[an error occurred while processing this directive]
nmz-archiv
nmz 2007/03 | Seite 49
56. Jahrgang | März
Rezensionen
Kurz vorgestellt
Noten
Friedrich Gustav Lange (1861–1939): Rondo für Klarinette
in B und Klavier, hrsg. von Frank Klüger. Edition-diewa dw
237
Ein wechselweise von Eleganz und virtuosem Passagenwerk bestimmtes
Konzertstück, das die verschiedenen hohen und tiefen Klarinettenregister
zu nutzen versteht, zugleich den Pianisten als Duopartner herausfordert.
Viermal ruft es das graziöse Rondothema auf und erlaubt dazwischen
kadenzartige Sologänge.
Uwe Karsten Groß/Gunther Martin Göttsche: Jazz Inspirations
for Organ 2, für Gottesdienst und Konzert. Bärenreiter
BA 9203, ISMN M-006-53001-4
Wiederholt macht mit einem neuen Sammelband die Kirchenorgel
Gebrauch „von
der unendlichen Vielfalt der Musik“ (L. Bernstein): Zehn
Kirchenmusiker als Autoren, erfahren in der Nutzung, im Einsatz
von Jazz im Kirchenraum und an der Orgel, liefern hier ihren originellen
und originalen Beitrag. Freilich finden in den einzelnen niedergeschriebenen
Werken die Jazz-Elemente wie Melodik, Harmonik und Rhythmik in
unterschiedlicher Konsequenz Einsatz. Die Interpretation des minutiösen
Notenbildes dieser neun freien oder der zehn sich auf unterschiedlich
bekanntes Liedgut stützenden liturgischen Orgelwerke ist
freilich ohne die entsprechende Inspiration des Interpreten undenkbar.
Anonymus (18./19. Jahrhundert):
2 Ochsenhausener Aufzüge
für Clarino, 2 Hörner in C (oder 3 Trompeten), Pauken,
Orgel, hrsg. Wolfgang G. Haas. Partitur, Stimmensatz. Haas, Köln.
ISMN M-2054-0632-5
Die ehemalige oberschwäbische barocke Reichsabtei, heute wie
ehedem Kulturzentrum als Schulungs- und Pflegestätte baden-württembergischer
Laienmusikpflege, mag fortan ihre Gäste mit diesen strahlenden
Trompeten-Entrada begrüßen: zwar bescheiden in Satz
und Stimmführung, aber dankbar im Tonumfang, kontrastierend
im Registerwechsel. Eine angemessene und wirkungsvolle Wiederbelebung
eines aus Albert Hillers Sammlung stammenden Manu-
skriptes.
Johann Caspar Kerll (1627–1693): Sonata à 2 für
2 Violinen & B.c. Ed. Walhall EW 458
Von dem einst hauptsächlich in München wirkenden Hofkapellmeister
besorgte Konrad Ruhland ein weiteres kammermusikalisches Glanzstück
in seine Sammlung Musica Speciosa, einen virtuosen canzonenhaften
Dialog der präludierenden Geigen über der bezifferten
Organo-Basslinie.
Johann Ludwig Krebs (1713–1780): Choralbearbeitungen. Erster
Teil der Clavier-Übung für Cembalo (Orgel, Klavier),
hrsg. von Felix Friedrich. Carus 18.524. ISMN M-007-06893-6
Dieser um 1750 erschienene Zyklus von zwei- und dreistimmigen
Manualiterstücken über
13 bekannte Kirchengesänge ist weit mehr als nur „Übung“,
vielmehr sind es fast lustvoll präludierende motivisch orientierte
Inventionen, gefolgt jeweils von einem kunstvollen Contrapunctus
mit Cantus firmus in wechselnder Stimmlage und einem lediglich
bezifferten Chorsatz, der Bach`scher wunderbarer Harmonieführung
in nichts nachsteht. Kein Zweifel, hier war Bachs „würdigster
Schüler“ (Gerber) am Werk.
Francois Couperin (1668–1733): 4. Concert Royal für
Flöte und Basso continuo. Zimmermann ZM 34840, ISMN M-010-34840-7
Die von Frank Michael editierte praktische Ausgabe dieser sieben
Tanzsätze vollzieht, was Couperin selbst als Möglichkeit
offenließ: die Interpretation nicht dem Tasteninstrument
alleine zu überlassen, sondern wahlweise auch gemeinsam mit
Flöte (oder Violine oder Oboe). Diese bekommt logischerweise
die Oberstimme zugewiesen, das Cembalo den sehr präzise
bezifferten Bass, hier vom Herausgeber ausgesetzt.