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nmz-archiv
nmz 2007/05 | Seite 5
56. Jahrgang | Mai
Magazin
Neue Noten kurz vorgestellt
Die Messenachlese der neuen musikzeitung
Instrumentalpädagogische Werke, Spielliteratur mit verschieden
Schwerpunkten, Schwierigkeitsgraden und Zielgruppen, Kammermusik
für den Unterricht sowie neue Urtextausgaben halten sich bei
den Neuerscheinungen 2007 die Waage, aber auch Fachbücher
unterschiedlichster Themen sowie Kinderbücher mit Musikbezug
finden sich unter der Vielzahl der neuen Angebote.
Innovativ
und repräsentativ: der Messestand der Musikverlage
Hug zum 200-jährigen Jubiläum. Foto: Charlotte
Oswald
Im Bereich der Instrumentalschulen sind auch in diesem Jahr viele
Neuheiten mit unterschiedlichster pädagogischer Ausführung
und Zielgruppe erschienen. So ist bei Breitkopf und Härtel
neu im Angebot Band 2 des als Leitfaden oder auch als Lieder- und Übungssammlung
für den Geigenunterricht verstandene „Der Geigenkasten“ von
Michael Dartsch. Als Kontrast dazu ist „Spiel Violine“ bei
de Haske ganz in der traditionellen Form einer Instrumentalschule
aufgebaut, allerdings mit engem Notendruck, dürftigem musiktheoretischem
Anteil und zu diskutierender Grafik. „Claritop“ von
Matthias Müller (Hug Verlag) ist hingegen ein „Lehrgang“ für
Klarinette, der im „Notenheft“ in der Hauptsache Übungen
verwendet und in einem „Theorieheft“ ausführlich
das Spiel der Klarinette erläutert. Selbst im Bereich der
Klavierschulen gibt es einige Neuerscheinungen, deren Inhalte und
Aufmachung jedoch richtig darauf geprüft werden sollte, ob
hier wirklich ein Zugewinn zu den schon so zahlreichen Schulen
zu verzeichnen ist. Für Altblockflöte hat UE mit „Vester
für Blockflöte“ eine Etüdensammlung aus dem
18. und 19. Jahrhundert erstellt. Bei AMA wurde Philipp Moehrkes „Jazz
Workbook“ überarbeitet und neuaufgelegt, sowie mit „Creating
modern bassparts“ auch eine Etüdensammlung als Schule
angeboten. Die „Russische Klavierschule“ (Sikorski)
ist nicht neu erschienen, aber sie ist nun auch auf CD eingespielt.
Ein Plus: Eine CD ist auch allein erhältlich. Einmal mehr
stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit und der Notwendigkeit
des Gebrauchs von CDs, zumal viele der genannten Werke eine CD
beinhalten, die mitgekauft werden muss.
Für musikalischen Aufbau und Spielfreude erschienen auch einige
Spielhefte mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Schwierigkeitsgraden:
So lohnt es sich immer für Pianisten bei Daniel Hellbach im
Acanthus Verlag zu stöbern, jetzt neu „Piano for Two
Vol. 3“. Auch im Nepomuk-Verlag wird man immer fündig
mit guter Spielliteratur. Diesmal unter anderem mit 30 Spielstücken
von Francis Schneider zum Thema “Unterwegs zu sein“ mit
dem Titel „Ab durch die Mitte“. Die Ausgabe weist auf
eine Besonderheit des Reisens: ein Loch für den Durchblick
in der Mitte des Buches, was dann wieder Durchblick für Schüler
oder Lehrer oder beiden suggeriert mit der entsprechenden Passage,
die auf der Rückseite zu finden ist, vervollständigt
wird. Passend zum Thema dann auch die „Eisenbahnstücke
für Klavier“ von Jürg Hanselmann und der wunderschöne
Bildband „Reisen durch die Schweiz“ mit einer CD mit
Improvisationen von Francis Schneider zu den 17 Stationen in der
Schweiz, aber auch zugleich anregend für eigene Improvisationen
zu den traumhaften Stimmungsbildern. „Velvet Stars“ bieten
eine Sammlung von ganz leichten bis anspruchsvolleren Klavierstücken
im Stil von Romantik, Pop, Klassik und Jazz von Luis Zett (UE).
Auch der Spielband für Violine von Aleksey Igudesman (UE) „ Style
Workout, Studies in Classical Worldmusic“ führt in die
Stilvielfalt von Klassik, Jazz und Folk aus aller Welt. „Tea
for Two“ setzt mit vierhändig gesetzten Evergreens von
Mike Cornick (UE) auf vergnügliche Abwechslung im Unterricht. „My
first Blues and Boogie“ von Uli Gruber (Doblinger) bietet
im gleichen Sinne leichte Klavierstücke mit versteckten Lehrinhalten.
Auf gleicher Schiene befinden sich noch „Easy Kino Hits für
Kids“ (Alfred) mit unter anderem Harry Potter und Pumuckl.
In der Literatur für Fortgeschrittene und Studenten gibt es
unter Berücksichtigung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse
bei UE/Schott neue Urtextausgaben von Liszt „Etüden
op. 1“ und Brahms „Paganini-Variationen“ op.
35 für Klavier. Für Cembalo oder Klavier bieten zwei
Sonaten und drei Rondos von Ignaz Pleyel (Doblinger) Neues.
Kammermusik für den Unterricht wurde von den meisten Verlagen,
die solche Reihen schon anbieten (u.a. UE, EMB, Bärenreiter,
Schott), mit Neuerscheinungen besonders mit leichterem Schwierigkeitsgrad
in verschiedenen Instrumentenkombinationen ausgebaut: so auch der
Spielband für zwei Violinen von Aleksey Igudesman (UE) „The
Catscratchbook“. Hier helfen Texte zu den einzelnen Stücken
auf Englisch und auf Deutsch, interpretatorische Fähigkeiten
anzuregen. Für Flöte und Klavier finden wir Tschaikowskys „Kinderalbum“ arrangiert.
Ebenfalls arrangiert für Querflöte und Klavier finden
sich Barockstücke unterschiedlicher Meister wie Bach, Purcell
et cetera, hier Mike Cornick „BlueBaroque“ (UE). In „Classic
Mood“ (Sikorski) für Querflöte und 2 weitere Instrumente
in C wurden Beethoven, Schubert unter anderem arrangiert. Anders
Viktor Fortin „No Problem“ (Doblinger), der 14 leichte
Duos mit breitem Klangspektrum komponierte und mittels Kommentaren
und Spielanleitungen von Arno Steinwider-Johannsen die Probleme
abschaffen möchte. Altblockflöten im jazzigen Duett in „Jazzy
Recorder Duets“ (UE) von James Rae und „Mini Pictures“ von
Daniel Hellbach (Acanthus) für Alt- oder auch Sopranflöte
und Klavier bieten dem Blockflötenspieler Auswahl. Dorothea
Rohdmann widmet sich den Streichern mit Kompositionen und arrangierten
folkloristischen Tänzen. Mehrere Hefte von ihr, „Rondo“, „Vier
Tänze“, „Acht folkloristische Tänze“,
sind im Eres Verlag für junge Streicher in unterschiedlicher
Besetzung erschienen. „Im Schritttempo … über
alle Berge“ von Renata Wälti (Nepomuk) bietet zwei Celli
oder zwei Violinen die Möglichkeit, sich gemeinsam auf den
musikalischen Weg zu machen. Für unterschiedliche Bläser – immer
im Duett mit Klavier – bietet die Vienna Solo Edition (Mitropa
Music) verschiedene Ausgaben. Rudolf Mauz „Die fröhliche
Klarinette“ Trioheft 1 (Schott) gibt jungen Klarinettisten
schon sehr früh die Gelegenheit zum Zusammenspiel, genauso
wie Matthias Petzold zwei gleichen Saxophonen (Alt oder Tenor)
in „11 Duets for Saxophone“ (AMA) Anregung bietet.
Für Fortgeschrittene und Studenten bieten sich „Postcards
from Switzerland“ von Thüring Bräm (Nepomuk) mit
fünf Sätzen nach Schweizer Volksliedern für Streichquartett
und die nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen erstellte
Urtextausgabe „Sonaten für Violine und Klavier“ von
Robert Schumann Band 2 (UE/Schott) an.
„Internationale Fachmesse“ heißt – gerade im erweiterten
Europa – auch Zugriff auf Notenmaterial anderer Länder.
Gerade hier lohnt sich der Blick über den Zaun: An den Gemeinschaftsständen
aus Italien und Spanien und aus den nordischen Staaten stand ein
umfangreiches, ausgewogenes, aber wohl viel zu wenig bekanntes
Sortiment zur Verfügung, über das in einer der nächsten
Ausgaben separat berichtet wird. Auch Bücher und spezielle
Literatur zum Klassenmusizieren werden in einem zweiten Artikel
dem Leser vorgestellt.
Unverändert findet sich eine vielfältige Auswahl an Unterrichtsmaterial
bei den verschiedenen europäischen Groß-Sortimentern.
Aufpassen heißt es hier jedoch, denn Auswahl, graphische
Aufmachung, pädagogische Qualität und Zielsetzung sind
hier oft mangelhaft.
Es lohnt sich also immer noch allemal für den Musikpädagogen,
die Musikmesse selbst zu besuchen. Der Fachhändler vor Ort
wird die Neuheiten und auch vieles Althergebrachtes vermutlich
nicht im Regal haben – aus vielen Gründen sollte daher
die Messe für Pädagogen eigentlich eine Pflicht- und
zugleich Lustveranstaltung sein, die Wege finden lässt, die
den Instrumentalunterricht lebendig und nachhaltig erleichtern.