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VdM
nmz-archiv
nmz 2007/06 | Seite 28
56. Jahrgang | Juni
Verband deutscher Musikschulen
Schutzimpfung durch Musik
Der Musikschulkongress des Verbandes deutscher Musikschulen
in Mannheim
Der hervorragende Ruf der Musikschulkongresse des Verbandes deutscher
Musikschulen (VdM), die als größte Kulturkongresse Deutschlands
stets mit neuen Impulsen für den Musikunterricht und die Musikschule
einhergehen, hatte sich wieder bestätigt, als am 13. Mai 2007
nach drei Tagen der 19. Musikschulkongress zu Ende ging. Über
1.500 Teilnehmer hatten sich unter dem Motto „Musik zeigt
Wirkung! Musikschule für Morgen“ zum intensiven Lernen
und Austausch im Congress Center Rosengarten Mannheim und der Pop-akademie
Mannheim getroffen.
Feierlich startete am Vormittag des 11. Mai 2007 der Musikschulkongress
mit der Eröffnung, für die die Deutsche Streicherphilharmonie – das
junge Spitzenensemble der Musikschulen (DSP) – unter der
musikalischen Leitung ihres Dirigenten Michael Sanderling den festlichen
musikalischen Rahmen bot. Ein besseres Argument für „Musik
zeigt Wirkung!“ gebe es nicht, bemerkte der VdM-Vorsitzende
Winfried Richter in seiner Begrüßung zu Recht, als die
DSP die Kongressteilnehmer mit Johannes Brahms erstem Ungarischen
Tanz, dem Jazz Pizzicato von Leroy Anderson und der Suite von Rodion
K. Schtscherdrin nach Bizets Oper „Carmen“ unter Mitwirkung
des Jungen Schlagzeugensembles Hannover auf das Kongressmotto einstimmte
und stehenden Applaus erntete.
„
Musikschulen eröffnen den Zugang zur Musik in umfassender
und auf nachhaltig wirkende Weise. Beim Musizieren steht das Miteinander
im Mittelpunkt“, sagte Richter. „Dabei wird erfahrbar,
was unsere Gemeinsamkeit und gleichzeitig unsere kulturelle Identität
ausmacht.“ Musikschulen leisten damit auch einen Beitrag
zum interkulturellen Dialog. „Musikschule für Morgen“ heiße,
dass Musikschulen die kommenden Herausforderungen erkennen und
darauf vorbereiten.
Der Musikschulkongress in Mannheim bot dafür in zahlreichen
Arbeitsgruppen und Foren aktuelle und innovative Unterrichtskonzepte
für musikpädagogische Angebote ab dem frühen Lebensalter,
für Klassenmusizieren an den allgemein bildenden Schulen,
für Instrumental- und Vokalunterricht, Ensemblespiel, Musikunterricht
für Menschen mit Migrationshintergrund bis hin zu Angeboten
für den Dritten Lebensabschnitt.
Auch seitens des Bundesjugendministeriums wurden die Leistung
der Musikschulen und ihrer Wirkung betont. „Rund eine Million
Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden Woche für Woche
an den öffentlichen Musikschulen unterrichtet. Sie besuchen
damit die Bildungsinstitution, die die weitestgehende musikalische
Breiten- und Spitzenförderung in ganz Deutschland im Sinne
einer ‚musikalischen Grundversorgung‘ bewirkt“,
sagte Ingrid-Barbara Simon aus dem Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend, die zur Eröffnung des Musikschulkongresses
das Grußwort von Bundesministerin Ursula von der Leyen verlas,
die ihr Kommen wegen anderer Verpflichtungen leider absagen musste.
Für Kindertagesstätten und Ganztagsschule seien die öffentlichen
Musikschulen daher ideale Partner. „Als Bestandteil einer
umfassenden Bildung ist musikalische Bildung auch Voraussetzung
für gesellschaftliche Teilhabe. ,Jedem Kind muss Gelegenheit
geboten werden zu musizieren‘ ist daher ein Wunsch, für
dessen Erfüllung sich die Musikschulen in großem Umfang
engagieren“, so die Bundesjugendministerin in ihrem Grußwort.
„
Pfeiler und Leuchttürme, Maßstäbe für Qualität“ der
musikalischen Bildung nannte Georg Wacker, Staatssekretär
im Baden-Württembergischen Kultusministerium die öffentlichen
Musikschulen bei der Kongresseröffnung. Ebenso hob Peter Kurz,
Bürgermeister für Bildung, Kultur und Sport in Mannheim,
die große Bedeutung der Musik und der Musikschule für
die Gastgeberstadt Mannheim hervor.
Großen Beifall erhielt Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen
Forschungsinstituts Niedersachsen für seinen Eröffnungsvortrag,
bei dem er auf den Zusammenhang zwischen hohem Medienkonsum und
schlechten schulischen Leistungen bis hin zur Kriminalität
einging. „Wir müssen die Nachmittage unserer Kinder
retten und bei ihnen Lust auf Leben wecken – durch Musik
und weitere kulturelle Angebote“, so Pfeiffer.
Ein Instrument zu beherrschen sei nur von Vorteil für Kinder
und Jugendliche, unterstrich Pfeiffer. Anders als bei Mädchen
zeige sich bei Jungen aufgrund ihres überproportional gestiegenen
Medienkonsums ein drastischer Rückgang in allen Bereichen
außerschulischer Aktivitäten – nur nicht bei den
Musikschulen. Die sozial verbindende Kraft der Musik, die Lust
an der Musik und am gemeinsamen Musizieren stelle eine „Schutzimpfung
durch Musik“ dar. „Wir Kriminologen stehen hinter Ihnen
und glauben an den Satz, den Herr Schily geprägt hat: ,Wer
Musikschulen schließt, gefährdet die innere Sicherheit‘“,
so die Botschaft von Christian Pfeiffer an die Kongressteilnehmer.
Begeisterung löste bei den Kongressteilnehmern am 11. Mai
2007 abends auch das gemeinsame Konzert der Söhne Mannheims
und des Landesjugendorchesters Baden-Württemberg (LJO-BW)
aus. Nachdem das Orchester unter der musikalischen Leitung von
Christoph Wyneken das Publikum mit der Suite Nr. 2 „Daphnis
und Chloé“ von Maurice Ravel in seinen Bann gezogen
hatte und gleich darauf die Söhne Mannheims mit ihrem „Solo-Auftritt“,
traten die Söhne Mannheims und das LJO-BW gemeinsam mit speziell
ausgearbeiteten Arrangements (u.a. zu „Meine Stadt“ und „Volle
Kraft voraus“) auf. Zum Abschluss des Kongresses war am 13.
Mai 2007 in dem Konzert „Mannheim macht Musik“ die
große Bandbreite der Ensembles der Musikschule Mannheim wie
dem Sinfonischen Blasorchester, dem DOREMI Kinder- und Jugendchor,
dem Jazzorchester „Jazz4Fun“, dem Jugendsinfonieorchester
und dem Henry-Purcell-Chor mit Musik von Klassik über zeitgenössische
Musik bis hin zu Jazz zu hören.