nmz 2008/06 | Seite 2
57. Jahrgang | Juni
Personalia
Personalia
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet.
Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten
im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen
verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur
Darstellung gebracht werden.
Preis fürs Sistema
Das weltweit einzigartige Musikerziehungssystem der staatlichen
Stiftung FESNOJIV (Fundación del Estado para el Sistema
Nacional de Orquestas Juveniles e Infantiles de Venezuela) wurde
mit einem der höchstdotierten Kunstpreise, dem spanischen
Premios Príncipe de Asturias ausgezeichnet. Jeder Príncipe
de Asturias-Preis beinhaltet die Preissumme von 50.000 Euro sowie
eine Skulptur von Joan Miró. Vater des „Sistema“ ist
der Musiker, Ökonom und Kulturpolitiker José Abreu,
er entwickelte und perfektionierte es in den vergangenen 20 Jahren.
Zweimal einstimmig
Hindemith-Preis und Schneider-Schott-Musikpreis für Márton
Illés
Márton Illés steht derzeit hoch im Kurs. Nachdem
er im April den mit 40.000 Euro dotierten Förderpreis der
Ernst-von-Siemens-Stiftung erhalten hat, geht der Preisgeldregen
jetzt weiter. Einstimmig sprach die Jury unter Vorsitz des Intendanten
des Schleswig-Holstein Musik Festivals, Rolf Beck, dem 32-jährigen
Komponisten Márton Illés den mit 20.000 Euro dotierten
Paul Hindemith-Preis 2008 zu. Praktisch zeitgleich erhielt der
in Karlsruhe lebende Komponist und Pianist den diesjährigen
Schneider-Schott-Musikpreis Mainz. Der Preis ist mit 15.000 Euro
dotiert und wurde Illés von der Jury einstimmig zugesprochen.
Márton Illés wurde 1975 in Budapest geboren und erhielt
seine musikalische Grundausbildung in Ungarn. Es schloss sich ein
Klavierstudium in der Schweiz sowie ein Kompositionsstudium in
Deutschland u. a. bei Detlev Müller-Siemens und Wolfgang Rihm
an. Sowohl als Pianist wie auch als Komponist wurde Márton
Illés mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Er komponierte
Auftragswerke u. a. für das Ensemble Modern, die Kasseler
Musiktage, die Wittener Tage für neue Kammermusik, den Heidelberger
Frühling und die Münchener Biennale.
Die bisherigen Preisträger des Hindemith-Preises sind seit
1991 Wilhelm Killmayer, Ensemble „Assoziation für moderne
Musik“, Wolfgang von Schweinitz, Jan Müller-Wieland,
Babette Koblenz, Caspar Johannes Walter, Wolfram Schurig, Helmut
Oehring, String Thing, Olga Neuwirth, Matthias Pintscher,
Thomas Adès, Jörg Widmann, Rebecca Saunders, Jörn
Arnecke, Lera Auerbach, Michel van der Aa und Dai Fujikura. Den
Schneider-Schott-Preis erhielten seit 1986 Detlev Müller-Siemens,
Adriana Hölszky, Isabel Mundry, Enno Poppe, Neue Vokalsolisten
Stuttgart, Ensemble Modern, ensemble recherche, Salome Kammer,
Mike Svoboda und Peter Schöne.
Zukunftswerkstatt Hochschule
Ein Nachruf auf den Folkwang-Rektor Martin Pfeffer Auch
wenn wir in der Hochschule von seiner Krankheit wussten, so ändert das nichts an dem Schmerz, den die Endgültigkeit
von Martin Pfeffers Tod so vielen bereitet hat. Er hatte immer
ein offenes Ohr für alle, für Kollegen wie Studierende.
Den Satz: „Ich bin im Moment nicht live verfügbar“ kannten
wir alle von seinem Telefon. Aber man konnte sicher sein, dass
so bald wie möglich ein Rückruf erfolgte. Er konnte sehr
gut zuhören, abwarten und dann zum richtigen Zeitpunkt auf
seine verbindliche Art seine Sicht der Dinge sagen und so oftmals
einen Konsens herbeiführen. Er hatte einen klaren Intellekt
und einen Sinn für künstlerische Exzellenz. Aber auch
seine fröhliche Seite konnten viele Menschen kennenlernen.
Er konnte genießen und denjenigen, denen er näher stand
auch seine Gefühle zeigen. Bei Martin Pfeffers Berufung überzeugte
mich damals besonders sein Umgang mit den ihm unbekannten Kindern
einer Essener Grundschule: Er hat die jungen Menschen ernstgenommen
und ihnen etwas zugetraut.
Martin Pfeffer hat die Folkwang Hochschule in seiner Rektoratszeit
stark innovativ geprägt. Angefangen mit der Zukunftswerkstatt
zu deren Beginn und durch viele weitere Reformprozesse, nicht zuletzt
durch die Platzierung der Folkwang Hochschule als der Kunsthochschule
im Ruhrgebiet mit ihren Standorten Essen, Bochum, Duisburg und
Dortmund. Auch in schwierigen Wettern bei wechselnden Mehrheiten
innerhalb der Hochschule gab er nicht auf und hielt die Stellung
auf der Brücke. Es ist mit sein Verdienst, dass Nordrhein-Westfalen
ein vorbildliches Kunsthochschulgesetz bekam, und – bei aller
eigenen Profilierung – die Kunsthochschulen im Land sich
nicht gegeneinander ausspielen ließen. Vielfältig waren
seine zu bearbeitenden „Baustellen“, die ihm am Herzen
lagen: Angefangen bei der neuen Bibliothek, die nun gebaut wird, über
die neue Folkwang Partner Hochschule in Shenyang (China) bis hin
zur Wiedereingliederung der Bildenden Künste in die Folkwang
Hochschule in Gestalt der Designabteilungen.
Zu einer würdigen Abschiedsfeier wurde das Requiem in der
Basilika der ehemaligen Benediktinerabtei, das von der Musik bis
zur Predigt überwiegend von Folkwänglern gestaltet wurde.
In den Nachrufen, besonders aus der Außensicht, wurde die
Wertschätzung deutlich, die Martin Pfeffer über die Landesgrenzen
hinaus zuteil geworden ist. Er war als Vorsitzender der Rektorenkonferenz
der deutschen Musikhochschulen bereits wiedergewählt und so
zeigte die Rektorin der Musikhochschule in Lübeck, Prof. Inge-Susann
Römhild, auf, welche Lücke er nun dort hinterlässt.
Auch der stellvertretende Ministerpräsident und Minister für
Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie Prof. Dr. Andreas
Pinkwart schätzte den analytischen Verstand und immer wieder
den Rat des Verstorbenen sowie dessen Sicht auf das Ganze. Die
Folkwang Hochschule wird sich weiter verändern, einiges aber
wird bleiben.
Werner Rizzi
Boreyko neuer GMD
Andrey Boreyko wird neuer Generalmusikdirektor der Düsseldorfer
Symphoniker und damit Nachfolger von John Fiore. Der 50-jährige
Dirigent unterzeichnete einen Vertrag mit einer Laufzeit von zunächst
fünf Jahren ab der Saison 2009/2010. Boreyko, der die deutsche
Staatsbürgerschaft besitzt, stammt aus Sankt Petersburg und
studierte dort Dirigieren und Komposition. Derzeit ist er Chefdirigent
der Hamburger Symphoniker, des Berner Symphonie-Orchesters und
Erster Gastdirigent des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart. Die
Interimsspielzeit 2008/2009 wollen die Düsseldorfer Symphoniker
für ungewöhnliche Programmideen mit zwölf Gastdirigenten
nutzen.
Rheingau-Preis
Der Schweizer Komponist, Oboist und Dirigent Heinz Holliger erhält
dieses Jahr den mit 10.000 Euro dotierten Rheingau Musikpreis.
Der 68-Jährige werde für seine Verdienste um das gegenwärtige
Musikleben in Anerkennung seines kompositorischen Schaffens geehrt,
begründete die Jury. Holliger sei ein international renommierter
Komponist, Dirigent und Interpret von bestechender Eigenständigkeit,
der dem Instrument Oboe spieltechnisch neue Welten eröffnet
habe. Der 1939 im Schweizer Kanton Bern geborene Holliger machte
zunächst als Oboist auf sich aufmerksam. Seit den 60er-Jahren
arbeite er an einem vielfach mit wichtigen Preisen ausgezeichneten Œuvre.
Sächsischer Mozartpreis an David Timm
Mit dem sächsischen Mozartpreis 2008 wurde am Pfingstmontag
der Leipziger Pianist und Universitätsmusikdirektor David
Timm geehrt. Im Preisträgerkonzert in Chemnitz anlässlich
des Deutschen Mozartfests hatte Timm zuvor mit den Deutschen Mozartsolisten
Bamberg Mozarts Klavierkonzert A-Dur KV 488 mit jazziger Kadenz
interpretiert. „Atemberaubend“ nannte Thomaskantor
Georg Christoph Biller in seiner Laudatio diesen unkonventionellen
Umgang mit Musik. „Ich bin fasziniert von David Timms vielseitiger
Begabung. Er ist ein toller Pianist, ein toller Jazzmusiker, ein
toller Organist, ein toller Dirigent.“ Der jährlich
vergebene Preis ist mit 2.500 Euro dotiert. Franz Streuber von
der Sächsischen Mozart-Gesellschaft hob insbesondere das Engagement
Timms hervor, junge Leute auch aus sozial schwachen Familien an
die Musik heranzuführen.
Duisburger Musikpreis an Pina Bausch
Die Choreographin Pina Bausch erhält den Musikpreis 2008 der
Stadt Duisburg. Damit werde sie für ihre weltweiten Verdienste
um die Tanzkunst ausgezeichnet, teilten die gemeinsamen Preisgeber,
die Stadtverwaltung und die Köhler-Osbahr-Stiftung, mit. Der
Preis ist mit 15.000 Euro dotiert und soll am 30. November im Duisburger
Lehmbruck-Museum überreicht werden. Bausch habe, so die Jury,
einen unverkennbaren Stil kreiert, der wegen seiner Originalität
und seines hohen qualitativen Anspruchs seit vier Jahrzehnten weltweit
gefeiert werde.
Sie sehe ihre Kreationen als Gesamtkunstwerk, dessen Ausdruck gängige,
aber auch die meisten innovativen Vorstellungen eines modernen
Tanztheaters bei weitem übersteige. Dazu gehöre auch
die Abkehr vom jugendlichen Ideal einer Tanzcompagnie.