[an error occurred while processing this directive]
nmz-archiv
nmz 2007/05 | Seite 33
56. Jahrgang | Mai
Rezensionen
Keine Macht der Belanglosigkeit
Neuerscheinungen aus dem populären Genre
Battles nennt sich eine Band aus den Staaten. Brooklyn, um genau
zu sein. Ihr Debutalbum „Mirrored“ ist eine fantastische
Veranstaltung. Als kämen sie einem Schiffscontainer entstiegen,
entwerfen sie mondäne, stählerne Sounds und Beats, die
zwar erstaunlicherweise wenig Klarheit schaffen, dafür aber
die Gefühlswelt in Wallung versetzen. Die Gesangstimme bleibt
stets überzeichnet, oft im Micky Mouse-Effekt. Darunter elektronischer
New Rock, der sich auch mal in Langsamkeit entblättert. Sicher
keine Durchschnittsware, aber Fans von „The Mars Volta“ werden
mit dieser „light“-Version sicher zurecht kommen. (www.bttls.com)
The Bishops aus London bilden ein Trio, darunter die Zwillingsbrüder
Bishop. Geprägt von den Beatles spielen sie sich durch ein
ordentliches, selbst betiteltes Album, das sich einen Tick zu oft
neben den Beatles platziert, dennoch durch freche Gitarren und
die kurzweilige Konzeption der Songs gefällt. Eine gewisse
Harmlosigkeit ist manchmal nicht von der Hand zu weisen, doch unangenehm
ist diese „Fab Four“-Hommage nicht. (www.thebishopsband.com)
Endlich ein neues Wilco-Album. Nach drei Jahren Wartezeit. Und
schon nach wenigen Sekunden hat uns Jeff Tweedy im Sturm erobert.
Die ersten Zeilen „Maybe the sun will shine today“ sind
kaum zu Ende, da bricht im Vorhof des Herzens ein Feuer aus, das
zwölf Songs unauslöschlich bleibt. Wilco fassen Melodien
in Songs, die man nicht mehr erwartet hätte. Sind traurig,
aber freundlich. Bleiben ehrlich, dennoch mahnend. Folk-Rock, der
den Frühling einläutet und bis in alle Winter überleben
wird. Einzigartig. (www.wilco.com)
Deutschsprachiger, kompetenter Rock wird von Felix Culpa und
ihrem Album „Duft“ eingeschenkt. Gescheite Riffs, gewagte
Melodien und sperrige Arrangementbrüche verleihen dem Album
die „Aura des Besonderen“. Man hält sich geschickt
zurück, drückt Songs und Attitüde in den Vordergrund
und kommt so nie in die Verlegenheit, Mainstream-Geplänkel
anzubieten. Spannend, fordernd und interessant. (www.felixculpa.de)
The Waterboys beehren mit einem neuen Album. Als ewiger Geheimtipp überlebten
sie neben solchen Bands wie „The Alarm“ oder „The
Church“. Oder was man als Überleben bezeichnen möchte.
Lange war Funkstille, nun hat Bandkopf Mike Scott neue Gefährten
und rockt weiter. Gekonnt, darf man attestieren. Denn Erfahrung
trifft Moderne. Songs, denen weder traditionelle Rückblenden
im Wege stehen noch zeitgemäße Anbiederung anhaftet. „Book
of Lightning“ ist astreiner Songwriter Rock, der klüger
nicht klingen könnte. (www.mikescottwaterboys.com)
Sven Ferchow
Diskographie
Battles – Mirrored
(14. Mai 2007, Warp Records)
The Bishops – The Bishops
(4. Mai 2007, Weekender Records)
Wilco – Sky Blue Sky
(11. Mai 2007, Nonesuch Records)
Felix Culpa – Duft
(25. Mai 2007, Capitol East Road Records)
The Waterboys – Book of Lightning
(18. Mai 2007, W14 Music)