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nmz-archiv
nmz 2008/07 | Seite 48
57. Jahrgang | Juli/Aug.
Rezensionen
Kurz vorgestellt
Soundtracks
Marlene & Hollaender in „Eine auswärtige Affäre“, Universum Film
Cameron Crowe, der einstige „Rolling Stone“-Starschreiber
und jetzige Filmregisseur („Almost Famous“), hält
Billy Wilders Nachkriegskomödie „A Foreign Affair“ für
einen seiner besten Filme. Nachdem Universal dieses Schmuckstück
aus der Marlene-Dietrich-Collection jahrelang dem deutschen Publikum
vorenthalten hat, ist es nun endlich auch bei uns erschienen. Universum
hat den Titel lizenziert und als „Eine auswärtige Affäre“ veröffentlicht.
Wobei der deutsche Titel in die Irre führt, denn auf der DVD – ohne
Bonusmaterial! – befindet sich nur die amerikanische Originalfassung
mit nicht ausblendbaren deutschen Untertiteln. Soviel zu den technischen
Details. Der Film selbst ist seit der Uraufführung vor genau
60 Jahren kaum gealtert. „A Foreign Affair“ gehört
sicherlich zu den persönlichsten Filmen des Wiener Exilanten.
In den Ruinen von Berlin lässt er Marlene noch einmal in den „Blauen
Engel“ zurückkkehren. Nur heißt der Laden 1948 „Lorelei“ und
ist ein Ami-Club. Lola-Lola selbst tritt nun als Erika von Schlütow – „with
an umlaut!“ – auf. Und auch ihr alter Hauskomponist
Friedrich Hollaender sitzt wie einst wieder am Klavier. Gleich
drei neue Songs hat er ihr auf den Leib geschrieben: „Illusions“, „Black
Market“ und „Ruins of Berlin“. Sie gehören
zu den besten Liedern des kleinen großen Cabaret-Zauberers.
Wie Wilder diese Chansons inszeniert hat, ist unvergesslich. Nicht
zufällig sind diese in der Kinogeschichte-Dauerausstellung
im Filmmuseum Berlin als Endlosschleife zu sehen. Auch in seinem
schönen Interviewbuch mit Wilder kommt Cameron Crowe immer
wieder auf „A Foreign Affair“ zurück. Besonders
fasziniert ist er von dem Blick, den Hollaender – Wilders „alter
ego“ – der Dietrich in „Black Market“ zuwirft.
Crowe vermutet, es gab eine Beziehung zwischen den beiden: „Er
ist der Ex-Liebhaber vom letzten Jahr. Aber er ist immer noch da
und spielt Klavier für sie. Und ist glücklich.“