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nmz-archiv
nmz
2008/06 | Seite 44
57. Jahrgang | Juni
Rückblende
nmz-Antik
Vor 100 Jahren
... resümiert die nmz die lange Geschichte von Johann Sebastian
Bachs Denkmal in Leipzig mit dessen verzögerter Aufstellung,
das schließlich am 17. Mai 1908 vor der Thomaskirche enthüllt
wurde. Die von Felix Mendelssohn initiierte und vom Leipziger Bildhauer
Karl Seffner geschaffene (an der anatomisch vermessenen Schädelmasse
orientierte) Büste sollte ursprünglich in der Johanneskirche,
nahe Bachs ursprünglicher Grabstätte aufgestellt werden.
Aber es setzte sich schließlich die „ganz berechtigte
Forderung durch: in unmittelbarer Nähe von Thomaskirche und
Thomasschule, wo Bach während der zweiten Hälfte seines
Lebens gewirkt habe, gehöre das Bach-Denkmal“. Für
das dort vorher platzierte Philosophenstandbild Leibniz‘ erfolgte „eine
Translozierung in den Hof der Universität“.
... meditiert die nmz über Wert, Sinn und Ertrag des Münchner
Tonkünstlerfestes, das der Allgemeine deutsche Musikverein
vom 30. Mai bis 5. Juni 1908 zum zweiten Male (nach 1893) in der
Kunststadt München abgehalten hat. Der Allgemeine deutsche
Musikverein, „der einst die Namen Wagner-Liszt auf sein Pannier
geschrieben und in diesem Zeichen siegte, hat heute keine ausgesprochene
Persönlichkeit mehr, für die er kämpft, ja nicht
mal mehr eine bestimmte Richtung ... Möge er es stets als
seine eigentliche Aufgabe betrachten, der wirklichen Begabung förderlich
zu sein – ohne Ansehen darauf, ob sie sich ultramodern gebärdet
oder nicht“. Kritisch gewürdigt werden Werke unter anderem
von Frederic Delius, Joseph Krug-Waldsee, Karl Bleyle, Ernest Schelling,
Walter Braunfels, Max Schillings, Henri Marteau, Paul Juon und
Paul von Klenau.
(nmz Stuttgart-Leipzig, 11. und 25. Juni 1908,
Seiten 363 und 385ff.)
Vor 50 Jahren
... verwahrt sich der Musiksoziologe Alphons Silbermann vor der „modernen
musiksoziologischen Phrasiologie“, warnt vor modischen Scharlatanen,
vor dieser gedankenlos eingesetzten Vokabel: „... wenn jeder
Hinz und Kunz zum ‚Soziologischen‘ greift, ohne auch
nur eine Ahnung davon zu haben, was sich eigentlich in der Welt
der Sozialwissenschaft abspielt ... Wer ernster Musiksoziologe
sein will, hat zwei Wissensgebiete zu studieren: Musik und Soziologie.
Dann muss er versuchen, seine beiden Wissen zu kombinieren. Das
wahre Ziel der Musiksoziologie ist Planung, ist Gesetze der Vorhersage
zu entwickeln.“ Die 800-Jahrfeier der Stadt München
ist für Chefredakteur Ludwig Wismeyer Anlass, einige Highlights
der künstlerischen Entwicklung dieser Jubiläumsstadt
in Erinnerung zu rufen, einen Bogen zu spannen vom mittelalterlichen „maruschcka
tanntz“, von Hofkapellmeister Orlandi di Lasso und Mozarts
Gastspiel bis zu den Uraufführungen von Richard Wagner, Hans
Pfitzner, Richard Strauss, Paul Hindemith, Werner Egk; er erinnert
an Carl Orff, der „seiner Vaterstadt eine der schönsten
Liebeserklärungen geschrieben hat ... in seiner ‚Bernauerin‘ ein
poetisches Loblied auf die ‚Minkerne Stadt‘“.
(7. Jahrgang 1958, Juni, Seiten 1–3)