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nmz-archiv
nmz 2007/05 | Seite 38
56. Jahrgang | Mai
Bücher
Notensatz gekonnt
Hilfreiches zur Anwendung des Notensatzprogramms „Finale“
Martin Gieseking/Harald Wingerter:
Finale in der Praxis. Notensatz mit dem Computer, ppvmedien,
Bergkirchen 2006, 320 S., Abb., CD, € 25,00,
ISBN 3-932275-75-6
Da hat man sich zur Anschaffung eines nicht gerade billigen Notensatzprogramms
durchgerungen und sogar die zum Programm mitgelieferten „Ersten
Schritte“ durchgearbeitet. Aber nun steht ein größeres
Notensatz-Projekt an. Wie geht man vor? Was muss man beachten?
Kann das Programm all das, was die Werbung verspricht?
Der beste Weg, all diese Fragen zu beantworten, ist der Selbstversuch:
Computer an, Programm starten und losschreiben. Pädagogisch
ist dieses Vorgehen nicht zu überbieten. Praktisch ist der
Erkenntnisgewinn jedoch langwierig, der Fortschritt mühsam.
Literatur könnte durchaus helfen. Nur: Die mitgelieferten
Handbücher sind selten Praxis-Bücher, denn ihr Problem
ist ihr Aufbau. Man erfährt alles über die Programmfunktionen,
aber wie man sie in einem bestimmten Fall anwendet und welche Regeln
bei welcher Art von Notensatz gelten, eher nicht.
Diese Lücke füllt ein neu erschienenes Buch von Martin
Gieseking und Harald Wingerter. Beide kennen das Notensatzprogramm „Finale“ in-
und auswendig und haben es auf dem „Versuch macht klug“-Weg
benutzen gelernt. Das Buch heißt „Finale in der Praxis“,
und in diesem Fall ist der Titel tatsächlich Programm: Anhand
mehrerer Projekte, die im Schwierigkeitsgrad steigen, führen
sie in die Benutzung des Software-Boliden ein.
Der Aufbau des Buches sorgt dafür, dass sogar gestandene Finale-Profis
noch etwas lernen können. In den Anfangskapiteln „Einfache
Melodie“, „Melodie mit Liedtext und Akkordsymbolen“ und „Einfaches
akkordisches Klavierstück“ geht es um die Notensatz-Grundlagen.
Profis finden besonders im zweiten Kapitel wertvolle Tipps zu zwei
schwierigen Finale-Funktionen. Die Autoren schildern anschaulich
Funktionsweise und Fallstricke von Liedtexten und Akkordsymbolen.
Am Kapitel „Solo-Instrument“ werden Vortragszeichen
erläutert, am „Komplexen Klavierstück“ besondere
Notationsformen wie System übergreifende Noten, Mehrstimmigkeit,
unterschiedliche Notengrößen und ähnliches. Hausmusiker
und Popmusikfreunde bekommen im Kapitel „Songbook-Notation“ wertvolle
Hinweise zu Liedtexten und im Abschnitt „Gitarre und Tabulatur“ Erläuterungen
zu Griffsymbolen und Tabulaturen. Einiges über transponierende
Instrumente lernt man im Kapitel „Bläserquintett“.
Schlagzeuger lesen in den Kapiteln „Perkussion“ und „Drumset“ alles über
die komplizierten Notationen von Schlaginstrumenten. In den Schritt-für-Schritt-Anweisungen
erklären die Autoren die vielfältigen Funktionen der
sogenannten Notationstabellen, was sie tun und wie man sie zum
Klingen bringt.
Jazzer und Arrangeure werden begierig die Kapitel „Lead-Sheet“, „Jazzcombo“ und „Bigband“ lesen.
Hier werden Zweck und Herkunft des „Real Book“ erläutert
und die Harmonisierungs-Plug-Ins von Finale erklärt. Als Krönung
beendet ein langes Kapitel über den Aufbau von Orchesterpartituren
den Workshop-Teil des Buches.
Einige musikalische Formen – Partituren mit Gesangsstimmen
beispielsweise – werden nicht behandelt, aber die Kenntnisse
dazu lassen sich aus verschiedenen Kapiteln gewinnen. Die Autoren
geben nachvollziehbare Anleitungen und sagen nicht nur, wie etwas
notiert wird, sondern vielfach auch, warum. Auf der beigelegten
CD finden sich alle Beispieldateien der Workshops und verschiedene
zusätzliche, hilfreiche Zeichenbibliotheken.
Zwei winzige Kritikpunkte bleiben am Schluss: Die Screenshots
verschiedener Bearbeitungsfenster sind fast unleserlich klein,
und am Ende wäre
eine Zusammenfassung der Notensatzregeln angenehm gewesen. Aber
auch so legen die Autoren ein Buch vor, das für alle Finale-Anwender – ob
Anfänger oder Profi – noch den einen oder anderen Tipp
auf Lager hat.