nmz 2008/06 | Seite 22
57. Jahrgang | Juni
Musikbildung
Schnelles Verkleidungstheater
Uraufführung der Kinderoper „Windkind“ im Schlosstheater
Rheinsberg
Das Windkind will genauso laut über die Erde fegen
wie der größte Wind, es lärmt ganz entsetzlich,
gerät
außer Puste und … beginnt zu hören – Töne,
Klänge, Geräusche. Dabei lernt es Sebastian und Mäxchen
kennen, die Cembalo und Cello spielen und genau wissen, woher die
Töne, Klänge und Geräusche kommen und wohin sie
gehören. Diese seltsame Ordnung verleitet das Windkind zu
Streichen – es verwechselt alles, was es hört: Der Bauarbeiter
will mit dem Dachdecker schimpfen und singt plötzlich Soprankoloraturen,
während die Operndiva auf der Bühne brüllt wie der
Bauarbeiter … Nichts stimmt mehr.
Mitwirkende sind drei Kinder
(das Windkind tanzt und spricht, Sebastian spielt Cembalo, bläst
Trompete und spricht, Mäxchen streicht
Cello und spricht) und ein Schauspieler (als Bauarbeiter, Opernsängerin,
Hund, Katze, Staubsauger, Baby und Komponist Helmut). Marie (8
Jahre), Sebastian (11 Jahre) und Max (7 Jahre) kennen das tägliche Üben,
das Mädchen als Schülerin der Ballett-Fachschule Ilonka
Theiß in Hannover, die Jungen besuchen Schulen mit speziellem
Musikunterricht, Händel-Gymnasium und Katholische Grundschule
St. Alfons in Berlin. Der junge Berliner Schauspieler, Regisseur
und Pädagoge Oliver Rickenbacher tritt im Stil des schnellen
Verkleidungstheaters auf, um phantasievoll unterschiedliche (Klang-)Situationen
im Kinderzimmer herzustellen.
Hinter den Kulissen stellte Ulrike
Liedtke Text und Musik zusammen, die Musikalische Leitung hat der
Cembalist Thomas Müller,
für Regie, Choreografie und Bühnenbild sorgt Uwe Czebulla,
die bühnentechnische Umsetzung des Zaubermärchens liegt
bei Oliver Nehring, Britta Jakobs leitet die Produktion – und
zur Vorbereitung des theaterpädagogischen Programms sind Lehrer,
Kindergärtnerinnen, Kulturdezernenten und Jugendminister gefragt. „Man
kann Ohren aufklappen und zumachen, entscheiden, ob man hören
will oder nicht“, heißt es am Ende. Bewusstes Hören,
Töne, Klänge und Geräusche nicht nebenbei, sondern
als Elemente eines Ganzen zu begreifen und akustische Ereignisse
zuzuordnen, ist Anliegen des Musiktheaters für kleine Ohren.
Sinnlich erfahrbar wird Musik auf der Bühne, indem mit Klängen
experimentiert wird, es gibt Raum fürs Ausprobieren und Fragen:
Wohin geht die Musik, wie geht sie weiter? Ganz „nebenbei“ können
die Kinder den Beruf des Komponisten begreifen, musikgeschichtliche
Stile kennen lernen, und Assoziationen zwischen Realität und
Phantasie werden geweckt.
„Das Windkind“ knüpft an die Produktion „Der Notenteufel“ aus
dem Mozart-Jahr 2006 an, ein Kindermusiktheater über die Reisen des kleinen
Mozart. Auch hier spielten und musizierten die drei Kinder und bezwangen im Kulturhaus
in Wittenberge rund 700 Kinder im Publikum. Künstlerische Leistungen von
Kindern überzeugten Kinder ohne musikalische Vorbildung – eine immer
wieder verblüffende Erfahrung. Das Stück funktionierte in Theatern
ebenso wie in Schulaulen oder Turnhallen.
Kinder- und Jugendtheater bilden einen
festen Bestandteil im Veranstaltungsprogramm der Musikakademie Rheinsberg.
Als Bildungs- und Begegnungsstätte für
junge Künstler und die, die es einmal werden wollen, stellt die Musikakademie
Rheinsberg die pädagogische Begleitarbeit in Theater- und Konzertprojekten
in den Vordergrund. In den Veranstaltungsplan werden nicht nur etablierte Werke
für Kinder aufgenommen, wie beispielsweise Prokofjews „Peter und der
Wolf“ oder „Der Nussknacker“ als Familienvorstellung, sondern
in Eigenproduktionen entstehen neue Beiträge zum Musiktheater für Kinder – mit
Kindern als Interpreten.
„Windkind“ erlebt seine Uraufführung am 6. Juni 2008, 10 Uhr im Schlosstheater
Rheinsberg, eine weitere Aufführung findet statt am 7. Juni um 15 Uhr. Kartenbestellungen
sind möglich unter Tel. 033931/392 96.