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nmz-archiv
nmz 2008/07 | Seite 17
57. Jahrgang | Juli/Aug.
Kulturpolitik
Wo bleibt die Nachhaltigkeit begrenzter Förderprojekte?
Der Deutsche Komponistenverband beschäftigte sich in einer
Arbeitsgruppe mit dem Begriff Netzwerk
„Netzwerk“: Schlüsselbegriff der Gegenwart. Nicht
nur in technologischen, auch in sozialen, politischen und kulturellen
Zusammenhängen hat das „Netzwerk“ unter den Erfolgsfaktoren
zur Erreichung welcher Ziele auch immer einen hohen Skalenwert
erreicht.
Dies war Anlass für den Deutschen Komponistenverband, sich
im Rahmen seiner Mitgliederversammlung in Berlin in einer Arbeitsgruppe
mit dem Begriff des Netzwerks zu beschäftigen. Geladen waren
kompetente Gesprächspartner: Ina Kessler vertritt mit der „Initiative
Musik“ eine Fördereinrichtung, die sich im Bereich Rock,
Pop und Jazz tummelt. Bojan Budisavljevic als künstlerischer
Leiter des „Netzwerks Neue Musik“ fördert im Auftrag
der Kulturstiftung des Bundes Vermittlungsprojekte der so genannten
ernsten zeitgenössischen Musik. Jens Cording wiederum konnte
multifunktional Auskunft geben. Als Fachmann des Deutschen Musikrats
in Sachen Neue Musik ebenso wie als Präsident der Gesellschaft
für Neue Musik, als Stiftungsbeirats-Mitglied der Bundeskulturstiftung
und nicht zuletzt als hauptberuflicher Leiter des Siemens Musikprogramms.
Die Komponisten im Plenum trugen an die „Netzwerker“ ihre
Wünsche, Sorgen und Forderungen heran. Werden mit der „Initiative
Musik“ nicht nur ausübende Musiker gefördert statt
der Musik-Urheber, lautete eine Frage. Wird bei der Initiative
womöglich Geld dort eingesetzt, wo ohnehin schon Geld verdient
wird? Schließlich bildet die Musikwirtschaft einen Schwerpunkt
im Förderprogramm. Betreibt das „Netzwerk Neue Musik“ nur
Kosmetik, die sich mehr mit der Verpackung als mit den Inhalten
beschäftigt? Kommt irgendetwas von den Förderbeträgen
bei den Komponisten an? Entfernt sich der Deutsche Musikrat mit
seinen Förderrichtlinien möglicherweise von der Unterstützung
der Kreativen? Weitere Grundsatzfragen an alle Projekte: Wird damit
nicht meistens gefördert, was ohnehin schon existiert? Und:
Wo bleibt die Nachhaltigkeit zeitlich begrenzter Förderprojekte?
Diese und weitere Fragen beantworteten die drei Podiumsprotagonisten
nach bestem Gewissen. Eines wurde deutlich: Alle vorgestellten
Förderprogramme legen Wert darauf, bei der Schaffung neuer
Werke, neuer Strukturen, neuer Kooperationen zu helfen. Gefördert
werden soll eben das, was es vorher nicht gab. Die kritischen Fragen
und der Wunsch der Komponisten, in Planung und Realisierung solcher
Projekte früher und besser eingebunden zu werden, wurden von
den Diskutanten jedenfalls mit Interesse zur Kenntnis genommen.
Bei aller Kritik war unumstritten: Es kann nicht hoch genug geschätzt
werden, dass es Förderinstrumente sowohl für „U“-
als auch für „E“-Musik gibt. Und dass die Akteure
sich zunehmend darum kümmern, Initiativen zu bündeln
und zusammenzuführen. Denn, so Jörg Evers, Präsident
des Komponistenverbandes, in seinem Schlusswort: „Wir sitzen
alle in einem Boot. Wichtig ist, dass die Menschen im Boot miteinander
kommunizieren.“ Dazu sollen die Netzwerke ihren Teil beitragen.