Staatskapelle Weimar Pate von Deutschlands erstem Musikkindergarten „KISUM“
Der KISUM e.V. wurde im Jahr 1999 gegründet, um Kinder und
Jugendliche in ihrer musikalischen Entwicklung zu unterstützen.
Eltern, ehemalige KISUM-Schüler, Freunde und Förderer
finden sich in ihm zusammen, um die Arbeit des KISUMs zu unterstützen.
Seit 2003 ist der KISUM e.V. außerdem Träger des KISUM-Musikkindergartens
in Niedergrunstedt. Er unterstützt die kulturellen und künstlerischen
Aktivitäten des KISUMs, fördert regelmäßige
Kinder- und Jugend-Musikfreizeiten und hilft finanziell benachteiligten
Familien.
Kinder sind unser Publikum der Zukunft“ – eine viel
zitierte Weisheit, die längst den meisten Dramaturgen und
Orchestermusikern in den Ohren klingt. Wie wichtig und darüber
hinaus inspirierend die Jüngsten unter den Musikfans allerdings
gerade auch als Publikum von heute sind, das erfährt die Staatskapelle
Weimar seit Beginn dieser Spielzeit im Rahmen ihrer Patenschaft
mit Deutschlands erstem Musikkindergarten – einer Einrichtung,
die keineswegs in Berlin, sondern in Niedergrunstedt bei Weimar
beheimatet ist. Orchestermusiker der Staatskapelle Weimar besuchen
seit September etwa einmal pro Monat die Kinder des KISUM-Musikkindergartens
und wundern sich regelmäßig über die schlauen Fragen,
mit denen sie dort konfrontiert werden, darüber, wie einmal
vermitteltes Wissen hängen bleibt und vor allem wie unbefangen
und vergnügt die Kinder die Musik zum selbstverständlichen
Teil ihres Lebens gemacht haben. Die Besuche der Profimusiker werden
im KISUM natürlich trotzdem mit großer Aufregung und
Neugier erwartet, aber wenn dann der Flötist Benjamin die
Glanzstücke seiner Flötensammlung präsentiert (und
man gar einige davon ausprobieren darf!), wenn der Tubist Schorsch
mithilfe seines riesigen, goldglänzenden Instruments das Märchen
vom Wolf und den sieben Geißlein erzählt und auch sein
selbstgebautes Alphorn mitgebracht hat, oder wenn Simons Vater
vorführt, wie ein Oboenrohr gebaut wird, dann sind die Musiker
hier keine „heiligen Kühe“, sondern gute Freunde,
zu denen die Kinder bewundernd aufblicken und nach denen sie beim
nächsten Konzert- oder Opernbesuch garantiert als allererstes
Ausschau halten werden. Der regelmäßige, ungezwungene
Kontakt zu den Profis ist es, der hier den persönlichen Zugang
zur Musik, zum Konzert und zum Theater schaffen und stärken
soll. Denn inzwischen zieht es die KISUM-Kinder auch so oft es
geht ins Deutsche Nationaltheater Weimar, zu dem „ihr Orchester“ gehört:
ins „Concerto flautino“, in eine Vorstellung von „Hänsel
und Gretel“ oder auch in das eigentlich für Grundschulkinder
konzipierte „Weihnachtsmaus“-Konzert. Zuhören
und Musik bewusst erleben, das können sie längst mindestens
genauso gut wie die „Großen“! Aber nicht
nur ums Stillsitzen und Ohrenspitzen geht es den beteiligten Pädagogen
der Staatskapelle Weimar und des KISUM-Musikkindergartens: Zu jedem
Besuch der Musiker im Kindergarten und umgekehrt gehört auch
mindestens ein gemeinsames Lied, ein Rhythmus- oder Bewegungsspiel,
bei dem – im übertragenen Sinne – auf gleicher
Augenhöhe Musik erlebt wird oder bei dem die Kleinen den Profis
gar zeigen, wie’s geht. In den beliebten „Elementetanz“ ließ sich
neulich selbst Kapellmeister Martin Hoff einweihen, ehe er dann
seine Dirigierkunst zelebrieren durfte, um sich herum ein Orchester
aus KISUM-Kindern aufbaute und den neugierigen Nachwuchs die vielfältige
Sprache der Dirigentenhände gleich aktiv singend erproben
ließ. Das nämlich geht auch mit „Fuchs, du hast
die Gans gestohlen“. Die Sopranistin Heike Porstein klärte
anschließend darüber auf, warum man im Theater eigentlich
so laut singen muss und vor allem wie das geht. Die Zwerchfell-Aktivierungsversuche
einzelner Kinder brauchen zwar noch ein bisschen Übung und
gute Kondition, einig sind sich aber alle, dass man die wilden
Koloraturen der bösen Königin der Nacht bald auch mal
im Theater erleben muss – mit der ganzen Geschichte, und
natürlich mit Orchester! Als nächstes aber steht ein
Besuch bei der Harfe an, die im „Concerto flautino“ zum
Thema „Wasserklänge“ die Hauptrolle spielen wird
und die schon in der Orchesterprobe zu „Hänsel und Gretel“ ganz
oben auf der Liste der Lieblingsinstrumente landete. Vielleicht
besteht ja dann sogar Gelegenheit, einmal einen vorsichtigen Schritt
in die „Wanne“, den bisher nur von oben bestaunten
Arbeitsplatz des Orchesters im Theater, zu wagen.
Natürlich sitzt andersherum die Konzertpädagogin der
Staatskapelle Weimar, Kerstin Klaholz, immer wieder auch bei den
Auftritten der KISUM-Kinder im Publikum, im Herbst zum Beispiel
beim Musical „Frederic“, und lässt sich darüber
hinaus von ihrer KISUM-Kollegin Kitty Schmidt Tipps und Anregungen
für Lieder oder Wege der Musikvermittlung geben, die sie später
in ihren Konzerten unter die jungen Musik-Fans bringt. Eine Patenschaft
also, die aus beiderseitigem Geben und Nehmen besteht. Inzwischen
ist bereits der erste gemeinsame Auftritt geplant: beim Weimarer
Theaterfest am 13. September auf der großen Bühne des
Deutschen Nationaltheaters, wenn Staatskapellen-Musiker die Kinder
bei der Aufführung ihrer ganz persönlichen „Wasser-Musik-Geschichte“ unterstützen
werden. Im KISUM-Musikkindergarten und der KISUM-Musikschule haben
die Proben schon begonnen! Ob die Staatskapelle Weimar allerdings
aus den KISUM-Kindern in ferner Zukunft einmal neue Profi-Musiker
in ihre Reihen ziehen wird, steht noch völlig in den Sternen – und
so soll es auch sein, auch wenn viele der kleinen Fans längst
selbst Instrumente spielen. Der eine oder die andere wird möglicherweise
später auf die Idee kommen, die Musik auch zum Beruf zu machen.
Was aber wäre schöner, als wenn sie für jeden einzelnen
lebenslang ein treuer, lieb gewonnener Begleiter bliebe!
Kerstin Klaholz, Konzertpädagogin der Staatskapelle Weimar
und Kitty Schmidt, KISUM-Musikpädagogin