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nmz-archiv
nmz 2008/06 | Seite 28
57. Jahrgang | Juni
DTKV Bayern
Die Stars waren die Tauben
Zu einem außergewöhnlichen Konzert im Tierpark Hellabrunn
Was soll man davon halten? Sie werden zu einem Taubenpfeifenkonzert „Klangwolke“ eingeladen
und das auch noch im Zoo. Das kann doch nur ein Scherz sein! Mitnichten!
So geschehen am Samstag, den 12. April 2008 um 15 Uhr. Im Rahmen
einer Veranstaltungsreihe anlässlich des Jubiläums zum
60-jährigen Bestehen des Landesverbandes Bayerischer Tonkünstler
e.V. fand ein gemeinsames Konzert mit Mensch und Tier statt. Und
wie kam es zu diesem außergewöhnlichen, weltweit wohl
einmaligen Klangerlebnis?
Direktor Professor Henning Wiesner betonte in seiner kurzen Ansprache
das besondere Engagement des Tierparks, Brücken zu Kultur
und Kunst zu bauen. Und das ist mit dieser Veranstaltung ideal
gelungen. Er dankte dem Taubenpfeifenforscher Dr. Michael Gnan
sowie der Bläsergruppe des Gymnasiums Leopoldinum aus Passau
unter der Leitung von Matthias Edler von Pollak für die Verwirklichung
dieser „Klangaktion“.
Das Blechbläserensemble spielte vor einem zahlreichen Publikum
von Zoobesuchern engagiert und präzise Alte und Neue Musik
bevor und während die Stars auftraten. Und die Stars waren
zweifellos die Tauben. Genauer gesagt: die „Flötentauben“.
Diese etwa 4.000 Jahre alte Tradition stammt aus China und war
ursprünglich wohl dafür gedacht, Raubvögel davon
abzuhalten, die wertvollen Tauben zu reißen.
Den Vögeln werden kleine Pfeifen aus besonders leichtem Holz
ins Schwanzgefieder gebunden. Keine Sorge, den Tieren geschieht
dabei nichts, man hat eher den Eindruck, sie genießen ihren
Auftritt. Im Flug ertönt dann der durch den entstehenden Wind
hervorgerufene Pfeifton. Da die Tiere mit unterschiedlich gestimmten
Flöten ausgestattet sind (siehe Bild) können die Tauben
im Schwarm durchaus ein eindrucksvolles „Konzert“ spielen.
Die Wirkung dieser „Sphärenklänge“ der unentwegt
kreisenden Tauben ist verblüffend und das Publikum war entzückt
von der Darbietung des gefiederten Orchesters.
Orchesterleiter der Luftakrobaten ist der Tierpfleger Matthias
Bartek, der im Zoo nur noch als der „Taubenflüsterer“ gilt,
seitdem er mit seinen türkischen Dunek- und griechischen Wuta-Tauben
die Zuschauer begeistert. Zum Konzert der kreisenden Flötentauben
lässt er andere Taubenartisten akrobatische Flugkünste
vorführen. Die dunkelgrauen Vögel mit den weißen
Flügelspitzen steigen in kürzester Zeit hoch in den Himmel,
um dann, angelockt von einer weißen arabischen Trommeltaube,
in einen atemberaubenden spiralförmigen Sturzflug überzugehen
und sich dabei propellerartig um die eigene Achse zu drehen.
Das Wetter spielte mit, Musiker am Boden und in der Luft ergänzten
sich ideal, das Publikum war begeistert – was will man mehr?
Eine Fortsetzung vielleicht? Das wäre schön!