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nmz-archiv
nmz 2007/03 | Seite 37
56. Jahrgang | März
Arbeitskreis
Musik in der Jugend
Musik in allen Lebenslagen
Der Arbeitskreis Musik in der Jugend (AMJ) feiert sein sechzigjähriges
Bestehen
Der Arbeitskreis Musik in der Jugend (AMJ) feiert in diesem Jahr
sein sechzigjähriges Bestehen. Aus diesem Anlass trafen sich
am Wochenende vom 9. bis 11. Februar 2007 in Wolfenbüttel
die Leitungsgremien zur Vorstands- und Beiratssitzung, um Zukunftsperspektiven
zu besprechen. Es gab ein Konzert mit dem Konzertchor des Otto-Hahn-Gymnasiums
Göttingen und der Camerata Vocale Hannover. Im Juni folgt
dann am Gründungsort Hamburg eine Festveranstaltung mit Vorträgen
(unter anderem Wolfhagen Sobirey, Mitglied des Präsidiums
des Deutschen Musikrats; Ansgar Wimmer, Vorstandsvorsitzender der
Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.) und weiteren Konzerten. Im September
steht der internationale Teil der Geburtstagsfeier an mit dem Eurotreff
Wolfenbüttel, zu dem 700 junge Menschen aus ganz Europa zu
einem Chorfestival mit dem Schwerpunktthema „Chor bewegt“ erwartet
werden.
Der AMJ wurde 1947 in Hamburg gegründet. Seit 1978 ist auf
Vermittlung der Familie Möseler die Geschäftsstelle des
Verbandes in Wolfenbüttel.
Der AMJ hat sich als Chorverband vor allem für Kinder- und
Jugendchöre profiliert. In vielen praktischen Fragen gibt
er Hilfen und Tipps. Er bietet umfangreiche Angebote zur Weiterbildung
der Chorleiter. Mit seinem Projekt „Komponisten schreiben
für Kinder- und Jugendchöre“ hat er seit 1997 dazu
beigetragen, dem Mangel an altersgemäßer singbarer zeitgenössischer
Chorliteratur abzuhelfen. Auch die Begründung des Chorleiter-Forums
mit seinen jährlichen Arbeitstreffen mit lebenden Komponisten
dient dem Zweck, die Musik unserer Zeit bekannter zu machen. Als
Kursanbieter führt der AMJ jährlich bundesweit über
170 Kurse in allen Bereichen der vokalen und instrumentalen Musik
durch. Entgegen dem allgemeinen Trend steigen die Teilnehmerzahlen
an den Kursen von Jahr zu Jahr.
Ein wichtiger Schwerpunkt der Arbeit des AMJ liegt in der Förderung
internationaler Beziehungen. Bereits in den frühen fünfziger
Jahren gelangen erste Kontakte ins europäische Ausland. 1978
brachte der AMJ den ersten israelischen Chor nach Deutschland.
Der Austausch mit Israel hat seitdem kontinuierlich stattgefunden,
sowohl für Chöre als auch im Rahmen von Studienreisen
für Chorleiter. Chorleiterstudienreisen hat es darüber
hinaus auch in den USA, in Ungarn und in Frankreich gegeben.
Der AMJ ist für alle Jugendchöre Deutschlands Zentralstelle
des Deutsch-Französischen und des Deutsch-Polnischen Jugendwerkes.
Fester Bestandteil im internationalen Terminkalender der Chöre
der Welt sind die zwei großen Chorfestivals des AMJ: die „Internationale
Jugend-Kammerchor-Begegnung Usedom“ und vor allem der „Eurotreff
Wolfenbüttel“, die im jährlichen Wechsel stattfinden.
Als eine der Gründungsorganisationen des Deutschen Musikrates,
der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chorverbände, der Europäischen
Föderation Junger Chöre Europa cantat und der Internationalen
Föderation für Chormusik hat der AMJ wichtige Impulse
in das deutsche Musikleben gegeben. Mitglieder der AMJ-Vorstände
waren Mitbegründer des Verbandes Deutscher Schulmusiker, des
Verbandes deutscher Musikschulen und der Bundesvereinigung Kulturelle
Jugendbildung sowie Mitinitiatoren der Bundesakademien in Remscheid,
Trossingen und Wolfenbüttel. In vielen dieser Organisationen
und Institutionen wirken auch heute Repräsentanten des AMJ
an herausgehobener Stelle mit.
Interview
In einem Interview anlässlich des 60. Geburtstags wurden die
heutige Ehrenvorsitzende des AMJ Dr. h.c. Lore Auerbach und der
langjährige Generalsekretär Rolf Pasdzierny unter anderem
gefragt: „Immer wieder wird beklagt, dass die heutige Jugend
wenig singt. Gibt es in Deutschland Nachholbedarf bei der Musikerziehung
unserer Kinder?“
Auerbach: „Die heutige Jugend singt durchaus,
aber ihr Singen ist oft nicht das, was Chorleiter und Musikpädagogen
sich unter ,Singen` vorstellen. Es ist dann ein informelles Singen,
aus einer Stimmung heraus, und nicht unbedingt kultiviert. Aber
es gibt auch viele Jugendliche, die in Chören singen und hohe
Leistung bringen. Musikerziehung ist mehr als Singen. Es gibt in
Deutschland einen großen Nachholbedarf bei der Musikerziehung.
Leider wird der Stellenwert der Musikerziehung innerhalb des Bildungsprozesses
junger Menschen viel zu wenig anerkannt. Musik wird von vielen
Eltern (und auch von Schülern) als ,weiches` Fach angesehen,
das nicht versetzungsrelevant ist und auf das verzichtet werden
kann. Die PISA-Panik hat diese Tendenz noch verstärkt. Es
muss vermittelt werden, dass Musik und Musizieren wichtig für
die seelische Balance eines jeden Menschen sind ...“
Pasdzierny: „Natürlich fragen wir uns immer wieder,
wie es mit dem Chorsingen, ja dem Singen überhaupt weitergehen
kann. Wir haben schon den Eindruck, dass es da einen neuen Schub
gegeben hat – und der AMJ war daran kräftig beteiligt.
Musik, Singen in der Schule ist wieder ein Thema geworden. Die
DOV verzeichnet einen rasanten Anstieg der musikpädagogischen
Projekte ihrer Orchester, die Aktion ,edem Kind ein Instrument‘ ist
angelaufen und das Interesse der Pädagogen aus dem Grundschulbereich
und den Kindergärten am Singen mit Kindern steigt stetig.
Unsere Kurstitel ,Hilfe, ich soll dirigieren‘, ,Für
Musik zu klein? Aber nein! – Singen mit Kleinstkindern‘ oder
,Singen mit Kindern? Ich habe doch Mathe studiert ...‘ belegen
das. Und diese Kurse boomen! ...“ ?