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nmz-archiv
nmz 2008/06 | Seite 8
57. Jahrgang | Juni
Forum
In öffentliche Musikschulen investieren
Nachtrag zur Enquete- Umfrage, nmz 5-08, S. 14–15
Endlich liegt der von vielen mit Spannung erwartete Abschlussbericht
der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ vor.
Was aber nun? – Bund, Länder und Kommunen sind mit diesem
recht umfang- aber auch inhaltsreichen Bericht der Experten-Kommission
sicherlich nicht überrascht worden. Er liest sich wie ein
amtlicher Rechnungsprüfungsbericht, der einerseits viele Mängel
beziehungsweise Defizite in unserer Kulturlandschaft auflistet,
aber auch zahlreiche fundierte Hinweise und konkrete Empfehlungen
gibt. Sie laden nicht nur zum Studieren ein, sondern fordern auch
zum Handeln auf, wo bekanntlich eine der wesentlichen Schwächen
in Deutschland liegt. Also wieder ein Grund, einmal ein anderes
Gesicht und damit Flagge zu zeigen. Jetzt liegt der Ball also beim
Bund, den Ländern und Kommunen und wird dort hoffentlich in
die künftige Finanzpolitik einbezogen. Da die staatlichen
Mühlen bekanntlich nur langsam mahlen, dürften Konsequenzen
erst ab 2009 zu erwarten sein, zumal Bildung im wesentlichen Ländersache
ist.
Die Bundes-Elternvertretung der Musikschulen hatte zum Thema „Musikschule
eine freiwillige Leistung?“ (nmz 7-8/07) bereits deutlich
gemacht, wohin der Weg zu mehr (musikalischer) Bildung gehen müsste
und fühlt sich jetzt durch den Kommissionsbericht bestätigt.
Die Kommission empfiehlt unter anderem zu Recht, Angebote der kulturellen
Bildung aus dem rechtlichen Status der „freiwilligen Leistung“ herauszuführen
und durch gesetzliche Regelungen zu ersetzen.
Nun gilt es für uns als Elternschaft der Musikschulen, durch
politische Einflussnahmen vor allem in diesem Punkt die Bundesländer
und Kommunen zu einer Änderung zu bewegen. Wir wollen damit
für stabile und dauerhafte Strukturen sorgen,
damit die Musikschulen die ansteigenden Bildungsanforderungen auch
erfüllen können, was ja von ihnen aus vielen Richtungen
inzwischen erwartet wird (siehe z.B. die schwierige Umsetzung des
NRW-Projektes „Jedem Kind ein Instrument“).
Der Weg führt also zunächst zu den Regierungen der Länder
und danach zu den Kommunen als Träger der öffentlichen
Musikschulen. Dabei gehen wir davon aus, dass die Kommunen den
gesetzlichen Regelungen nur zustimmen werden, wenn die Länder
deutlich mehr in die kulturelle Bildung investieren als bisher.
Wenn sich der politische Wille endlich mehr Bildung auf die Fahnen
schreibt (und das sollte er), dann wäre es ein Durchbruch
zu einem in sich geschlossenen Kulturentwicklungskonzept, das als
Basis für eine neue Finanzierungsstrategie im Rahmen einer
Gemeinschaftsaufgabe mit den Kommunen dienen sollte. Und ein solches
Konzept, das Inhalte, Ziele und Erfolgskomponenten enthält,
fordert die Bundes-Eltern-Vertretung der Musikschulen.
Dieter Fröhling, Bundes-Eltern-Vertretung der Musikschulen
im VdM