Nachrichten aus Musikwirtschaft,
Kulturpolitik und Musikleben
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet.
Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten
im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen
verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur
Darstellung gebracht werden.
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Nachrichten aus der neuen musikzeitung 2000/10:
Leopold
Gute Musik für Kinder verdient einen Preis. Der heißt
Leopold und wird seit 1997 alle zwei Jahre vom Verband
deutscher Musikschulen und dem Bundesjugendministerium an auszeichnungswürdige
Produktionen der Tonträgerbranche verliehen. Nun erfolgte die
Ausschreibung für den Leopold 2001. Bis zum 1.
Februar 2001 können Tonträger, auch in Verbindung mit
Büchern oder Noten, beim VdM eingereicht werden. Die Produktionen
müssen in der Zeit vom 1. Januar 1997 bis 31. Dezember 2000
erschienen und über den Handel oder andere Verkaufswege erhältlich
sein. Die Verleihung des Preises wird voraussichtlich im Mai 2001
erfolgen.
GDM und das Internet
Georg Kern, Präsident des Gesamtverbandes Deutscher Musikfachgeschäfte
(GDM) nannte auf der Jahreshauptversammlung in Berlin das Onlinegeschäft
als Schwerpunkt künftiger Verbandsarbeit. Als unkalkulierbare
Belastungen für den Handel nannte er das Fernabsatzgesetz und
die Regelungen der verlängerten Gewährleistungspflichten.
Auch die Debatte über das Ladenschlussgesetz sowie die in diesem
Zusammenhang vom Deutschen Städtetag vorgeschlagenen Sonderregelungen
für die Innenstadt wurden als Risiko für die Unternehmer
genannt. In Zukunft will der GDM immer einen ganzen Tag seiner Jahrestagung
für Fortbildungsveranstaltungen nutzen. Im Rahmen der Mitgliederversammlung
wurde dem Münchner Musikkaufmann und Seniorchef des Musikhauses
Hieber, Ulrich Seibert, die Ehrenmitgliedschaft des Verbandes verliehen.
IDKV-Seminare
Der Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft (idkv) lädt
zu zwei Seminaren ein, die Neulinge und Insider der Branche besonders
mit den rechtlichen Voraussetzungen eines Veranstaltungsbetriebes
bekannt machen wollen. Vom 27. bis 30. November geht es um Das
Recht der Verträge, Steuern und Abgaben in der Veranstaltungsbranche,
am 1. Dezember werden Besondere Rechtsfragen der Veranstaltungsbranche
behandelt. Beide Seminare werden vom Vorsitzenden des idkv, Rechtsanwalt
Jens Michow geleitet und finden im Dorint Kongress-Hotel Köln
statt.
Weitere Informationen und Anmeldeformulare sind erhältlich
beim idkv Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft e.V., Lenhartzstr.
15, 20249 Hamburg, Tel. 040/460 57 67, Fax 040/46 88 14 17, E-Mail:
michow@t-online.de.
Theaterstatistik 98/99
Soeben ist die neue Theaterstatistik des Deutschen Bühnenvereins
erschienen. Auf über 200 Seiten breitet der Dachverband der
deutschen Theater die Zahlen der Jahre 1998/99 aus. Der interessierte
Leser hat so die Möglichkeit, detaillierte Daten zu organisatorischen
Strukturen, Besucherzahlen, Aufführungen und Finanzstrukturen
der deutschen Bühnen zu erhalten, die einzelnen Häuser
zu vergleichen und auch in Beziehung mit den Bühnen in Österreich
und in der Schweiz zu setzen. Das Werk kann beim Deutschen Bühnenverein,
Postfach 29 01 53 in 50667 Köln, zum Preis von 45,- Mark plus
Versandkosten bestellt werden.
Produktions-Seminare
Wer selbst Videos oder Musik produziert und sich vom Amateur- in
das Profilager fortbilden möchte, sollte sich die vier Tage
zwischen dem 9. und 12. Oktober nach Köln begeben. Dort veranstaltet
der Trautwein-Förderkreis in Zusammenarbeit mit der Medienstiftung
Kultur im Mediapark Köln zwei aufeinander folgende Seminare
zu den Themen Video-Postproduktionen mit Harddisk-Schnittsystemen
und Audio-Postproduktion mit Harddisk-Schnittsystemen.
Informationen und Anmeldungen bei SRT/ Seminarregie, Wallensteinstr.
121, 90431 Nürnberg, Fax.: 0911/96 19-299.
Chance in Marl
Die Philharmonia Hungarica e.V. in der Bundesrepublik Deutschland,
unter diesem Titel seit über 40 Jahren in Marl beheimatetes
Orchester mit einem derzeitigen Anteil von 80 ausländischen
Musikern aus 13 Nationen, soll und muss innerhalb eines Zeitraumes
von vier Jahren auf eigene Beine gestellt werden. Da der Bund seine
bisherige Dauerfinanzierung mit geringem Anteil des Landes
NRW und der Stadt Marl zum 31.8.2004 endgültig aufgekündigt
hat, will man nun mittels einer Stiftung eine Finanzierungsbeteiligung
mehrerer Partner schrittweise erreichen und sicherstellen. Dabei
erhofft man sich, dass der Bund wenigstens jene Summe einbringt,
die er im Falle der wohl für spätestens Ende der laufenden
Saison geplanten Kündigung den Musikern als Abfindung zahlen
müsste. Durch Zustiftungen, Spenden und Sponsoren soll das
nötige Stiftungsvolumen nach und nach aufgebracht werden. Auch
gäbe es Zusagen, einzelne Orchesterstellen mittelfristig von
dritter Seite finanziert zu erhalten. Eine derartige finanzielle
und arbeitsrechtliche Lösung sucht und empfiehlt derzeit eine
Arbeitsgruppe, in der Bund, Land, Deutsche Orchestervereinigung,
Regierungspräsident und der Trägerverein des Orchesters
wie dessen rührige Förderungsgesellschaft unter der Federführung
der Hypothekenbank Essen beteiligt sind.
Dritte Musikakademie für Bayern
Alteglofsheim will Arbeit der Partnereinrichtungen ergänzen
In Alteglofsheim, südlich von Regensburg, wurde am 22. September
Bayerns dritte Musikakademie, die seit Mitte letzten Jahres eingeschränkt
in Betrieb war, offiziell eröffnet. Das prächtige Barockschloss,
das die Akademie beherbergt, wurde vom Freistaat für rund 55
Millionen Mark komplett saniert. Darüber hinaus wurden ein
Übernachtungstrakt und ein Konzertsaal (unser Bild) neu errichtet.
Die Akademie soll die Arbeit der stark frequentierten Einrichtungen
in Hammelburg und Marktoberdorf entlasten und mit drei thematischen
Schwerpunkten ergänzen: Musik und Gesundheit, Musik
und drittes Lebensalter, Musik und Neue Medien.
Toblacher Komponierhäuschen
Im zwanzigsten Jahr seines Bestehens ist das Gustav-Mahler-Festival
in Toblach auf vier Wochen ausgedehnt worden. Das im kleinen Ort
omnipräsente Konterfei des Komponisten, der hier in den Jahren
1908 bis 1910 jeweils seinen Sommerurlaub verbrachte, sollte Touristen
und ein bildungsbeflissenes Publikum auf das noch umfangreichere
Programm aufmerksam machen, das Konzerte, Ausstellungen, Vorträge
und die Verleihung des renommierten Schallplattenpreises Toblacher
Komponierhäuschen umfasste. Fürs Jahr 2000 sind
drei Preise von einer internationalen Jury mit Jonathan Carr, Christoph
Schlüren, Gregor Willmes, Werner Pfister und Attila Csampai
als Vorsitzendem vergeben worden: In der Kategorie Wiederveröffentlichungen
die bei BBC Legends erschienene Aufnahme Das Lied von der
Erde mit dem BBC Northern Symphony Orchestra unter der Leitung
von Jascha Horenstein, die als eine der tiefschürfendsten
Interpretationen gewertet wurde; als Neuproduktion die Symphonie
Nr. 7 mit dem London Symphony Orchestra unter Leitung von
Michael T. Thomas, deren ironisch-trockene Deutung hervorgehoben
wurde, und schließlich der Sonderpreis für das Lebenswerk
im Dienste Gustav Mahlers an die Legacy Edition Otto
Klemperer. hdg
Hoffmanns Erbe
Mit Hilfe eines umfangreichen Vermögens, das der Staatsbibliothek
zu Berlin von der verstorbenen Berlinerin Christa Kardi vermacht
wurde, konnte das Haus wertvolle Stücke aus dem Nachlass des
Dichters und Komponisten E.T.A. Hoffmann erwerben. Das war auch
gleichzeitig die Auflage der Erblasserin. Somit kann die Bibliothek
an die Tradition, die der Hoffmann-Forscher Hans von Müller
(18751944) begründet hatte, wieder anknüpfen. Von
Müller schaffte in den 30 Jahren seiner Zugehörigkeit
zur Staatsbibliothek umfangreiche Hoffmann-Literatur an. Mit dem
Kardi-Nachlass können nun diese Kriegslücken durch den
Ankauf der Spezialsammlung des Hoffmann-Liebhabers und -Kenners
Hans-Dieter Holzmann gefüllt werden.
Hokuspokus
Stadtkämmerer spielen gern Zauberer. Erst haben sie gar nichts
in der Hand, dann auf einmal, Hokuspokus, ziehen sie die Tausender
aus dem Zylinder. Sie sind die Größten. Und die von ihnen
mit dem Geld Bedachten, lobpreisen sie in Wortkatarakten im Programmheft.
Aktueller Vorgang: In Hamburg erhält das gerade wieder ins
Leben zurückgerufene Musikfest 2000 von der Kulturbehörde
110000.Mark Zuschuß, nicht gewaltig, aber immerhin etwas.
Den Pferdefuß der hochherzigen Zuwendung erkennt erst derjenige,
der den Haushaltsentwurf der Kulturbehöre studiert: die Summe
wurde dem Posten Sonstige Musikpflege entzogen. Aus
dieser Etatposition werden unter anderem Popularmusik, Nachwuchsmusiker,
Amateurmusik, freie Gruppen, die Musik für Kinder und Jugendliche
gefördert. Jetzt hat der Präsident des Landesmusikrates
Hamburg, Wolfhagen Sobirey, den politisch zuständigen Gremien
der Hansestadt einen sachlich-energischen Brief geschrieben. Obs
hilft?
Gesteigerter Absatz von Tonträgern
Gute Neuigkeiten von der Tonträgerindustrie für die
Tonträgerindustrie: Die deutschen Musikhörer/-innen möchten
immer weniger auf Musik aus der Konserve verzichten und nahmen der
Industrie im ersten Halbjahr 2000 3,5 Prozent mehr Tonträger
als im gleichen Zeitraum 1999 ab. Damit gingen insgesamt 120,4 Millionen
CDs, MCs, LPs und Singles über die Ladentheken, meldet der
Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft. Den Löwenanteil
an der Verkäufen hat die CD, die 84,5 Millionen Mal (4,4 Millionen
Mal mehr als im Vorjahreszeitraum) an den Mann oder die Frau gebracht
wurde. Damit ist sie das erfolgreichste Musikmedium der Branche,
während Singles und LPs keine nennenswerten Änderungen
in ihren Verkaufszahlen verzeichnen und der Absatz von MCs wieder
deutlich zurückgegangen ist.
Unberücksichtigt bleiben in dieser Statistik die neuen Impulse
aus dem E-Commerce in Form von Online-Mailorders oder digitalen
Downloads und die neuen Speichermedien DVD und SACD. Sorgen bereiten
weiterhin die illegal gebrannten CD-Kopien und die Internet-Piraterie.
Korg & Citronic
Die Firma Korg & More vertreibt ab sofort auch die DJ-Produkte
der englischen Firma Citronic. Damit möchte sie das untere
und mittlere Preissegment besser abdecken und so zusammen
mit den High-End-Produkten der Firma Vestax seinen DJ-Kunden
für jeden Bereich eine Equipment-Lösung anbieten. Außerdem
ist Korg Allein-Vertreiber seiner Marken Korg, Vestax, Evolution,
Studiomaster und Citronic in Österreich.
Grotrian-Steinweg schützt Umwelt
Umweltschutz spielt auch bei Instrumentenherstellern eine immer
wichtigere Rolle. Aus Artenschutzgründen verzichten Klavierbauer
schon lange auf Elfenbein als Tastenbelag und haben ihn durch einen
Kunststoff ersetzt, der gegenüber dem Naturmaterial den Vorteil
besitzt nicht zu vergilben. Auch in der Lackier- und Heiztechnik
gehen die Hersteller umweltfreundliche Wege. So hat die Firma Grotrian-Steinweg
ihre Lackieranlage mit einem neuen Belüftungssystem und einer
Farbschlamm-Trennanlage ausgestattet, die Lacküberschüsse
aus dem Auffangwasser heraustrennen kann und so Umwelt und Mitarbeiter
erheblich weniger mit Lackresten belastet. Auch die Heiztechnik
der Holzlagerung und Lacktrocknung wurde erneuert: Die neue Heizung
besitzt nun einen Wirkungsgrad von 96 Prozent. Zusammen mit der
Verwendung von emissionsfreien Werkstoffen und Oberflächenbeschichtungen
macht dies Grotrian-Steinweg zu einem der derzeit wohl umweltfreundlichsten
Instrumentenhersteller.
Tarifpolitik Berliner Orchester
Der Deutsche Bühnenverein hält eine grundlegende Änderung
in der Tarifpolitik für die Berliner Orchester für dringend
notwendig. Der Geschäftsführende Direktor des Bühnenvereins,
Rolf Bolwin, forderte Anfang September in Köln die Deutsche
Orchestervereinigung auf, den Berliner Tarifvertrag abzuschließen,
der die Musiker der verschiedenen Orchester der Hauptstadt verpflichtet,
sich im Rahmen der tarifvertraglichen Arbeitszeit gegenseitig kostenlos
auszuhelfen.
Als die Berliner Symphoniker von der Auflösung bedroht waren,
habe die Deutsche Orchestervereinigung selbst diesen Tarifvertrag
zur Entlastung des angespannten Kulturhaushaltes propagiert. Nun,
nachdem die Entscheidung über den Fortbestand der Berliner
Symphoniker gefallen ist, lehne die Orchestergewerkschaft die Unterschrift
unter diesen Tarifvertrag ab. Dies ist ein Denken in Kategorien,
die alles andere als zeitgemäß sind, kommentierte
Bolwin das Vorgehen der Orchestergewerkschaft.
Auch das Orchester im Theater des Westens hätte nach Auffassung
von Direktor Rolf Bolwin gerettet werden können, wenn im Frühjahr
2000 der für dieses Orchester vom Bühnenverein vorgeschlagene
Haustarifvertrag abgeschlossen worden wäre. Die Deutsche Orchestervereinigung
habe jedoch den Abschluss unglücklicherweise verzögert.
Außerdem stellt der Bühnenverein in Frage, ob angesichts
der großen Anzahl von Orchestern in Berlin an den zur Zeit
geltenden großzügigen Arbeitszeitregelungen und ähnlichen
Vorzügen festgehalten werden könne.
AltaVista schrumpft
Das amerikanische Internet-Unternehmen AltaVista will vor dem
geplanten Börsengang ein Viertel seiner Belegschaft entlassen,
um schneller in die Gewinnzone zu gelangen. Wie das kalifornische
Unternehmen mitteilte, sollen um die 225 Mitarbeiter ihre Kündigung
erhalten. Schwarze Zahlen werden vom 31. Januar 2001 an erwartet,
zitierte die Wirtschaftsagentur Bloomberg den AltaVista-Chef Rod
Schrock. Die Muttergesellschaft CMGI, ein Risikokapitalgeber, hatte
den Börsengang im April wegen der schlechten Börsenstimmung
verschoben. CMGI hatte AltaVista im vergangenen Jahr von Compaq
gekauft. AltaVista kündigte außerdem an, sich aus dem
Portalgeschäft zurückziehen und auf die Suchtechnik konzentrieren
zu wollen. AltaVista hat seit seiner Gründung rund 800 Millionen
Dollar Verlust eingefahren.
Musikmessen
Die 7. Rieder-Musik-Fachmesse im Innkreis in der österreichisch-bayerischen
Grenzregion zeigt zwischen dem 5. und 8. Oktober Musikinstrumente,
Zubehör, Musikelektronik und Produkte von Musikverlagen und
Fachverbänden. Die Messe ist verbunden mit einem Musikschul-Kongress
und einem Tag der Blasmusik.
Der 13. Musikmarkt-Salon für Musikinstrumente und Zubehör
für Streichinstrumentenbau ist ab 13. Oktober für drei
Tage im Centro Culturale von Cremona geöffnet. Vom 7. bis 15.
Oktober werden in der Camera di Comercio die im 9. Wettbewerb beteiligten
380 Streichinstrumente aus 33 Ländern gezeigt, die von einer
aus Geigenbauern und Musikern zusammengesetzten Jury beurteilt wurden.
Bis 22. Oktober geöffnet ist im Museo Civico die Ausstellung
Cremoneser Streichinstrumentenbau von der Renaissance bis zur Romantik.
Walter-Benjamin-Gesellschaft
Im französisch-spanischen Grenzort Portbou, der Ort, in dem
sich Walter Benjamin auf der Flucht vor den Nationalsozialisten
1940 das Leben nahm, wurde im September eine internationale Walter-Benjamin-Gesellschaft
gegründet. Der Gründung der Gesellschaft folgte ein Kongress
über den Philosophen an der Universität in Barcelona.
Die Bonner Historikerin Ingrid Scheurmann ist Organisatorin des
Kongresses. Die International Walter Benjamin Society will Benjamins
Werk fachübergreifend diskutieren und in Portbou eine Casa
Benjamin zur Präsentation von Werk und Leben des Philosophen
einrichten.
Wer sich neben Walter Benjamin auch für Bildende Kunst und
Zeitgenössische Moderne interessiert, dem sei folgendes Buch
empfohlen: Passagen. Kreuz- und Quergänge durch die Moderne
von Peter Rautmann und Nicolas Schalz. Es ist eine Hommage an Walter
Benjamin und fußt auf seinen Passagen-Fragment.
Auf rund 1.300 Seiten befassen sich die Autoren mit den verwinkelten
ästhetischen Strömungen der Kunst der letzten 30 Jahre,
ihren inneren und historischen Bezügen. Mit zwei Klangbeispiel-CDs
und einem Farb- und Notentafelteil ist das umfangreiche Werk 1998
bei der ConBrio Verlagsgesellschaft in Regensburg erschienen.
EMI-Warner
Die Wettbewerbskommission der EU steht der geplanten Fusion der
Musikkonzerne EMI und Warner Music ablehnend gegenüber. In
einem Entwurf zu einer Untersagungsverfügung erhebt die Kommission
vor allem Bedenken gegen die übermächtige Marktstellung
des vereinten Unternehmens. Warner-EMI würde über rund
die Hälfte der in Europa registrierten Rechte an Nutzung und
Vertrieb von Musik verfügen. Neben der Dominanz in den Musikläden
befürchtet die Kommission eine übermächtige Stellung
von EMI-Warner beim Musikvetrieb über das Internet und Kabel-TV.
Anlass dazu ist die geplante Fusion der amerikanischen Medienriesen
AOL und TimeWarner, Muttergesellschaft von Warner Music. Bei einer
Untersagung wird damit gerechnet, dass EMI an eine andere Gruppe
gehen könnte. Als Interessenten werden Bertelsmann sowie der
spanische Telekommunikationsriese Telefónica gehandelt.
Schul-Projekt GanzOhrSein
Der Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik der
Ludwig-Maximilians-Universität München will mit dem Projekt
GanzOhrSein die Hör- und Zuhörgewohnheiten
von Schulkindern fördern. Handlungsbedarf für ein solches
Projekt besteht zweifelsohne. Nimmt doch die Bereitschaft, bewusst,
ausdauernd und konzentriert zuzuhören, bei Kindern zunehmend
ab. In Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk und dem Verein
Zuhören des Hessischen Rundfunks werden an zehn
Münchner Grundschulen Hörclubs eingerichtet. Die Schüler
werden mit Hörspielen, Lesungen und anderen Fantasie anregenden
Angeboten konfrontiert. Gefördert wird das Projekt durch den
Rundfunk, der das Hör-Material liefert, die Sparkasse, die
die Anschaffung von Stereoanlagen ermöglichte, und der Bund-Länder-Kommission
für Bildungsplanung und Forschungsförderung, die ein Schwerpunktprogramm
Kulturelle Bildung im Medienzeitalter anbietet. Professor
Joachim Kahlert leitet die Projektgruppe der Universität. Er
kritisiert, dass Zuhören und Hören nicht als pädagogische
Aufgabe begriffen, sondern als gegeben vorausgesetzt wird. Zu den
Bausteinen des Projektes gehört neben Sprechen und Sprache,
Theater und Musik natürlich auch der
Bereich Radio.
18. Köthener Bach-Festtage
Die 18. Köthener Bach-Festtage wurden im September mit einer
multimedialen Aufführung des Wohltemperierten Klaviers
(1) eröffnet. Künstler sowie Studenten der Medieninformatik
an der Fachhochschule Anhalt setzten die Komposition von Bach in
Bezug zu modernen Medien. Dabei wurden die Stimmungen des zum Zeitpunkt
seiner Entstehung als revolutionär geltenden Werkes mit Hilfe
eines Computer dargestellt. Insgesamt standen 16 Konzerte und Veranstaltungen
auf dem Programm der Festtage. Etwa 200 Mitwirkende aus Großbritannien,
den Niederlanden, Polen, Österreich und Deutschland gestalteten
die Aufführungen an den ehemaligen Bach-Wirkungsstätten.
Nach Angaben der Stadt stand ein Etat von 450.000 Mark zur Verfügung.
Komponistenwettbewerb
Der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im Bundesverband der Deutschen
Industrie e.V. wird eine Komposition für Klarinette und Live-Elektronik
im Rahmen eines Jubiläumskonzertes zum 50-jährigen Bestehen
des Kulturkreises in der Kölner Philharmonie am 30. September
2001 zur Aufführung bringen. Die Uraufführung erfolgt
durch den Klarinettisten Wolfgang Meyer. Am Tag zuvor sollen im
Rahmen eines Gesprächskonzertes
sowohl diese neue Komposition wie auch elektronische Werke für
Tonband vorgestellt werden. Die Ausschreibung für Klarinette
und Live-Elektronik ist mit einem Stipendium in Höhe von 15.000
Mark verbunden. Das Stück soll zirka zehn Minuten
dauern und den Raum der Philharmonie durch mehrkanalige Raumklangsteuerung
einbeziehen. Bewerberinnen und Bewerber dürfen die Altersgrenze
von 32 Jahren nicht überschritten haben und müssen in
Deutschland leben. Bewerbungen sind bis zum 30. November 2000 zu
schicken an den Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e.V.,
Breite Straße 29, 10178 Berlin.
Neue Bach-Forschung
Dem Cembalisten und Dirigenten Siegbert Rampe und dem Musikwissenschaftler
Dominik Sackmann ist es gelungen, das Rätsel um Entstehungsgeschichte
und Datierung von Johann Sebastian Bachs Orchester- und Kammermusik
zu lösen, meldet die Schweizer Stiftung Christoph Delz. In
den letzten 30 Jahren hatte sich in der Bach-Forschung die Auffassung
durchgesetzt, dass Bachs Konzerte frühestens 1714, zum großen
Teil jedoch erst zwischen 1730 und 1740 in Leipzig komponiert wurden.
Dagegen weisen Rampe und Sackmann in ihrem soeben erschienen Buch
Bachs Orchestermusik nach, dass Bach bereits um 1705
Konzertsätze schrieb. Einige der erhaltenen Orchester- und
Kammermusikwerke entstanden bis 1717 in Weimar, die allermeisten
aber bis 1720 in Köthen. Die spätesten Konzertkompositionen
Bachs sind die Brandenburgischen Konzerte Nr. 4 und 2. Auch die
Orchestersuiten Nr. 1 bis 4 entstanden bis 1723. Danach beschränkte
sich Bach darauf, Konzerte und Orchestersuiten neu zu instrumentieren.
So ist es rund 30 Jahre nach der bahnbrechenden Datierung von Bachs
Vokalmusik nun möglich, die Entstehung fast aller seiner Werke
nachzuvollziehen. Das Buch ist bei Bärenreiter erschienen.