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2008/06 | Seite 29
57. Jahrgang | Juni
Bayerische Musikschulen
„Weil ich hier den ganzen Tag spielen kann“
Tag Oberpfälzer Musikschulen in Sulzbach-Rosenberg
Die 15-jährige Johanna aus der Musikschule Pressath-Grafenwöhr
weiß genau, warum sie bereits zum dritten Mal beim „Tag
Oberpfälzer Musikschulen“ (TOM) dabei ist: „Weil
ich hier einfach den ganzen Tag spielen kann.“ Gemeinsam
mit ihrer Freundin und weiteren zehn Schülerkollegen aus anderen
Musikschulen in der Oberpfalz haben sie sich für den Workshop „Gitarre
plus“ angemeldet. Die beiden Freundinnen spielen seit etwa
sechs Jahren Violine und studieren nun zusammen mit den Gitarrenschülern
unter der Leitung von Workshopdozent Stefan Frank, Lehrer an der
Sing- und Musikschule der Stadt Regensburg, zwei irische Volksweisen
ein.
130 Schüler aus zehn verschiedenen Oberpfälzer Musikschulen
haben sich Mitte April in Sulzbach-Rosenberg zum TOM getroffen.
In verschiedenen Workshops sangen und musizierten die jungen Musiker
und erarbeiteten Werke, die sie abends in einem gemeinsamen Abschlusskonzert
in der Aula der örtlichen Hauptschule Krötensee aufführten.
Die Besucher bedankten sich bei den Kindern und Jugendlichen für
die musikalischen Darbietungen mit begeisterndem Applaus.
Der TOM findet bereits seit mehr als 16 Jahren ein Mal jährlich
in verschiedenen Orten statt. In diesem Jahr war Steffen Weber,
Leiter der Städtischen Sing- und Musikschule Sulzbach-Rosenberg,
für die Organisation verantwortlich, die er trotz zusätzlicher
Arbeit gerne auf sich nahm. Jeder Schüler musste zehn Euro
Teilnahmegebühr entrichten. Damit konnte auch das gemeinsame
Mittagessen finanziert werden, das die Kantine des St. Anna Krankenhauses
bereitgestellt hatte. Den Teilnehmer-Transfer dorthin übernahm
kostenfrei ein örtliches Reisebüro. Für das Abendessen
sorgte der Elternverein der Musikschule. Geprobt wurde in verschiedenen
Räumen wie beispielsweise im Gemeindezentrum oder in der Berufsfachschule
für Musik. Zur Stellprobe für das Abschlusskonzert trafen
alle wieder zusammen und konnten sich gegenseitig zuhören
und erfahren, was die Anderen tagsüber einstudiert hatten.
Der Gedanke des Musizierens in der Gemeinschaft steht beim TOM
ganz oben an. Denn es gehe darum, so Heribert Ackermann, Bezirkssprecher
der Oberpfälzer Musikschulen, die Musikschulen im Regierungsbezirk
mit der „Sprache der Musik“ unter einen Hut zu bekommen.
Das Besondere: Die Musikschulen schicken nicht Gruppen und Ensembles,
sondern einzelne Schüler. Mit ihren Lehrkräften erarbeiten
sie einige Zeit zuvor ihre Stimme. In den Workshops wird dann das
Einstudierte gemeinsam mit den Schülern aus den anderen Musikschulen
zu einem Ganzen zusammengefügt. Welche Werke einstudiert werden,
entscheiden die Leiter bei ihren Bezirksversammlungen. Die Zusammensetzung
der Workshops muss wohlüberlegt sein. In diesem Jahr gab es
erstmals einen Workshop für ein integratives Ensemble. Mit
mehr als 30 Mitwirkenden war es die größte Gruppe unter
der Leitung von Evelyn Ebert, Musiklehrerin für Menschen mit
Behinderung von der Sing- und Musikschule der Stadt Neumarkt. Zur
Vorbereitung hatte sie lediglich ein Notengerüst vorgegeben,
das jeder Lehrer für seinen Schüler eigens arrangiert
hat. „Mag es für manche Schüler auch nur ein einzelner
Ton sein, so gilt es, diesen exakt und sauber zu spielen“,
erklärt die Dozentin.
Die Workshopleiter sind Lehrkräfte aus den Musikschulen. „Sie
arbeiten für den TOM unentgeltlich“, betont Ackermann.
Zehn von den insgesamt 18 Musikschulen in der Oberpfalz haben
Schüler geschickt. Das sind die Musikschulen in Cham, Hemau,
Neutraubling, Pressath-Grafenwöhr, Regensburg, Tirschenreuth,
Weiden, Wörth a. d. Donau, Neumarkt und natürlich Sulzbach-Rosenberg.
Für Gerd Geismann, Erster Bürgermeister der Stadt Sulzbach-Rosenberg,
war es eine Selbstverständlichkeit, das Abschlusskonzert zu
besuchen. „In unserer Städtischen Musikschule wird tolle
Arbeit geleistet“, betonte er in seinen Begrüßungsworten
und appellierte zugleich an die Besucher, sie mögen den Wert öffentlicher
Musikschularbeit nach außen weitertragen. sl