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nmz-archiv
nmz 2007/05 | Seite 32
56. Jahrgang | Mai
Bayerischer Kulturrat
Das kulturelle Leben bereichern
Das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg,
Teil 2
Der Name „Villa Concordia“ verheißt Harmonie
und Einklang. Und in der Tat bietet ein Stipendium im Internationalen
Künstlerhaus Villa Concordia Künstlerinnen und Künstlern
für ein Jahr einen ruhigen Ort für ungestörtes konzentriertes
Arbeiten. Entsprechend zählen die Villa Concordia und das
Zweitgebäude, der ebenfalls barocke Neue Ebracher Hof am Unteren
Kaulberg, die insgesamt 12 Stipendiatenwohnungen beherbergen, nicht
zu den touristischen Bamberger Sehenswürdigkeiten.
Die Stipendiatinnen und Stipendiaten können somit ungestört
in Bamberg leben und arbeiten. Öffentlichkeit besteht ausschließlich
bei Veranstaltungen. In der Villa Concordia selbst befinden sich
zwei Wohnungen in barockem Ambiente, im 1999 vollendeten Orangerieneubau
im Garten dahinter sechs Maisonnettewohnungen und im Neuen Ebracher
Hof, dem einstigen Stadtpalais der Mönche des Klosters Ebrach,
weitere vier Wohnungen. Daneben gibt es Werkstätten und vier
Ateliers für Bildende Künstler, vier Musikateliers, außerdem
einen Ausstellungsraum im modernen Anbau der Villa Concordia eine
kleine Bibliothek und gesellige Gemeinschaftsräume. In harmonisch-meditativem
Einklang allein geht die Atmosphäre des Bamberger Künstlerhauses
allerdings nicht auf. „Concordia“ mag hier vielmehr
auch auf die anregende Verbindung von Altem und Neuem, von Mondän-Barockem
und Geradlinig-Modernem, nicht zuletzt von stillem Rückzugsort
mit offenem Kunstraum hindeuten.
Autorinnen und Autoren, die für ein Jahr im Künstlerhaus
zu Gast sind, erhalten – oft auch in der Zeit nach dem Stipendium – Möglichkeiten,
ihre Texte in öffentlichen Lesungen vorzustellen. Bemerkenswerte
literarische Texte, die Stipendiatinnen oder Stipendiaten unter
dem Eindruck ihres Bamberger Aufenthaltes geschrieben haben oder
die aus ihrem vorliegenden Werk herausragen, können – auf
Wunsch der Autorinnen und Autoren sowie des Künstlerhauses – in
der bibliophilen Reihe „Bamberger Bände“ veröffentlicht
werden. Mit dem Projekt „Oberfranken liest“ engagiert
sich das Künstlerhaus gemeinsam mit oberfränkischen Gymnasien
für die Vermittlung neuester Literatur an junge Leser. Neben
der Publikation der „Lesehefte“, die jeweils Texte
oder Textausschnitte aus größeren Arbeiten einer Stipendiatin
oder eines Stipendiaten versammeln, sieht das Projekt auch Lesungen
und Gespräche mit Autorinnen und Autoren in Schulen vor. „Oberfranken
liest“ wird durch die Initiative „Oberfranken Offensiv“ und
die „Oberfrankenstiftung“ gefördert. Seit Jahren
lesen überdies Stipendiatinnen und Stipendiaten der Literatur
im Herbst in der Justizvollzugsanstalt in Ebrach vor jugendlichen
Straftätern.
Jeder Stipendiatin und jedem Stipendiaten der Bildenden Kunst
steht je ein Atelier im Neuen Ebracher Hof zur Verfügung. Außerdem
befinden sich dort Werkstätten für Holz-, Metall-, Goldschmiede-,
Emaille- und Druckarbeiten. Im modernen Anbau der Villa Concordia
befindet sich ein lichtdurchfluteter und durch bewegliche Wände
flexibel strukturierbarer Ausstellungsraum, in dem regelmäßig
Arbeiten von Stipendiatinnen und Stipendiaten der Bildenden Kunst
gezeigt werden. Auf Wunsch ausstellender Künstlerinnen oder
Künstler sowie des Künstlerhauses werden Kataloge zu
den Ausstellungen, die „Bamberger Drucke“, publiziert.
Das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia veranstaltet
nicht nur Ausstellungen mit Werken seiner Stipendiatinnen und Stipendiaten,
sondern organisiert auch Großplastikenausstellungen in Bamberg:
Die Altstadt verwandelt sich dann in einen großen Ausstellungsraum
für neueste Kunst von weltweit renommierten Künstlern.
Die Musikateliers, in denen die Stipendiatinnen und Stipendiaten
arbeiten können, sind mit Flügeln ausgestattet. Sofern
organisatorisch möglich, veranstaltet das Künstlerhaus
Konzerte, in denen neue Werke seiner Künstlerinnen und Künstler
aufgeführt, häufig auch uraufgeführt werden. Dazu
erscheinen in der Regel ansprechende Programmhefte. Anlässlich
von Ausstellungseröffnungen werden oft Kompositionen von Musikstipendiatinnen
und -stipendiaten präsentiert. In der Vergangenheit hat es
außerdem Zusammenarbeiten von Stipendiatinnen und Stipendiaten
unter anderem mit dem „musica-viva-chor bamberg“ und
mit Musikern der Bamberger Symphoniker – Bayerische Staatsphilharmonie
gegeben. Das Künstlerhaus ist stets darum bemüht, solche
Kooperationen zu wiederholen.
Im Rahmen des Projekts „Komponisten gehen in die Schule“ gestalten
Stipendiatinnen und Stipendiaten in fränkischen Gymnasien
Workshops mit Schülern. Durch die Arbeit mit Instrumenten,
in Klang- und Improvisationsübungen soll Jugendlichen ein
Zugang zu neuester Musik eröffnet werden. Seit 2000 erscheinen
Kompositionen einzelner Stipendiaten des Internationalen Künstlerhauses
auf CD.
Neben den „Bamberger Bänden“, den „Leseheften“,
Katalogen und CDs publiziert das Internationale Künstlerhaus
Villa Concordia die Reihe der „Bamberger Punkte“, in
die ganz unterschiedliche Arten von Texten aufgenommen werden können:
Reden, Vorträge, Essays und literarische Texte – sowohl
von Stipendiatinnen und Stipendiaten als auch von Künstlerinnen
und Künstlern, die dem Künstlerhaus nahe stehen.