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nmz-archiv
nmz 2007/06 | Seite 25-26
56. Jahrgang | Juni
Verbandspolitik
Neue Herausforderung Europa meistern
Der Präsident des Deutschen Komponistenverbandes, Jörg
Evers, im Gespräch mit der neuen musikzeitung
Seit einem knappen Jahr ist Jörg Evers Präsident des
Deutschen Komponistenverbandes. Zuvor war er bereits zwei Jahre
Vizepräsident. Über die Fragen, die Komponisten in diesen
Tagen bewegen, unterhielt Evers sich mit Andreas Kolb, Chefredakteur
der neuen musikzeitung.
neue musikzeitung: Musik-Urheber stehen im Moment an vielen Fronten
und in vielen Diskussionsbereichen. Wo sehen Sie zurzeit die wichtigsten
Aufgaben des Verbandes?
Präsident
der deutschen Komponisten: Jörg Evers. Foto: GEMA
Jörg Evers: In der Schaffung,
Sicherung, Ermöglichung
und Erweiterung bestmöglicher Voraussetzungen für musikalisches,
kreatives Schaffen!
Dafür ist natürlich eine Verankerung im gesellschaftlichen
Bewusstsein nötig, welche die Achtung vor dem geistigen Eigentum,
vor der Idee, vor dem schöpferischen Geist, der der Materie
Leben erst einhaucht, in den Vordergrund stellt. Kurz, es muss
sich die allgemeine Erkenntnis durchsetzen: ein mp3-Player ohne
Musik (deren Schöpfer natürlich angemessen vergütet
werden müssen) ist wert- und sinnlos, Sondermüll!
Das Primat des Schutzes des musikalischen Urhebers vor dem Schutz
der Nutzer seiner Werke muss vom DKV immer wieder unmissverständlich
in die Öffentlichkeit gerückt werden, denn der industrielle
Komplex hat auf erschreckende Art deutlich gemacht, dass er keinerlei
Skrupel kennt, aus Profitmaximierungsgründen mit millionenschweren
Lobbykampagnen zu versuchen, das Urheberrecht in ein Nutzer- und
Verwerterrecht umzumodeln beziehungsweise in großen Bereichen
völlig abzuschaffen. Das gilt sowohl auf nationaler, wie auch
auf internationaler, insbesondere europäischer politischer
und gesetzgeberischer Ebene. Im Erhalt und Ausbau eines starken
Urheberschutzes sehe ich daher die größten Herausforderungen
des DKV.
Zu den weiteren Aufgaben gehören folglich, wobei diese Aufzählung
nicht abschließend ist:
Präsenz des DKV in möglichst allen maßgeblichen
Gremien. Dem DKV ist es in den vergangenen zwei Jahren gelungen,
als fachkundiger, unverzichtbarer Ansprechpartner der Politik wahrgenommen
zu werden. Er wird immer wieder zu Anhörungen eingeladen und
zu Stellungnahmen aufgefordert, zum Beispiel vom Bundesjustizministerium,
der Enquete-Kommission, den europäischen Kommissionen bis
hin zu den regionalen Länderregierungen des Bundes und vielen
anderen. Dieser fundamental wichtige Gedankenaustausch muss bewahrt
und gegebenenfalls durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit
flankiert, noch weiter vertieft werden.
Einsatz für den Erhalt der einzigartigen Orchesterlandschaft
Deutschlands.
Ermutigung zum Ausbau musikalischer Bildungsmöglichkeiten
für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Heranführung
an die Faszination des Komponierens.
Unterstützung der Landesverbände des DKV hinsichtlich
der Schaffung zusätzlicher Aufführungsmöglichkeiten
für Werke deutscher Komponisten, beziehungsweise im Austausch
mit europäischen Komponisten. Unterstützung aller Maßnahmen,
die der Erhaltung der musikkulturellen Vielfalt dienen.
nmz: Mit Ihnen wurde erstmals ein so genannter U-Komponist zum
Präsidenten des DKV. Wie leben die verschiedenen Genres innerhalb
des Verbandes zusammen? Inwieweit ist es möglich, die Interessen
Aller unter einem Dach zu vereinigen?
Evers: Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass bereits
von 1978 bis 1990 Raimund Rosenberger, ebenfalls ein sogenannter
U-Komponist, Präsident des DKV war; ich bin also nicht der
erste aus dieser Zunft in diesem Ehrenamt. Raimund Rosenberger
ist damals als Nachfolger Werner Egks sogar einstimmig in dieses
Amt gewählt worden. Diese Tatsache zeigt, dass auch schon
in der Vergangenheit die Mitglieder des DKV sehr wohl würdigen
konnten, welche Personen integrativ zum Wohle der Verbandsinteressen
zu wirken in der Lage waren, völlig unabhängig von deren
Sparten-Kategorisierung.
Das Engagement zählt
Wäre man Anhänger des Proporz-Gedankens, so könnte
man nun durchaus die Meinung vertreten, dass, nach Karl-Heinz Wahren
(der auf Rosenberger folgte) und Manfred Trojahn, nun unbedingt
wieder ein U-Komponist als DKV-Präsident überfällig
wäre.
Ich persönlich halte jedoch von einem solchen Rotationsprinzip
wenig, denn gerade im Verbandsleben zeigt sich immer wieder, dass
allein das individuelle Engagement, die Dynamik, Kompetenz und
Integrationskraft der einzelnen Mitglieder, die sich im Verband,
im Vorstand und den Landesverbänden einbringen, die Qualität
des Verbandes ausmachen und ihn lebendig halten.
Die jahrzehntelange Tradition der Einsicht der Mitglieder in
die gesellschaftliche Durchschlagskraft eines gemeinsamen, genreübergreifenden
Verbands bildet sozusagen das Rückgrat des DKV, ohne allerdings
die genrespezifischen, zwangsläufig notwendigen Unterschiedlichkeiten
verwischen oder verwässern zu wollen. Gerade die Akzeptanz
und Wertschätzung der Vielfalt der Komponisten vereint den
DKV! Der gegenseitige Respekt vor den jeweiligen Überlebenskämpfen
in den einzelnen musikalischen, künstlerischen Tätigkeitsbereichen
zeichnet das Solidaritätsverständnis innerhalb des DKV
und seiner Führungsgremien aus. Bei Treffen europäischer
Komponistenverbände erlebe ich immer wieder, dass diese für
manche anachronistisch und paradiesisch anmutende Solidaritätsfähigkeit
des DKV mitunter ungläubig, doch stets etwas neidvoll betrachtet
wird; besonders aus Ländern, in denen – sogar angesichts
gemeinsamer politischer Bedrohungen – geradezu selbstzerstörerische,
kontraproduktive Grabenkämpfe zwischen den einzelnen, in Sparten
separierten, nationalen Komponistenverbänden vorherrschen.
Jene können sich gar nicht vorstellen, dass es möglich,
sinnvoll und erstrebenswert sein kann, alle Genres unter einem
Dach zu vereinigen.
Auf das diesbezüglich seit Jahrzehnten positiv Erreichte,
aber auch immer wieder aufs neue Erkämpfte kann der DKV daher
sehr stolz sein.
Wer das große Glück hat, all die wunderbaren, unterschiedlichsten
Künstler in unserem Verband näher kennen lernen zu dürfen,
an ihren Erfolgen, Nöten, Hoffnungen, Sorgen und ihrem Erfahrungsschatz
Anteil nehmen zu dürfen, dem eröffnet sich die meines
Empfindens nach wichtigste Dimension unseres Verbandes: die einer
humanitären, kulturellen Verantwortlichkeit füreinander!
Nur auf dieser Basis kann und konnte das Miteinander im DKV dauerhaft
gedeihen.
Andererseits verpflichtet der umfassende Repräsentanz-Anspruch
des Verbandes zu einer demokratisch legitimierten, genremäßig
aber möglichst breit gefächerten Einbindung der unterschiedlichen
Interessenslagen und Kompetenzen. Auf eine entsprechende Ausgewogenheit
innerhalb der Verbands-Gremien muss daher großer Wert gelegt
werden. Sie spiegelt sich exemplarisch in der Zusammensetzung des
Bundesvorstands wider.
Flexibler und schneller sein
Was spezifische Problemfelder einzelner Genres betrifft, so werden
diese in jeweils dafür gebildeten Arbeitsgruppen diskutiert
und Lösungsmöglichkeiten zugeführt. Mit einer bei
der diesjährigen Mitgliederversammlung vorgeschlagenen Satzungsänderung
bezüglich der Einberufungsmodalitäten von Arbeitsgruppen
wird der DKV sogar noch flexibler und schneller auf relevante Entwicklungen
reagieren können und den akuten Erfordernissen in den jeweiligen
Musik-richtungen Rechnung tragen können. Ob der DKV jedoch
wirklich die Interessen „Aller“ unter einem Dach vereinigen
kann, wage ich zu bezweifeln, denn es gibt auch individuelle Partikularinteressen,
die schier unerschöpfliche Fähigkeiten entwickeln, das
Solidaritätsprinzip (besonders im GEMA-Verteilungsplan) ausschließlich
zu ihren persönlichen merkantilen Gunsten zu interpretieren.
nmz: Stichwort Europa: Dort tut sich zurzeit sehr vieles, das
die Urheber und Urheberverbände unmittelbar betrifft. Zum Beispiel
die Forderung der EU nach einem Wettbewerb der Urheberrechtsgesellschaften
im Bereich der Online-Lizenzierung. Wie reagieren die nationalen
Komponistenvereinigungen der Länder auf die zunehmende Europäisierung?
Evers: Sie haben sich zusammengeschlossen, um gegenüber der
Europäischen Kommission und den internationalen Verwerter-
und Nutzerverbänden mit einer Stimme sprechen zu können.
Dies markiert einen Meilenstein in der Geschichte der europäischen
Musikverbands-Kultur.
Am 7. März 2007 wurde in Madrid unter maßgeblicher Mitwirkung
des DKV der europäische Dachverband von 35 Komponisten- und
Songwriter-Verbänden aus 22 europäischen Ländern
offiziell aus der Taufe gehoben: ECSA (European Composer & Songwriter
Alliance). Dieses Dach wird von den drei Säulen der bereits
kurz vorher gegründeten europäischen Verbände getragen,
nämlich von FFACE (Federation of Film and Audiovisual Composers
of Europe, der europäische Filmkomponisten-Verband), ECF (European
Composers Forum, der europäische Verband zeitgenössischer
E-Komponisten) und APCOE (Alliance of Popular Composer Organisations
of Eu-rope, der europäische Pop-Komponistenverband). In allen
diesen „Säulen“ ist der DKV in den Boards vertreten,
durch Prof. Helmut Erdmann im ECF, Dr. Rainer Fabich in FFACE und
durch mich in APCOE.
Der DKV und Europa
Das gemeinsame Ziel der unter ECSA zusammen geschlossenen Verbände
ist primär eine effiziente Lobbyarbeit in Brüssel zum
Schutz des musikalischen Urhebers und der kulturellen Vielfalt.
Der scheinbar von jeder Kritik tabuisierte Götze der Europäischen
Kommission, nämlich der Gedanke des ungehinderten Wettbewerbs,
ist auf Kulturgüter, sowie auch auf Urheberrechts-Verwertungsgesellschaften,
nicht ohne massive kulturelle und soziale Einbußen möglich.
Ein solcher – von der Europäischen Kommission (Direktion
Binnenmarkt und Direktion Wettbewerb) zwar ausdrücklich und
mehrfach geforderter – uneingeschränkter Wettbewerb
würde in einem barbarischen Kunst-Darwinismus enden und zur
Verdrängung experimenteller, innovativer, regionaler und in
Nischen angesiedelter Ausdrucksformen durch „die Kunst der
Stärkeren“, also durch Massen-Produkte internationaler
Medienkonglomerate, beitragen. Eine Verödung und Verkarstung
europäischer Musiklandschaften wäre die Folge. Ein wichtiges,
unverzichtbares Gegengewicht zu dieser verhängnisvollen Sichtweise
ist einerseits die jüngst von der EU verabschiedete UNESCO-Konvention
zur Sicherung der kulturellen Vielfalt, andererseits das Europäische
Parlament selbst, welches mit zunehmendem Unwillen sowohl bei der „Online-Recommendation“,
als auch bei der geplanten „Geräteabgabe-Eindampfung“ des
EU-Kommissars Charly McCreevy registrieren musste, dass zunehmend
Maßnahmen der Kommission mit quasi gesetzgeberischen Markt-Auswirkungen
am eigentlichen Gesetzgeber – dem Parlament – vorbei „getrickst“ werden.
In europäischen Polit-Zirkeln spricht man bei dieser Form
der Umgehung demokratischer Prozesse, vom „Über-Bande-Spielen“.
DKV-Stellungnahmen
Der DKV hat in mehreren Stellungnahmen gegenüber der Kommission,
wie auch gegenüber den europäischen Parlamentariern,
in Zusammenarbeitmit den europäischen Dachverbänden und
der CIAM (Rat der Musikautoren der CISAC) deutlich gemacht, dass
er den sogenannten „Levai-Report“ des Europa-Parlaments
mit seiner Sicherung kultureller und sozialer Aspekte unterstützt,
der „Online-Recommendation“ jedoch kritisch gegenüberstehen
muss. Durch diese würden zum Beispiel die Major-Verleger
in die Lage versetzt, einseitig ihre Bedingungen den Verwertungsgesellschaften
zu diktieren und die Mitspracherechte
der Autoren in den Entscheidungsgremien der Verwertungsgesellschaften
zu minimieren.
Der unermüdlichen Lobbyarbeit der Urheberverbände ist
es übrigens zu verdanken, dass sich die Meinung des Kultur-
und des Rechtsausschusses des Europäischen Parlaments in der
Diskussion über die „Online-Recommendation“ im
Laufe des letzten Jahres um 180 Grad zugunsten des Standpunkts
der Urheber und der Erhaltung der europäischen, kulturellen
Vielfalt gedreht hat.
Die nötige und jetzt mögliche Koordination zwischen den
Aktivitäten der nationalen und der europäischen Komponistenverbände
wird in seiner Bedeutsamkeit immer klarer, wenn man bedenkt, dass
der internationale Verlegerverband ICMP noch kurz vor der Abstimmung
des Europaparlaments am 13. März 2007 massiv versucht hatte,
sogar mit Stimmfälschungen angeblich unterstützender
Urheber auf einer Petition, die Verabschiedung des Levai-Reports
bis zur letzten Minute zu verhindern.
Skandal aufgedeckt
Der Gemeinschaft der europäischen Komponistenverbände
ist es in einem dramatischen Wettlauf mit der Zeit dennoch gelungen,
diesen Skandal noch vor der endgültigen Abstimmung aufzudecken.
nmz: Die aktuelle Diskussion über die Urheberrechtsreform,
genannt „Korb 2“, hat den DKV sehr stark auf die politische
Bühne gebracht. Was tun Sie vor und hinter den Kulissen, um
die Interessen der Urheber in dieser von Politik-Seite sehr gerätefreundlich
geführten Diskussion zu vertreten?
Evers: Der DKV nutzt jede sich ihm bietende Plattform, sei es
erst kürzlich bei den Weimarer Musiktagen (unter anderem mit der
Vize-Bundestagspräsidentin Petra Pau), sei es bei einer Veranstaltung
der Humboldt-Universität in Berlin, um den Standpunkt der
Urheber mit Nachdruck den Politikern und der Öffentlichkeit
zu vermitteln.
Als großer politischer Erfolg ist ferner die „Korb
2“-Briefaktion des DKV und seiner Landesverbände Ende
2006 an die Mitglieder des Bundestages zu werten. Der DKV hat daraufhin
circa 50 ausführliche (fast ausnahmslos zustimmende) Antwortschreiben
der MdBs erhalten, was eine überraschend hohe Rücklauf-Quote
darstellt. Alle Antwortschreiben sind vom DKV persönlich durch
die Landesverbandsvorsitzenden wiederum beantwortet worden, was
zu einer willkommenen Vertiefung des direkten Dialogs mit den politischen
Entscheidungsträgern geführt hat.
Stacheliger Korb 2
nmz: Welche Aussichten sehen Sie, den Entwurf noch in eine Richtung
zu lenken, die die Urheber in eine stärkere Position bringt?
Evers: Wenn man im Handelsblatt vom 15. März 2007 nachlesen
konnte, dass der Berichterstatter der SPD im Rechtsausschuss des
Bundestags, Dirk Manzewski, und auch dessen CDU-Kollege Günther
Krings, sowohl für die im Regierungsentwurf geplante zehnprozentige
Bagatellklausel, als auch für die fünfprozentige gerätepreisabhängige
Vergütungs-Deckelung – die ja beide vom DKV vehement
kritisiert wurden – keine tragfähige Zukunft mehr sehen,
so stimmt mich das – bei aller Vorsicht – zuversichtlich.
Der einflussreiche Rechtsausschuss wäre damit endlich auf
die Linie der Urheber eingeschwenkt und der Justizministerin, die
ja diesen stacheligen „Korb 2“ geflochten hatte, würde
nunmehr sogar im eigenen Lager eine Niederlage drohen.
Der dreiste Versuch der Geräteindustrie, sich unlängst
mit 50 Millionen Euro ein Gesetz „kaufen“ zu wollen,
kam offensichtlich auch nicht so gut beim Justizministerium und
den Parlamentariern an. Daher hoffe ich auf einen spürbaren
Klimawechsel zugunsten der Urheber.
Grund zum Jubeln gibt es aber noch lange nicht, denn es bleibt
offen, was für „Kröten“ den
Urhebern noch zu schlucken zugemutet werden, um das Gesicht im Justizministerium
einigermaßen zu wahren. Auf alle Fälle wird der DKV unbeirrbar seinen
Kurs weiter verfolgen und für die Rechte und Ansprüche der Urheber
kämpfen.
nmz: Der DKV vertritt eine wichtige, eigentlich die wichtigste
Klientel im Rahmen des Musikgeschäfts: die Schöpfer der Musik. Allein aber wird ein solcher
Verband nicht unbedingt gehört. Welche Allianzen sind Sie in den vergangenen
Monaten eingegangen, welche Partnerschaften sind möglicherweise in Planung?
Evers: Auf europäischer Ebene, wie bereits ausgeführt: ECSA, FFACE,
ECF und APCOE; bezüglich „Korb 2“: „Initiative Urheberrecht“,
ein Zusammenschluss von über 26 deutschen Urheberverbänden; bezüglich
der Verhandlungen mit den Film- und Fernsehproduzentenverbänden: „Arbeitsgemeinschaft
Filmurheber“ mit circa 10 Filmurheberverbänden. Ständig befinden
wir uns natürlich in engem Kontakt mit der GEMA, dem Deutschen Textdichterverband
e.V., der Vereinigung Deutscher Musikbearbeiter e.V., dem Composers Club e.V.,
dem Deutschen Musikverlegerverband e.V.; eine vertiefte Zusammenarbeit wird angestrebt
mit dem Deutschen Musikrat und international mit amerikanischen Komponistenverbänden,
um den Folgen der durch Merger zunehmenden Marktdominanz internationaler Großverlage
auf die Situation der Urheber besser begegnen zu können.
DKV und GEMA
nmz: Sie selbst sind neben Ihrem Präsidenten-Amt auch Mitglied des GEMA-Aufsichtsrats
und des europäischen Pop-Musikverband-Präsidiums. Das Problem eines
Urheber-Verbandes ist ja vielleicht auch, dass die dort Vereinten sehr individualistisch
geprägt sind und mit Vereinen, Verbänden, juristischen Fragestellungen
eher nichts zu tun haben wollen. Erschwert das die Verbands-Arbeit?
Evers: Zunächst kann sich der DKV glücklich schätzen, in Frau
Sabine Begemann, eine in allen diesen Dingen äußerst erfahrene Geschäftsführerin
zu haben, die die tägliche Verbandsarbeit ganz ausgezeichnet meistert. Ebenfalls
sind wir sehr froh, in Herrn Dr. Gernot Schulze einen Justiziar in unserem Verband
zu wissen, der gerade auf dem Gebiet des Urheberrechts eine allseits anerkannte
Koryphäe ist. Was das Verständnis der Mitglieder für juristische
Fragestellungen angeht, so ist dies eine Frage der Vermittlung. Wenn deutlich
gemacht werden kann, wie sehr die Existenzgrundlagen der Komponisten tangiert
sind, so besteht bei den Kollegen in der Regel große Aufgeschlossenheit
und Interesse auch für solche, zuerst staubtrocken erscheinende Themen.
Da die individualistisch geprägte Geisteshaltung von Künstlern, die
gewöhnlich jede Vereinsmeierei meidet, keine Überraschung für
uns ist, kommt hier keine Enttäuschung auf; im Gegenteil, die Verbandsführung
darf immer öfter wachsenden Zuspruch und Dankbarkeit ihrer Mitglieder verzeichnen.
nmz: Seit Anfang diesen Jahres hat Harald Heker
den Vorsitz des GEMA-Vorstands übernommen.
Welche Erwartungen stellen Sie an den neuen GEMA-Chef? Sind Sie mit seinen bisherigen
Weichenstellungen zufrieden?
Evers: Der GEMA-Aufsichtsrat hat sich einstimmig für Herrn Heker ausgesprochen.
Ich freue mich, mit welch großem Elan und Begeisterung sich Herr Heker
seinem neuen Aufgabenbereich und seiner daraus resultierenden Verantwortung für
die Musikkultur widmet und bin sicher, dass er seine Berufung als Kapitän
auf die Kommandobrücke der GEMA mehr als rechtfertigen wird.
nmz: Kommen Sie selbst noch zum Komponieren? Sagen Sie ein paar
Worte zu Ihren aktuellen Projekten?
Evers: Wenn mir aufgrund meines Amtes ein Podium in der Öffentlichkeit – wie
bei diesem Interview – geboten wird, so möchte ich dieses allein für
die Vereinsarbeit nützen und nicht zur Eigenpromotion meiner künstlerischen
Projekte. Schon um Interessenskonflikte zu vermeiden, hoffe ich auf Ihr Verständnis
für diese Haltung.