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nmz-archiv
nmz 2006/09 | Seite 41
55. Jahrgang | September
Rezensionen
Kurz vorgestellt
Soundtracks
Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders (EMI Classics)
Patrick Süskinds Roman von 1985 hat inzwischen eine weltweite
Auflage von 15 Millionen Exemplaren erreicht. Damit ist er erfolgreicher
als die in letzten Wochen – aus aktuellem Anlass – ständig
zitierte „Blechtrommel“. Erst Anfang des neuen Jahrtausends
gelang es dem Erfolgsproduzenten Bernd Eichinger, sich die Rechte
an diesem Bestseller zu sichern. In Tom Tykwer, der mit „Lola
rennt“ sicher den am meisten überschätzten „Kult-Film“
der Neunziger lieferte, fand Eichinger nun den aus seiner Sicht
idealen Mann für dieses Projekt. Bis Redaktionsschluss war
„Das Parfum“ noch nicht zu sehen, aber der Soundtrack
liegt bereits vor. Sir Simon Rattle persönlich spielte den
Score mit den Berliner Philharmonikern ein.
Angeblich soll dem Briten 1999 zum Einstand in Berlin „Lola
rennt“ empfohlen worden sein, als definitiver Berlin-Film
und Rattle zählt seither zu den Tykwer-Fans. Schon damals hatten
Tykwer und seine musikalischen Komplizen Johnny Klimek und Reinhold
Heil einen sehr effektvollen Techno-Soundtrack geliefert. „Das
Parfum“ vereint nun wieder das alte Team. Der Waschzetteltext
soll neugierig machen: „Die Flüchtigkeit von Düften
wird hier verwandelt in atemberaubende Capriccios, veredelt durch
Glockenspiel, Harfen und Violinen, während sich der schiere
Wahnsinn und die bedingungslose Obsession in gewaltigen Harmonien
von halluzinatorischer Kraft offenbaren.“ Hört man den
Score dann allerdings, ist man maßlos enttäuscht. Tausendmal
hat man diesen Mix aus sakralen Sounds und Hollywood-Sinfonik à
la John Williams („Star Wars“) oder Howard Shore („Herr
der Ringe“) schon gehört. Im Pressetext wird diese Filmmusik
– mit ihren „olfaktorischen Reizen“ – zu
allem Überfluss auch noch mit der „großen Kunst“
von Bernhard (sic!) Herrmann und Ennio Morricone verglichen. Dieser
Vergleich hinkt vollkommen!