Seit Ex-US-Präsident Bill Clinton für den Wahlkampf ins
Saxophon trötete und ein paar nach Nebelhorn klingende Töne
durch die Klappen prustete, wissen wir: Musik und Politik wollen
zusammengehören. Gut, die Verbindung versagte beim deutschen
Popminister Sigmar Gabriel desaströs, aber die Franzosen scheinen
das Bündnis aus Pop und Politik optimistischer anzugehen und
haben erkannt, dass keiner mehr diese windelweiche Familienidylle
der Politiker sehen möchte.
Also grätschte Staatspräsident Nicolas Sarkozy seine
Ehefrau nach elf Ehejahren über die Seitenlinie und holte
sich Ex-Model Carla Bruni auf den Regierungs-Catwalk. Zwar nicht
mehr ganz jung, wohl aber attraktiv. Und neben ihrer Kernkompetenz „unfallfrei
bis zum Bühnenrand trampeln“, kann sie auch noch singen.
Behaupten zumindest beschwipste Feuilleton-Schreiber, denen die
Marketing-Abteilung aus dem Ressort Mode stumpfe Messer in die
Nieren rammte und so wohlwollende CD-Kritiken erzwang. Aus der
Distanz gesehen lachen sich jedoch die dünnen Modelhühner
schlapp, wenn man Carla Brunis Grundschullehrerinnen-Pop als ernsthafte
Songwriter-Maloche bezeichnen möchte. Magersüchtige Töne
und klapprig gespielte Gitarrenakkorde. Trotzig in eine gar nicht
so aufgesetzte Depression getunkt, denn Carla Brunis musikalische
Darbietung ist tatsächlich zum Heulen. Aber – die Allianz
aus Politik und Pop kommt beim Volk an. In Frankreich fragen Viele
schon, wer der Typ ist, der stets hinter Carla Bruni trottet. Und
musikalisch lässt sich wohl selbst das EU-Desaster leichter
ertragen, wenn Carla abends, am offenen Kamin des Élysée-Palasts,
die Klampfe unter dem Fell des von Mitterand und Bush senior erlegten
russischen Bären hervorholt und einen Trauer-Zwiefachen aus
den Saiten kurbelt. Während Nicolas genüsslich an einer
Kolonial-Zigarre schlotzt.
Am Rauch der selbigen dürfte er sich allerdings Mitte Juni
erheblich verschluckt haben. Immerhin trällert seine First
Lady in einem neuen Chanson von ihren dreißig Ex-Lovern.
Moral-politisch irgendwie unkorrekt. Doch es kommt noch besser.
Metaphorisch vergleicht sie ihre früheren Beglücker – offensichtlich
weil sich Nicolas überraschenderweise doch als Cidre schlürfender
Langeweile-Bolzen entpuppt hat – mit harten Drogen. Das wäre
dann eine pharmazeutische Metapher und damit zumindest musikalisch
korrekt.
Carla japst in etwa: „Du bist meine Droge … gefährlicher
als kolumbianisches Kokain.“ Klar, dass da ein Aufschrei
durch Kolumbien ging. Es sei eine Frechheit, sein Land mit Drogen
in Verbindung zu bringen, polterte der kolumbianische Außenminister
los, was offiziell ungefähr so klang: Für sein Land sei
diese Vermischung von Politik und Showbusiness sehr schmerzlich.
Diese Pipeline hat sich das Ex-Model wohl verbaut. Und damit wahrscheinlich
die Infrastruktur des europäischen Drogennachschubs im Wirtschaftssektor
Mode lahm gelegt. Arme Kate Moss. Drum prüfe, wer sich ewig
bindet…