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Die Anwesenheit Wolfgang Rihms in Salzburg war dabei ein einprägsames Zeichen dafür, wie intensiv inzwischen die Musik der erweitert verstandenen Gegenwart, also der Zeit zwischen 1900 und 2000, als Selbstverständlichkeit zum Konzertrepertoire der Festspiele gehört. Natürlich war auch Pierre Boulez zu den Festspielen gekommen, mit dem London Symphony Orchestra und zweien seiner vier Programme, mit denen er anlässlich seines 75. Geburtstages auf Welttournee war. Mit Boulez weilte auch der Pianist Pierre-Laurent Aimard in Salzburg, seine zwei Konzerte (eines gemeinsam mit dem Pianisten Florent Boffard und der Flötistin Sophie Cherrier) gerieten, wie nun schon gewohnt, fulminant. Aimards rhythmische Präzision ist derzeit konkurrenzlos, wovon unter anderem vor allem die Werke von Boulez profitieren. Aimard war immerhin achtzehn Jahre lang der Pianist im Boulez-Ensemble Intercontemporain, da lernt man ziemlich viel. Dass in Salzburg sich beide nun in einer Hommage à Boulez wieder zusammenfanden, gehört zu den dramaturgischen Delikatessen, die Hans Landesmann zu organisieren versteht. Landesmann besitzt auch ein feines, vornehmes Gefühl dafür, was sich gehört, nämlich Respekt für Künstler und ihr Lebenswerk. So präsentierte sich Friedrich Cerha mit eigenem Programm in einem Konzert des Klangforums Wien, Peter Eötvös dirigierte die Camerata Academica Salzburg für den Österreich-Boykotteur George Benjamin. Und in der verdienstvollen Reihe Next Generation stellte sich Gerd Kühr in zwei Konzerten des Klangforums Wien vor. Kührs eigenes Komponieren gewinnt immer mehr an Dichte, Plastizität der Formulierung, klanglicher Entfaltung. Es ist bedauerlich, das es im nächsten und letzten Jahr von Mortier/Landesmann aus Geldgründen keinen Next-Generation-Komponisten geben soll vielleicht findet sich doch noch ein Gönner für diese immer spannenden Konzerte. Dass man auch klassische Programme spannend konzipieren kann, demonstrierten Roger Norrington und die Camerata Academica: Jeweils zwei Pariser Sinfonien Haydns umrahmten jeweils ein Werk Benjamin Brittens: die Serenade op. 31, Les Illuminations op. 18 und Nocturne op. 60. Das entdeckte man in den Musizierhaltungen der Komponisten oft erstaunliche Parallelisierungen. Der Liebes- und Tod-Thematik wiederum war der Brahms-Zyklus nahe, in dem der Cellist Steven Isserlis Werke des Komponisten vor allem mit Kompositionen Schumanns konfrontierte: Schumanns Tod hieß der Titel eines dieser wunderbar komponierten Konzertprogramme. Eingebunden in das Konzept sind meist auch die Liederabende und die Auftritte Großer Solisten. Bo Skovhus gestaltete eindringlich, ja überwältigend in der geistigen Durchdringung und der Expression des Singens ein Mahler/Schönberg/Schubert/Schumann-Programm. Markus Hinterhäuser mit Ustwolskaja-Sonaten, Pollini mit Liszts h-Moll-Sonate, Brendel mit einem Haydn/Mozart/Schubert-Abend setzten bei den Pianisten die Akzente. Und wer dem alten Mozartfestspiel nachtrauert, dem kann nur empfohlen werden, zu den Mozartmatineen des Mozarteum-Orchesters zu eilen. Was Hubert Soudant, der Chefdirigent, Ivor Bolton, Ton Koopman oder Frans Brüggen mit dem bestens disponierten Orchester zaubern, sind bester, modern klingender, wunderbar musikalisierter, pointierter Mozart und Haydn. Boltons Haydn-Sinfonie (D-Dur Hob. 196) wurde so hinreißend lebendig, plastisch und beredt musiziert, das man fast geneigt sein könnte, diese knappe halbe Stunde zum Höhepunkt des Festspiels zu erklären. Gerhard Rohde Social Bookmarking| top | nmz-start
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