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nmz-archiv
nmz 2007/06 | Seite 40
56. Jahrgang | Juni
Oper & Konzert
Blühende Jazzlandschaften
„Flaura und Phona“ gewinnt Bundesbegegnung Jugend jazzt
Vom 16. bis 20. Mai 2007 traf sich in der Händel-Stadt Halle/Saale
die jazzmusikalische Nachwuchselite Deutschlands. Das Quartett „Flaura
und Phona“ aus Sachsen konnte sich gegen die Vertreter der
anderen Bundesländer durchsetzen und hat den Jazz von seiner
schönsten und abwechslungsreichsten Seite erblühen lassen.
Nur unter frenetischem Applaus konnten die vier Musiker die Bühne
verlassen. „Ich kann es immer noch nicht fassen“, so
der Saxofonist Samuel Dobernecker. Musikalisch setzen die jungen
Sachsen auf fette, erdige Grooves und Sounds, um sofort im Anschluss
ihre selbst geschaffenen Klangstrukturen aufzulösen und sich
in modernen und freien Klangsphären zu bewegen. Ihren musikalischen
Input holen sie sich sowohl aus dem Jazz als auch aus der Klassik. „Das
ist sozusagen unser Experiment: Einflüsse aus der europäischen
Musikgeschichte zu nehmen und ganz bewusst einzubauen, wie zum
Beispiel einen gregorianischen Hymnus. Und daraus wieder neuen
Jazz entstehen zu lassen“ beschreibt der Pianist Sebastian
Scobel den anspruchsvollen Ansatz. Man darf gespannt auf die CD
sein, die das Quartett als Preis im Studio des Deutschlandfunks
aufnehmen wird.
Siegerband
aus Sachsen. Foto: DMR
„Wir versuchen jeder Band auf ihrem Stand, auf ihrer Entwicklungsstufe,
mit ihrer Qualität den Förderpreis anzuerkennen, der
passt. Wir vergeben ganz im Sinne der Musik keine ersten, zweiten,
dritten Preise, auch keine Punkte“ beschreibt Dr. Peter Ortmann
vom Deutschen Musikrat die Kriterien der Preisvergabe. Über
zwei Tage Studioproduktion beim Deutschlandfunk kann sich das Duncker/Oerding
Duo aus Sachsen-Anhalt freuen. Bastian Duncker (sax) und Clemens
Oerding (git) überzeugten die Jury durch ihren persönlichen
Zugang zum modernen Jazz, ihr gereiftes Verhältnis zueinander
im Duo und ihren ausgewogenen Sound. Ebenfalls zwei Tage Studioproduktion
können Charlotte Greve (fl, sax) und Dierk Peters (vib) aus
Niedersachsen planen. Sie haben die Jury durch ihre individuelle
musikalische Ausdrucksweise beeindruckt. So zeichnen sich ihre
kammermusikalischen Eigenkompositionen durch eine feine Stimmführung
und ganz eigene und freie Klangwelten aus. Die Jury bestand in
diesem Jahr aus 15 Persönlichkeiten der deutschen Jazzszene
unterschiedlicher Generationen – von Herb Geller (sax) über
Peter Weniger (sax) bis zu Jürgen Friedrich (piano). Pepe
Berns, Professor für Kontrabass in Leipzig, zeigt sich beeindruckt: „Das
Niveau ist unglaublich hoch. Es gibt sehr viele junge Leute, die
bei der Sache sind und offensichtlich auch eine gute Förderung
in den Ländern bekommen. Es gibt hier sehr talentierte Leute.“
Fast alle Bands präsentierten Eigenkompositionen, die im modernen
Jazz verwurzelt sind. Tendenziell werden die Teilnehmer immer jünger
und spielen bereits sehr früh auf einem sehr hohen technischen
und musikalischen Niveau. Dass Jazz mittlerweile ein fester Bestandteil
im Angebot der Schulen und Musikschulen ist, wird bei den Spitzenleistungen
der Teilnehmer deutlich hörbar. Man darf gespannt und optimistisch
sein, welche Blüten die Jazzszene zukünftig hervorbringt.