[an error occurred while processing this directive]
nmz-archiv
nmz 2007/03 | Seite 36
56. Jahrgang | März
Bayerischer Kulturrat
Fernländische Pferde, poetisch zart
Ausstellungen im Museum Moderner Kunst Passau
Bis 22. April dauert noch eine Ausstellung des 1953 in Klagenfurt
geborenen Johanes Zechner, der, zumindest was sein Werk anbelangt,
ein Einzelgänger in der österreichischen Kunstlandschaft
ist. Nach seinem Studium an der Akademie der bildenden Künste
(1972–1978) und einem Lehrauftrag an der Hochschule für
angewandte Kunst in Wien trat Zechner bei den wichtigsten Ausstellungen
auf, die die Neue Österreichische Malerei der 80er-Jahre vorstellten.
Zechner ging danach sehr bald seine eigenen Wege und schuf eine
ganz spezielle Bildform, in der er bewusst Texte miteinbezog um
Literatur und Malerei miteinander zu verknüpfen. So benutzt
er die Texte zur Steigerung seiner Malerei und als Versuch, diese
zu überschreiten. Gleichzeitig sind die Buchstaben Zeichen,
also graphische Momente. In den letzten Jahren schuf der Künstler
einige „Kofferarbeiten“, das sind Werkserien, die meist
im Zuge einer Reise entstehen, und dann in einem Koffer verpackt
zu transportablen Objekten werden. So wird Kunst an die Grenze
zum Gebrauchsgegenstand geführt.
Zoran Music steht im Mittelpunkt einer Ausstellung, die vom 3.
März bis zum 20. Mai 2007 gezeigt wird. Zoran Music wurde
1909 in der Stadt Görz, in der damals österreichisch-ungarischen
Monarchie, heutiges Slowenien, geboren. Nach dem Abschluss seiner
Ausbildung an der Kunstakademie Zagreb zog es ihn bald nach Italien.
1943 ließ er sich in Venedig nieder. Nach der Festnahme durch
die Gestapo wurde er in das Konzentrationslager Dachau deportiert,
wo er zwei schwere Leidensjahre verbrachte. Erst zwei Jahrzehnte
später hat Music die belastenden Eindrücke künstlerisch
umgesetzt, wie in seinem Zyklus „Wir sind nicht die Letzten“,
von dem Arbeiten in Passau gezeigt werden. Zoran Music wurde sehr
schnell nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer anerkannten Größe,
vor allem im europäischen Kunstbetrieb. Der Ruhm stellte sich
ein, nachdem er 1948 an der ersten Biennale in Venedig teilgenommen
hatte. Bald danach folgten Ausstellungen in Rom, New York und Philadelphia
und die Teilnahme an den beiden ersten „documenta“-Schauen
in Kassel. Die Ausstellung im Museum Moderner Kunst Passau, zu
der ein Katalog erscheinen wird, zeigt, in Kooperation mit der
Sammlung Großhaus, in etwa 100 Gemälden, Aquarellen,
Zeichnungen und Graphiken einen Querschnitt aus den verschiedenen
Werkphasen des Künstlers. Von den fernländischen Pferden,
die vor über 50 Jahren entstanden sind, über Zeichnungen
und Aquarelle der 70er- und 80er-Jahre, die früher erlebten
Schmerz vom Ende des Zweiten Weltkrieges beklemmend veranschaulichen, über
die hoffnungsvollen, vegetabilen Motive zur gleichen Zeit, die
poetisch zart und feinfühlig sind, bis hin zu den Arbeiten
aus den 80er-Jahren, die daliegende Steine puristisch zeigen, deren
Existenz wie Individuen in Abgrenzung erfahren wird. In den späten
Jahren konzentriert sich Music in seinen Werken vor allem auf die
eigene Person in Form von Selbstportraits.
Im Mittelpunkt einer Ausstellung mit dem Titel „Heilkräfte
der Kunst“ steht die Arbeit von Joseph Beuys mit Werken aus
der Sammlung Murken. In der Schau des Museums Moderner Kunst Passau
wird das Thema „Beuys und die Medizin“ in den Vordergrund
gestellt. Im Mittelpunkt steht dabei die Zusammenarbeit mit dem
Aachener Medizinhistoriker Axel Hinrich Murken. Die Ausstellung
präsentiert Zeichnungen, Objekte, Multiples, Dokumente, graphische
und filmische Arbeiten des Künstlers. Die naturwissenschaftlichen
Bezüge im Werk Beuys´, die Relikte aus der Welt der
Heilkunde, die Vorläufer in der Geistesgeschichte der Romantik,
die parallel zur Natur verlaufende Kunstwelt werden beschrieben
und analysiert: Joseph Beuys, der bildende Künstler, so wird
deutlich, war immer auch Experimentator und obsessiver Naturforscher.
Die Präsentation der Sammlung Murken ist eine Kooperation
mit dem Museum Wiesbaden; zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Info: Museum Moderner Kunst Passau, Bräugasse 17, Tel.
0851/38 38 79-0, E-Mail: info@woerlen-mmk.de und www.mmk-passau.de