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nmz-archiv
nmz 2007/03 | Seite 52
56. Jahrgang | März
Musik-Termine
Die Internationale
Die beliebte Sentenz, Musik kenne keine Grenzen, gehört zu
dem am häufigsten kolportierten Unsinn des Musiklebens, obwohl
sich jeden Tag und überall die gegenteilige Erfahrung der
Bindung von Musik an Ort, Zeit, Kultur, Bildung, Religion, Politik,
Geld, Stil und Sprache machen lässt.
Um der romantischen Utopie einer grenzenlosen, menschheitlichen
Musik- und Kunsterfahrung zumindest von Mal zu Mal ein Stückchen
näher zu kommen, bedarf es großer personeller, finanzieller,
logistischer und kuratorischer Anstrengungen. Ohne Festivals, Sende-
und Konzertreihen, die sich musikalische Transferleistungen zum
Programm machen, bleibt auch die scheinbar völlig internationalisierte
neue Musik in ihren jeweils bestehenden Grenzen.
Im Rahmen der Kölner WDR-Reihe „Ensembl[:E:]uropa“,
bei der europäische Spitzenensembles ihr länderspezifisches
Programm mit Uraufführungen von Komponisten aus Nordrhein-Westfalen
kombinieren, präsentiert am 3. März das Ensemble „Alter
Ego“ aus Rom neue Werke von Harald Muenz und Emanuele Casale.
Unter den Themenstellungen Alpen-, Stadt- und Turmmusik bietet
das Berliner Festival „MaerzMusik“ vom 16. bis 25.
März Musik aus den Alpenländern sowie neue Kompositionen,
Installationen und Musiktheaterwerke von Chaya Czernowin, Michael
Wertmüller, Vinko Globokar, Caspar Johannes Walter, Beat Furrer,
Moritz Gagern, Edu Haubensak, Gianluca Ulivelli, Pei-Yu Shi, Mischa
Käser, Hermann Nitsch, Jennifer Walsh, Georg Nussbaumer, Wenchen
Qin, Jana Kmitova, Paola Livorsi Hospes und Frank Michael Beyer.
Unter dem Motto „Focus Balkan“ nimmt vom 23. bis 25.
März das „Forum neuer Musik“ des Deutschlandfunk
Köln neue Musik aus Südosteuropa in den Blick. Präsentiert
werden neun neue Werke von hierzulande unbekannten Komponisten
der jüngeren und mittleren
Generation aus Albanien, Bulgarien, Griechenland, Rumänien,
Serbien und der Türkei, von denen die meisten ihre Heimatländer
verlassen und neue Lebensmittelpunkte in den USA, in Mittel- und
Westeuropa gefunden haben. Im Gegensatz zur neuen Musik aus den
USA, die in Europa längst ein zweites Zuhause gefunden hat,
wird hierzulande wenig wahrgenommen, dass in den USA auch häufig
neue Musik europäischer Komponisten auf den Programmen steht.
Am 3. März kommt in Los Angeles an der Orange County School
of the Arts Hans-Joachim Hespos Orchesterstück „Voids“ zur
Uraufführung. Am 16. März erklingt in St. Louis erstmals
die „Doctor Atomic Symphony“ von John Adams. Und am
30. März spielt das New Yorker „Duo 46“ im Rahmen
des New Music Festivals der California State University Fresno
erstmals die Nietzsche-Hommage „Enigma“ des Fuldaer
Komponisten Michael Quell.
Rainer Nonnenmann
Weitere Uraufführungen:
03.03.: Klaus Lang und John Hollenbeck, neue Werke, Schömerhaus
Klosterneuburg
07.03.: José Maria Sanchez-Verdú, neues Werk für
Blockflöten und Ensemble, Gewandhaus Leipzig
08.03.: Brett Dean, Konzert für Violine und Orchester, Kölner
Philharmonie
09.–24.03: Menoît Mernier, Pierre Bartholomée,
Fabian Fiorini, Jean-Luc Fafchamps, Eric Sleichim, neue Werke,
Festival Ars Musica Brüssel
10.–17.03.: Kaija Saariaho, Eero Hämeenniemi, Jukka
Tiensuu, Kimmo Hakola und andere, neue Werke, Festival Musica
nova Helsinki
17.03.: Iris ter Schiphorst, NO SIR ..., Museumsinsel Hombroich
23.03.: Moritz Eggert, Anna who was mad, Philharmonie Dortmund
27.03.: Samir Odeh Tamimi, neues Werk, Festival Heidelberger
Frühling
29.03.: Lera Auerbach, Songs Of No Return, Kölner Philharmonie