hamburger
Hochschule für Musik und Theater, wo sie seit 1990 eine Professur
für EMP, Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
innehatte, gab sie Studierenden ihr profundes Wissen und ihren Enthusiasmus
für das Fach weiter. Nun ist sie nach langer schwerer Krankheit
im Alter von 55 Jahren verstorben. Der ConBrio-Verlag trauert um
eine seiner profiliertesten Autorinnen. Einen ausführlichen
Nachruf wird die Oktober-Ausgabe enthalten. [jmk]
Woody Allens Sound-Mann
German Jazz Trophy 2006 für Dick Hyman Dick Hyman, am 8. März 1927 als Richard Roven Hyman
in New York City geboren, zählt heute zu den bedeutendsten
und vielbeschäftigtsten Jazzpianisten. Schon in frühester
Jugend begann er mit dem Studium der klassischen Musik. Während
seiner Studienzeit an der Columbia University, 1946 bis 1948, gewann
er in einem von einer Radiostation gesponserten Wettbewerb zwölf
Musik-Lektionen beim Jazz-Pianisten Teddy Wilson, ein Umstand, der
sein Leben gründlich verändern sollte. Er spielte unter
anderem mit Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Lester Young, Red Norvo,
Benny Goodman, Jimmy Hamilton, Thad Jones & Mel Lewis, Toots
Thielemans, mit eigenen Kleinformationen, im Trio und als Solopianist
und -organist. Er schrieb Arrangements für die Bands von Count
Basie, Bobby Hackett, Cozy Cole, The Mills Brothers, J.J. Johnson
und für viele andere.
Dank seiner Vielseitigkeit und Virtuosität wurde Dick Hyman
bald ein gesuchter Studiomusiker, erhielt auch viele Engagements
als musikalischer Direktor von TV-Unterhaltungsprogrammen, von Broadway
Musicals und Shows. Seit vielen Jahren zieht der Filmemacher Woody
Allen ihn für die Gestaltung seiner Filmsoundtracks hinzu.
Dick Hyman ist der sechste Preisträger der „German Jazz
Trophy – A Life for Jazz“, die gemeinsam von der Sparda-Bank
Baden-Württemberg, der Jazzzeitung und der Kulturgesellschaft
Wort und Musik e.V. vergeben wird. Bisherige Preisträger waren
Erwin Lehn, Paul Kuhn, Wolfgang Dauner, Toots Thielemans und Kenny
Wheeler.
Ehrung und Konzert für und mit Dick Hyman finden am 26. Oktober
in den Räumen der Sparda-Bank Baden-Württemberg in Stuttgart
statt. www.german-jazz-trophy.de
Jazzpionier des MDR
Zum Tod von MDR-Redakteur Harry Nicolai Der Jazzpionier des Mitteldeutschen Rundfunks, Harry Nicolai,
ist am 26. Juli nach langer mit Geduld und Zuversicht getragener
Krankheit gestorben. Sein Verdienst bei der Etablierung des Jazz
als unverzichtbaren Bestandteil des MDR-Programms kann nicht hoch
genug bewertet werden. Als leidenschaftlicher Radiomacher und versierter
Musiker war er prädestiniert, während der Neuformierung
der ostdeutschen Rundfunklandschaft die beim früheren Mitteldeutschen
Rundfunk entstandene Jazztradition aufzugreifen und ihr zeitgemäße
Gestalt zu geben – wurde doch bereits 1947 im Funkhaus Leipzig
eine der erfolgreichsten deutschen Big Bands der Nachkriegszeit
gegründet. Im Rundfunktanzorchester Leipzig unter Kurt Henkels
spielten unter anderem Rolf Kühn, Horst Fischer, Werner Baumgart,
Walter Eichenberg, Günter Oppenheimer, Fips Fleischer und dessen
Nachfolger Günter Kiesant. Harry Nicolai begann seine künstlerische
Laufbahn 1961 als Pianist – sein Nachfolger war Joachim Kühn
– im Quintett des Trompeters Werner Pfüller. Es folgten
eigene Formationen, LP-, Funk- und Fernsehproduktionen und ab 1973
die Tätigkeit als Produzent beim Funkhaus Leipzig. Seit 1992
leitete Harry Nicolai die von ihm selbst aufgebaute Jazzredaktion
des MDR. Nicht nur möglichst viel Jazz senden war das Ziel,
sondern in umfassender Weise die Möglichkeiten einer öffentlich-rechtlichen
Sendeanstalt nutzen, um zur gesellschaftlich-kulturellen Entwicklung
im Sendegebiet Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen beizutragen:
Hemmschwellen von Zuhörern überwinden helfen, junge Musiker
fördern, kreative Veranstalter unterstützen, Wertvorstellungen
junger Menschen schärfen. So wurde das von der Moritzbastei
Leipzig und dem jazzclub leipzig ins Leben gerufene bundesweite
Jazznachwuchsfestival ein in einmaliger Weise von Enthusiasmus getragenes
jährliches Treffen der künftigen deutschen Jazzelite,
vom Jazzredakteur Harry Nicolai fördernd begleitet. Das vom
Deutschen Musikrat betreute Bundesjazzorchester unter Leitung von
Peter Herbolzheimer wurde im Sendegebiet des MDR bekannt gemacht,
dessen Probenarbeit unterstützt und Kontakte zu den Jugendjazzorchestern
und Schüler-Big-Bands der drei Bundesländer hergestellt.
Mit Leib und Seele
Heinz Rudolf Kunze erhält Praetorius Musikpreis
Der Osnabrücker Musiker Heinz Rudolf Kunze erhält in diesem
Jahr den Praetorius Musikpreis des Landes Niedersachsen. „Wir
sind sehr stolz darauf, in Niedersachsen einen so vielseitigen und
schon seit fast 30 Jahren bundesweit so erfolgreichen Künstler
wie Heinz Rudolf Kunze zu haben“, sagte der Minister für
Kultur, Lutz Stratmann (CDU) bei der Bekanngabe des Preises. Der
Minister wird den mit 15.000 Euro dotierten Preis am 9. Oktober
in Wolfenbüttel verleihen.
Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) soll die Laudatio auf
Kunze und sein Lebenswerk halten.
Der im Jahr 1956 geborene Kunze gehört zu den bekanntesten
deutschen Rockmusikern. Mit „Dein ist mein ganzes Herz“
landete er seinen ersten Top-Ten-Hit, es folgten Erfolge wie „Mit
Leib und Seele“ oder „Alles was sie will“. Auch
als Musicalübersetzer machte sich der Norddeutsche einen Namen.
So übertrug er unter anderem die Stücke „Les Misérables“
und „Joseph“ ins Deutsche. Das Foto von Heinz Rudolf
Kunze machte Martin Hufner während der 100. Sendung von taktlos,
dem Musikmagazin von nmz und Bayerischem Rundfunk. www.nmz.de/taktlos/
Preis für Magnar Åm Der norwegische Komponist Magnar Åm ist mit dem Europäischen
Komponistenpreis ausgezeichnet worden. Der 54-Jährige nahm
die mit 5.000 Euro dotierte Ehrung am Sonntagabend im Konzerthaus
Berlin zum Abschluss des Festivals Young.Euro.Classic entgegen,
wie die Organisatoren mitteilten. Eine elfköpfige Publikumsjury
hatte die Auszeichnung aus den insgesamt zwölf Uraufführungen
und deutschen Erstaufführungen des Festivals ermittelt.
Åm wurde 1952 in Trondheim geboren. Er absolvierte eine Ausbildung
als Organist am Konservatorium in Bergen. Später studierte
er Komposition in Bergen und Stockholm. Sein Repertoire reicht von
Vokalwerken und Kammermusik über elektroakustische Musik bis
zu großformatigen Orchesterkompositionen.
Der vom Regierenden Bürgermeister von Berlin ausgelobte Europäische
Komponistenpreis wird seit 2000 vergeben.
Wagners viele Erben Die Kulturmanagerin Nike Wagner hält die Nachfolge
in der Leitung der Bayreuther Festspiele nach der Ära des jetzigen
Chefs Wolfgang Wagner noch nicht für entschieden. „Rechtsansprüche“
auf diese Funktion habe keiner, sagte die Urenkelin Richard Wagners
der „Berliner Morgenpost“. „Auch niemand aus der
Familie Wagner“, fügte sie hinzu. Die 61-jährige
Leiterin des Weimarer Kunstfestes hat ihren Vertrag dort gerade
verlängert. Mit den Festivals in Bayreuth und Salzburg kann
sich nach Angaben Wagners ihr Weimarer Festival nicht vergleichen.
„Wir sind David. Wir können uns mit den Goliaths gar
nicht messen“, sagte sie. Man müsse sich aber schnell
einen Namen machen, was in Weimar auch gelungen sei. Das Kunstfest
Weimar findet zum dritten Mal statt und bietet vom 25. August bis
17. September ein gemischtes Programm aus Musik, Ausstellungen,
Tanz, Literatur, Theater, Politik und Kino.
Triumvirat an der Scala Daniel Barenboim, Riccardo Chailly und Daniele Gatti werden
künftig die musikalischen Geschicke der Mailänder Scala
leiten, gab Intendant Stéphane Lissner bekannt. Die Position
Riccardo Mutis als Chefdirigent soll in dieser Form nicht wieder
besetzt werden. Barenboim wird als „Maestro der Scala“,
ein Titel, den vor ihm Toscanini und Karajan innehatten, ab November
2007 als eine Art Primus inter pares maßgeblich in der künstlerischen
Leitung des Hauses mitwirken, das sich nach deutschem Vorbild zum
Repertoiretheater entwickeln soll.
Rihm in residence In der kommenden Saison wird Wolfgang Rihm „Composer
in residence“ an der Bayerischen Staatsoper sein. Die neue
Spielzeit des Hauses eröffnet Kent Nagano am 27. Oktober mit
der Premiere von Richard Strauss‘ „Salome“ sowie
der Uraufführung des neuesten Bühnenwerkes von Wolfgang
Rihm „Das Gehege“. Der Film- und Opernregisseur Wilhelm
Friedkin („Der Exorzist“) inszeniert dabei erstmals
an der Bayerischen Staatsoper, Gabriele Schnaut singt die Rolle
der Frau in dem Monodrama. Die nächste Premiere der neuen Spielzeit
folgt am 16. Dezember, wenn Jules Massenets „Werther“
mit Marcelo Alvarez in der Titelpartie von Jürgen Rose inszeniert
wird. Die Rolle der Charlotte übernimmit Sophie Koch, die musikalische
Leitung hat wiederum Kent Nagano.
Voss-Kulturpreis Gerd Albrecht, Dirigent, erhielt den von der Deutschen
Orchestervereinigung (DOV) vergebenen „Hermann-Voss-Kulturpreis
der deutschen Orchester“ 2006. Die DOV verleiht die Auszeichnung
in der Regel alle drei Jahre für besondere Verdienste um die
deutschen Orchester oder Rundfunkchöre.
Frust in Füssen Ulrich Schwab, Geschäftsführer des Füssener
„Ludwig“-Musicals, ist nach nur zweimonatiger Amtszeit
wieder entlassen worden. Grund für die Trennung seien Unstimmigkeiten
mit Schwab über das zukünftige Betriebskonzept des Hauses.
„Ein Musical allein trägt das Haus wirtschaftlich nicht“,
erklärte Karlheinz Zierold, Schwabs Nachfolger in der Geschäftsführung.
Das Ludwig-Musical werde künftig nur noch in der Tourismus-Saison
gespielt.
Netzwerk Singen Thomas Quasthoff, Bassbariton, erhielt den deutschen Canto-Kulturpreis
2006 für seine besonderen Verdienste um die nationale und internationale
Kultur des Singens. Das Netzwerk „Il Canto del mondo“,
das den Preis verleiht, wurde 1999 unter der Schirmherrschaft von
Sir Yehudi Menuhin in Hamburg gegründet und setzt sich für
die Förderung einer lebendigen Alltagskultur des Singens ein.
In die Verlängerung Christine Mielitz, seit 2002 als Direktorin und Intendantin
des Opernhauses Dortmund tätig, hat ihren Vertrag vorzeitig
um fünf Jahre bis Ende 2012 verlängert.