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nmz-archiv
nmz 2007/05 | Seite 7
56. Jahrgang | Mai
Cluster
Der Mozart-Effekt
Seit Jahr und Tag geistert die Meinung durch die Musiklandschaft,
dass Musik schlau macht. Wie die berühmt-berüchtigten
Kühe, die bessere und vor allem Lila Milch zu geben scheinen.
Eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung herausgegebene
Broschüre hat jetzt diese These erhärtet. Mozart macht
schlau! Und zwar signifikant. Nämlich um drei Punkte auf
der IQ-Skala. Das ist so enorm, dass man als Musikpädagoge
oder Betroffener vor Freude laut singend durch die Straßen
hüpfen möchte. Dies ist ein Ergebnis der genannten
Studie. Aber ein zweites Ergebnis dürfte weniger überraschen:
Dies gilt nur für aktives Musizieren, nicht passives Konsumieren.
Musikhören mag zwar unter Umständen die Konzentrationsfähigkeit
erhöhen, beim Hausaufgabenmachen, beim Staubsaugen und Kochen,
beim Texteschreiben oder Lesen, aber doch nur, wenn die Musik
auch gefällt. Aber eben so, dass sie nicht schon wieder
ablenkt. Ein musikalischen Bedröhnen von Leibesfrüchten
im Mutterbauch an sich jedoch macht nicht schlauer, weil passiv.
Also ran an die Instrumente, lernt Musizieren, um schlauer zu
werden? Aus ökonomischer Sicht wäre das verwunderlich.
Für drei lumpige Punkte auf der IQ-Skala tausende von Euros
für Instrument und Unterricht ausgeben, tausende Stunden
Zeit und Übung aufwenden? Eine Bejahung der Frage dürfte
genau diese drei Punkte auf der Skala wieder kosten – freilich
nur dem, der all das bezahlen muss. Es geht auch ohne Musikmachen.
Ralf Schumacher, Mitautor der Studie, äußerte sich
gegenüber dem Deutschlandfunk: „Die Quintessenz ist,
außerschulischer zusätzlicher Unterricht ist grundsätzlich
gut, aber man sollte es wirklich abhängig machen von den
Neigungen der Kinder und man muss sie nicht unbedingt in den
Musikunterricht pressen. Wenn sie andere Neigungen haben, naturwissenschaftliche
Neigungen, dann ist zusätzlicher Unterricht in diesen Bereichen
sicherlich ebenso gut geeignet, um ihre kognitiven Fähigkeiten
zu verbessern, wie Musikunterricht.“ Ja, das soll es wirklich
geben, Menschen, die einfach musizieren, weil sie daran Freude
haben und nicht weil sie es als Mittel zum Zweck (welchen eigentlich
wirklich?) sehen.
Die Studie kann man sich beim Bundesministerium für Bildung
und Forschung herunterladen oder bestellen.
www.bmbf.de/press/2014.php